Aiki ausserhalb der Matte

Der Spitzenwirkungsgrad von Wissen und Strategie ist es, Konflikte unnötig zu machen
Sun Tzu

Zu Sprechen ist ein Bedürfnis, Zuhören ist eine Kunst
Goethe

Vor ein paar Tagen wurde die Kollegin, die das SOS Handy hat, zu einem Hotel gerufen, weil ein Gast gewalttätig wurde, die Mitarbeiter beleidigt hatte und die anderen Gäste belästigte, so dass der Hotelmanager ihn aus dem Hotel verwiesen hatte.
Als die Kollegin im Hotel ankam, fragte sie den Gast ruhig, was er für ein Problem hätte, er antwortete, dass das hoteleigene Animationsteam ihn belästigte, deswegen seine Beleidigungen und ihn nicht in Ruhe liessen, damit er seine Engel fertig malen könne. Meiner Kollegin blieb keine andere Wahl als zu warten, bis der Gast einen Engel auf einem rosa Karton fertig gezeichnet und gemalt hatte, während sie uns kontaktierte, um eine andere Unterkunft für ihn zu finden. Nach ein paar Stunden half meine Kollegin dem Kunden, seine Sachen zusammen zu suchen und seinen Koffer zu packen und in ein Apartment-Komplex umzuziehen, dass wir für ihn gefunden hatten. Der Gast verbrachte den Rest seines Urlaubs friedlich in der Anlage, die zum Glück kein Animationsteam hatte, und bot allen Mitarbeitern an, ihnen zu jeder Zeit einen Engel zu malen, er wollte sogar verlängern. Meine Kollegin empfahl dem Empfangschef, dem Gast freundlich zu sagen, dass eine Verlängerung nicht möglich war, da die Anlage ausgebucht wäre, und sorgte dafür, dass der Kunde an seinem Abreisetag sicher zum Flughafen gelang und in das Flugzeug stieg. Meine Kollegin trainiert nicht  Aikido, aber wandte Aiki Grundsätze an, um die Situation zu retten, denn sonst wäre unser Gast eventuell im Gefängnis gelandet.

Der Konflikt kann in einigen Fällen unumgänglich sein. Aber der Kampf, die Konfrontation, der Zusammenstoss: sind immer optional. Wir müssen über das Warum des Konflikts nachdenken, der die Ursache für das Unwohlsein oder der Zorn der anderen Person ist, wenn möglich, uns an ihre Stelle hineinzuversetzen, um sie besser zu verstehen, ob meine Ideen und Haltung wirklich einen Streit oder etwas stärkeres anzufangen, wert sind. Wir sollten versuchen unseren Standpunkt so klar wie möglich mit Ruhe und ohne die Stimme zu erheben erklären.

Ein Aikidoka bewegt sich mit dem gegnerischen Energiefluss, so dass der Gegner ohne Verletzung entwaffnet wird. Und so müssen wir versuchen, auch ausserhalb der Matte zu handeln, den Gegner sich entladen, sich Luft machen, reden lassen, wir sind dran an unserer Ruhe zu arbeiten, so dass wir diesen Fluss von negativen Worten in etwas positives verwandeln, ihn entwaffnen, zeigen, dass seine Haltung nicht die Richtige ist, um sein Ziel zu erreichen, was auch immer, diese negative Strömung in etwas Positives verwandeln.

Vor einigen Jahren hatten wir eine Reiseleiterin, die den Gästen mehr als doppelt so viel Ausflüge als die Anderen verkaufte. Sie nutzte die Klagen oder Beschwerden der Kunden, hörte sie an, löste das Problem, und verkaufte ihnen ausserