Das Absolute berühren: Aikido versus Religion und Philosophie Teil 1

Die Fußstapfen des Meisters…

Den Titel dieses Essays habe ich hauptsächlich aus ästhetischen Gründen gewählt – er ist keine exakte Beschreibung des Inhaltes. Ich schlage vor, Aikido und Religion und Philosophie nur in einem sehr allgemeinen Sinn einander gegenüberzustellen und will nicht behaupten, daß sie sich gegenseitig ausschließen.

Es stellen sich jedoch einige Fragen. Vielfach wurden Ansprüche an die Wirksamkeit des Aikido erhoben – nicht nur im Sinne eines Systems zur Selbstverteidigung. Dem Üben spricht man eine Dimension zu, die „spirituell“ genannt werden kann. Aber dazu müssen einige Fragen gestellt werden. Kann die Ausübung des Aikido einem Menschen dabei helfen, ein guter Christ, Moslem, Agnostiker – oder sogar Atheist zu sein? Und wenn ja: wie? In welchem Sinne kann man von der Ausübung des Aikido sagen, sie „vervollständige“ das spirituelle und sittliche Leben zum Beispiel eines praktizierenden Christen? Gibt es irgendwelche Beziehungen zwischen dem Aikido als spiritueller Beschäftigung und Mystizismus? In welchem Sinne kann Aikido als „sakramental“ bezeichnet werden? In anderen Worten, führt die Aikido-Praxis automatisch zu erstrebenswerten spirituellen Ergebnissen? Ist es sinnvoll, von Aikido als einer Philosophie zu sprechen oder einem philosophischen System? Wenn nicht, worin liegt der Unterschied?
Der Gründer war tief religiös und der Meinung, daß dieser Aspekt der wichtigste Aspekt des Aikido sei. Hier ist als Beispiel eines seiner Worte, zufällig ausgewählt aus einer zeitgenössischen Aikido-Zeitschrift:

„Budo ist ein göttlicher Weg, gegeben von den Göttern, der zur Wahrheit, Güte und Schönheit führt; es ist ein spiritueller Weg, der die unendliche, absolute Natur des Universums und die endgültige Größe der Schöpfung widerspiegelt.“(1)

Das erscheint ganz entschieden spirituell, gar religiös, doch dieser Aspekt scheint wenig zu gelten nach dem Tod des Gründers. Das Training wird sicherlich als „gut für jemanden“ betrachtet, und wir hören Sätze wie „Selbsterfahrung“ oder „sein Potential entdecken“. Aber selten ist die Andeutung vertreten, Aikido verlange eine ganz bestimmte spirituelle Bindung. In einigen Ländern wird Aikido in Sport- oder Fitness-Zentren gelehrt. So ist schnell die Verbindung hergestellt zwischen einem „guten Workout“ und „gutem Training“ – aber ist das alles, worum es geht? „Nein“, werden Sie wahrscheinlich antworten. Doch was fehlt in einem „guten Workout“, für das ein „gutes Training“ sorgt?

Welcher Religion gehörte Morihei Ueshiba, der Gründer des Aikido an? Es war ein Amalgam aus shintoistischen und buddhistischen Glaubenssätzen und einer Meditationspraxis, wie sie die Omoto-Religion vertrat. Einige von Morihei Ueshibas Schülern deuten an, daß er beispielsweise Shinto dem Zen vorzog, aber das muß nicht heißen, daß er als Shintoist bezeichnet werden kann.(2) Seine „Bibel“ waren das Kojiki und Nihon-Shoki, Sammlungen alter japanischer Mythen und Legenden, und die außergewöhnliche Sammlung nachdenklicher Erzählungen, zusammengestellt von Onisaburo Deguchi, die bekannt wurde als Reikai Monogatari („Erzählungen von der spirituellen Welt“).

Während des Trainings pflegte der Gründer ausgiebig „Spirituelles“ zu diskutieren, aber fast keiner seiner Schüler behauptete von sich, diese Inhalte wiedergeben zu können oder sich auch nur daran zu erinnern. Also neigten diese Schüler dazu, die Dinge, die ihnen vertraut waren, ihr tägliches Training auf den tatami zu trennen von dem, was ihnen fremd blieb, wie die Shinto-Mythologie und die kotodama-Lehre. Der Gründer jedoch trennte nicht und schien sich zunehmend damit zu beschäftigen. Nach dem 2. Weltkrieg, als das Aikikai Hombu von Iwama zurück nach Tokyo zog, verbrachte der Gründer die meiste Zeit dort oder in Iwama, oder damit, seine Schüler in ganz Japan zu besuchen (nebst einem Besuch im Ausland, in Hawaii). Er scheint eine kleine Rolle gespielt zu haben bei der weiteren Entwicklung des Nachkriegs-Aikido und wurde eher zu einer Art Aikido-Ikone. Die übliche Erklärung ist, daß der Gründer mit seinen eigenen „spirituellen Studien“ beschäftigt war, was nahelegt, daß diese Studien uns nicht betreffen, und daß das „eigentliche“ Geschäft des Lehrens und der Verbreitung des Aikido als einer Nachkriegskunst seinem Sohn Kisshomaru Ueshiba überlassen war.

Es wurde sogar angedeutet, daß das Aikido des Gründers sich unterscheide von dem Aikido anderer Leute. In gewissem Sinne ist das wahr, wenn auch trivial; in einem anderem Sinne hätte diese Annahme, wenn wahr, weitreichende Folgen für das Aikido und seine Entwicklung.(3) So muß man mindestens die Frage stellen: wie notwendig sind die spirituellen Studien des Gründers für eine Meisterschaft im Aikido, im allgemeinen Sinne?(4) Der Gründer scheint seine späteren Jahre damit verbracht zu haben, jedem von diesen Studien zu erzählen, aber niemand scheint ihm zugehört zu haben – oder ihn verstanden zu haben. Ist das ein Problem für Leute wie uns, die wir ihn nie kennengelernt haben?

Mehrere Bücher von John Stevens und zahlreiche Artikel in Aikido Tankyu (‘Aikido-Forschung’), der halbjährlichen Publikation des Aikikai Hombu, lieferten den hauptsächlichen Anstoß für diesen Essay. Stevens hat eine Biographie über den Gründer und mindestens drei Bücher geschrieben, die man „das religiöse und philosophische System des Gründers“ nennen könnte. Aikido Tankyu ist eine reiche Quelle an Material, das eine breite Leserschaft verdient. Ich habe jahrelang Universitätsseminare gegeben über frühe Schöpfungsmythen und in diesem Zusammenhang das Kojiki und die Bibel studiert.(5)

(Die Ironie, daß ein Ausländer Japanern traditionelle japanische Kultur nahebringt, entging einigen meiner japanischen Universitäts-Kollegen nicht – sie gestanden mit schamroten Gesichtern, das Kojiki nie gelesen zu haben.) Dieser Essay diskutiert eine Vielzahl von Themen in Bezug auf Aikido und Religion, von denen einige durchaus streitbar sind, vom Standpunkt eines Menschen aus gesehen, der von der anderen Seite ausgeht: ein gläubiger Christ (katholisch in meinem Fall), aufgewachsen in einer westlichen intellektuellen und religiösen Tradition. Noch sind keine Schlüsse gezogen, meine generelle Annahme ist, daß die Vorgehensweise, ein Thema sorgfältig zu diskutieren und Fragen aufzuwerfen genauso wertvoll ist, wie Antworten zu finden. Andere, Gläubige wie nicht-Gläubige, mögen angeregt werden, zuzustimmen oder, vorzugsweise, den Punkten zu widersprechen, die hier zum Ausdruck gebracht wurden.

Die augenfälligen Unterschiede zwischen dem Aikido, wie es der Gründer selbst sich vorstellte, und dem Aikido, das von seinem Sohn Kisshomaru Ueshiba praktiziert wurde, werfen an sich eine interessante, aber schwierige Fragestellung auf, und dies ist ein Grund – abgesehen von der Länge – weshalb ich diesen Essay in zwei Teile aufgeteilt habe. Der Hauptaspekt des ersten Teils ist der Gründer, Morihei Ueshiba. Teil zwei folgt später und behandelt seinen Sohn Kisshomaru Ueshiba und generelle Fragen nach Aikido als eine Philosophie.

Die Gesichter des Göttlichen

Im Hombu Dojo gab es einen kamidana (einen Altar für die Hausgötter), wo der Gott der Kriegskünste verehrt wurde: Take-mika-zuchi-no-kami.(6) Als das Aikido nun international bekannt wurde und immer mehr nicht-Japaner kamen, um im Hombu zu trainieren, brach diese Tradition der Verehrung ab.

Was war so unangenehm an der Praxis der Verehrung der Hausgötter am kamidana, daß sie aufgegeben wurde? Wenn der Grund darin bestand, zu vermeiden, daß die nicht-Japaner den Eindruck bekämen, Aikido sei eine Religion oder eine Art von religiösem Glauben sei nötig, um es auszuüben, dann ist das ein Paradox. Der Gründer des Aikido dachte sich die Kunst des Aikido als eine religiöse Handlung und verwandte viel Zeit seines Lebens darauf, zu kommunizieren mit den verschiedenen Gottheiten, die er verehrte, gleichwohl scheint die „Internationalisierung“ des Aikido die Aufgabe von etwas verursacht zu haben, das ein entscheidender Bestandteil der Praxis im zentralen Dojo ausmachte. Spielt das eine Rolle? Vielleicht nicht, doch dieses Paradoxon sollte die Aikidoka wenigstens dazu ermuntern, die tief enthaltenen und lang gepflegten Konzepte des Göttlichen neu zu untersuchen.(7)

Bevor wir fortfahren, müssen wir das oben gegebene Zitat genauer anschauen und uns etwas klarer darüber werden darüber, wie sich der Gründer Gott oder das Göttliche vorstellte, denn das japanische Konzept des Göttlichen ist sehr ungewöhnlich. Es gibt mindestens vier Wege, Gott und Theismus zu betrachten: 1. den traditionellen Theismus, 2. den Pantheismus, 3. den Panentheismus und 4. die Glaubenssätze, die Shinto genannt werden, den „Weg der Götter“.

1. Der traditionelle Theismus (choetsu-shinron: „transzendenter Theismus“ auf Japanisch) nimmt die Existenz eines ewigen, allwissenden, allmächtigen Gottes an, der ontologisch getrennt ist von der Welt, die Er geschaffen hat. Der Glaube an einen solchen Gott ist ausschließend in dem Sinne, daß es nicht möglich ist, an weitere Götter zu glauben. Nichtsdestotrotz gibt es Unterschiede in der Art, wie die Gläubigen an so einen Gott sich Sein Verhältnis zur Welt und zu den Menschen vorstellen. Einige Christen glauben beispielsweise an eine persönliche Beziehung, die vollständig auf dem Glauben basiert, während andere an ein System von Sakramenten glauben mit Zeremonien, die ein viel engere persönliche Beziehung vermitteln (durch die Lehre der Gnade) als eine Beziehung, die hauptsächlich auf dem Glauben beruht. Die katholische Zeremonie der Messe und der Heiligen Kommunion ist ein Beispiel für eine sakramentale Beziehung. Auf diese Weise hat die Tatsache, daß Gott ontologisch getrennt ist von der Welt in keiner Weise zur Folge, daß Gott keine Beziehung zu den Menschen hätte. Die meisten Christen glauben, daß Er eine hat, und daß diese Beziehung gegenseitige Liebe ist.

2. Der Pantheismus (hanshinron auf Japanisch) geht davon aus, daß Gott und die Welt in einem abstrakten Sinne dasselbe sind. Somit ist dem Universum und seinen Gesetzen eine göttliche Dimension gegeben, und die Menschen haben das Ziel, irgendwie eine Harmonie mit dem Universum zu erreichen. Der Pantheismus hat eine ältere Geschichte als der Monotheismus und ist vielfältig, von den antiken griechischen Philosophien über den Buddhismus bis hin zu den politischen Systemen von Philosophen wie Spinoza. In diesem Fall gibt es keinen Glauben an ein oder mehrere Wesen, die „Gott“ genannt werden.

3. Der Panentheismus (ban’yu-shinron: Gesamtschöpfungs-Theismus auf Japanisch) geht davon aus, daß die gesamte Schöpfung in gewissem Sinne göttlich ist, dergestalt, daß die frühe Menschheit nicht unterschied zwischen einem Gott im Himmel und einem Gott in allen natürlichen Dingen. Diese Form des Theismus erlaubt den Glauben an die Existenz einer Vielzahl von Göttern und nimmt an, daß Gläubige verschiedenartige Aktionen ausführen in Übereinstimmung mit diesen Glaubenssätzen.

4. Der Shintoismus (kannagara-no-michi, auf Japanisch) nimmt an, daß Gott sowohl außerhalb als auch innerhalb der Welt ist. In gewisser Weise schließt der Shintoismus alle drei zuvor genannten Glaubenswege ein. Gott ist gleichzeitig getrennt von allen Dingen und doch in allen Dingen als ihr Mittelpunkt. So scheint der Shintoismus das beste beider Welten zu enthalten. Das Problem ist, daß der Begriff „Gott“ eine moderne Übersetzung des japanischen Begriffes „kami“ ist – und nicht unbedingt adäquat. Im Japanischen gibt der Begriff „kami“ eine ungewöhnlich weite Kategorie ab: die Gottheiten, die das Kojiki bevölkern und die verantwortlich waren für die Schöpfung der Welt; Gottheiten, von denen man denkt, sie wohnen in Personen, Orten, sogar bestimmten Arten von Handlungen. Nebenbei sind kami nicht die einzigen Bewohner der spirituellen Welt, die Macht über die Menschen haben. Den Seelen der Toten, sogar Tieren wie Füchsen, Hunden oder Schlangen schreibt man bestimmte spirituelle Kräfte zu. Inari-sama, ein Fuchs, wird als Gottheit verehrt. Diese Form des Glaubens nimmt hier wie auch im Panentheismus an ein großes Pantheon von Gottheiten und anderen spirituellen Wesen an, und setzt auch voraus, daß Gläubige verschiedenartige Handlungen vollziehen müssen, um mit diesen Wesen zu kommunizieren.(8) Es gibt also den Glauben, daß eine solche Kommunikation erreicht werden kann bei bestimmten Personen, die eine Art von besonderer Ausbildung durchlaufen haben.

Es sollte aus dieser Skizze hervorgehen, daß ein Anhänger des Shintoismus einen Blick auf das Göttliche hat, der sich zum Beispiel grundsätzlich von dem eines praktizierenden Christen unterscheidet. Um das Beispiel des Katholizismus zu nehmen, mit dem ich am vertrautesten bin: der katholische Christ glaubt an einen Gott, wenn auch dreieinig, und der Inhalt dieses Glaubens wurde mit der Zeit veredelt durch die christliche Theologie. Er kann ausgedrückt werden in Form eines Glaubensbekenntnisses, und die Folgerung ist, daß diejenigen, die diesem Glaubensbekenntnis nicht zustimmen, nicht als Katholiken bezeichnet werden können. Überdies zieht dieser Glaube gewisse Verpflichtungen nach sich. Der katholische Christ muß bestrebt sein, ein moralisches Leben zu führen, which means, daß das Leben eine Form der Imitation Christi ist, und dieses Leben schließt Gebet und Teilnahme an bestimmten Ritualen mit ein. Mönche und andere haben versucht, über diese Norm hinauszugehen und eine mystische Einheit mit Gott zu erreichen, alle aber haben betont, daß dies niemals allein aus menschlicher Anstrengung heraus erreicht werden kann: es ist ein reines Geschenk, und es ist nicht beschränkt auf Personen, die eine spezielle Ausbildung durchlaufen haben. Es sollte auch betont werden, daß der Katholizismus eine gewisse Exklusivität hat: ein katholischer Gläubiger zu sein schließt scheinbar andere Formen von Theismus aus. So folgt anscheinend, daß ein Katholik sich schwertun wird, Aikido auszuüben, wenn dies als eine äußere Form einer Religion verstanden wird.

Man beachte, daß ein katholischer Christ nicht gezwungen ist, die Welt als irgendwie „böse“ anzusehen. Wegen der ontologischen Trennung Gottes von der Schöpfung und der Ereignisse, die im Buch Genesis festgehalten sind, wird oft gedacht, die Welt sei grundsätzlich böse. Unsere Ahnen begingen eine schwerwiegende Sünde, und infolge dessen war die Schöpfung beschädigt. Es ist wahr, daß die Genesis viele Veränderungen als Ergebnis des Sündenfalles überliefert: der Tod und die „Schmerzen“ der Kindsgeburt sind Beispiele. Dennoch setzt der manichäische Naturbegriff mehr voraus, als das biblische Zeugnis überliefert, und der Unterschied zwischen japanischen und christlichen Naturbegriffen, den manche Japaner aufgestellt haben, hat kein festes Fundament. Im Aikido wird oft betont, daß wir uns harmonisieren müssen mit der Natur oder „dem Universum“, und man könnte denken, das dieses ungeheure Unternehmen schwerer sei für jemanden, der an Sündenfall und Ursünde glaubt. Ich denke nicht, daß das stimmt.(9)
Fußnoten
1. Dieses Zitat steht auf S. 25 im Aikido Today Magazine, #74 (March/April ’01).

2. Ich zweifele daran, daß der Glaube eines Shintoisten, eine Menschen, der an etwas glaubt, das „Shinto“ genannt wird, genauso betrachtet werden kann wie der Glaube beispielsweise eines Christen. Ich denke, daß weder das Objekt noch die Art des Glaubens vergleichbar sind, and I hope, das im Weiteren klar darzustellen.

3. Dies kann tatsächlich auf drei Arten verstanden werden: 1. Die einfache Art ist, daß die Ausführung des Gründers sich unterscheidet von der anderer Menschen in dem Sinne, daß Ihre Aktionen grundsätzlich anders sind als meine, weil wir ganz einfach unterschiedliche Personen sind. 2. Die wichtige Art ist, daß die Ausführung des Gründers deshalb anders ist als die eines jeden anderen, weil er der Gründer war, das heißt, er erschuf diese Kunst, und niemand kann sie je auf seinem Niveau ausüben. So gesehen könnten wir nicht einmal erstreben, sie so auszuüben, wie es der Gründer tat. Das mag durchaus so sein, doch es ist auch wahr, daß wir nach Jahren der Übung unser „eigenes“ Aikido entwickeln, und dies ist etwas, wozu wir ermutigt wurden. 3. Es gibt noch eine dritte Art, in dem Sinne, daß das Aikido als Eigentum der Ueshiba-Familie betrachtet wird.

4. Natürlich wird intensives Training so wie jedes andere körperliche Training Meisterschaft auf körperlicher Ebene bringen, aber das wird normalerweise nicht als ausreichend angesehen.

5. Die Bücher von John Stevens, auf die ich mich beziehe sind: The Secrets of Aikido (1995), Invincible Warrior (1997), beide herausgegeben von Shambala; The Essence of Aikido (1993), The Philosophy of Aikido (2001), beide herausgegeben von Kodansha International. Diese Werke sind alle äußerst anregend, können aber leicht mißverstanden werden, wenn der Leser die Kultur nicht kennt, in der der Gründer lebte und atmete. Dieser Essay soll ein Beitrag zum Verständnis sein. Ich habe die japanische Ausgabe des Kojiki benutzt, herausgegeben von A. Ogihara und K. Konosu, veröffentlich bei Kogakukan im Jahr 1973, und die englische Übersetzung von Donald Philippi, erstmals veröffentlicht im Jahr 1968 von Tokyo University Press. Es ist bedauerlich, daß Philippi’s Ausgabe die einzige wissenschaftliche Bearbeitung des Kojiki in englischer Sprache ist. Es gibt keine vergleichbaren Ausgaben des Nihon-Shoki, weswegen ich hier auch keine nenne.

6. Der kamidana (shintoistischer Familienaltar) oder butsudan (buddhistischer Familienaltar) sind wichtige Bestandteile eines japanischen Haushalts, und die Tatsache, daß man beides findet, ist nicht ohne Bedeutung. Take-mika-zuchi-no-kami („werte (männliche) Gottheit des ehrfuchtgebietenden Geistes“) ist wohl die Gottheit, die die Hauptrolle spielt im älteren Teil des Kojiki. Die Gottheit entstand, nachdem Izanagi die Feuer-Gottheit getötet hatte – eine Entstehung, die den Tod Izanamis zur Folge hatte, Izanagis Gattin, und die eine Hauptrolle dabei spielte, „das Land zu unterwerfen“ (nämlich Japan). Eine Grundeigenschaft dieser Gottheit ist, daß sie ein Schwert trägt und den Anschein erweckt, damit eine ganze Region Japans unterworfen zu haben.

7. Dieser Bericht verdankt vieles einem Artikel in Ausgabe 19 des Aikido Tankyu, geschrieben von Okumura Shigenobu Shihan mit dem Titel Shinwa ni tsuite (Mythen). Okumura Shihan lieferte eine Tabelle, die die Beziehung von Gott und den Menschen in jeder der vier Arten, Theismus zu betrachten, angibt. Die Leistung meiner Diskussion soll sein, die Unterschiede, die Okumura Shihan machte, etwas zu verwischen.

8. Einige meiner japanischen Kollegen denken, daß „Gott“ keine gute Übersetzung des japanischen Wortes „kami“ sei, weil „Gott“ christlich-theologische Untertöne habe, die „kami“ nicht zu eigen sind. Ich bin mir dessen nicht sicher. Das lateinische „deus“ ist eine Ableitung des griechischen „theos“, das, ganz natürlich, gebraucht wurde, um die vielen Götter der Griechen zu bezeichnen, die scheinbar viele (menschliche?) Eigenschaften mit den japanischen kami teilen. Die Bibel hatte kein Problem mit dem Gebrauch dieser Worte, um Jahwe und Christus zu benennen.

9. Ich denke hier an Isamu Kurita, in einem Buch mit dem Titel Setsu-Getsu-Ka-no-Kokoro, published 1987 beim Fujitsu Institute of Management. Der Titel bedeutet ‘Spirit of the Sun, Moon and Flowers’. Die englische Übersetzung des Buches trägt den Titel „Japanese Identity“.
von Peter Goldsbury
Übersetzt von Christiane Schiemann
From: Aikidojournal.com

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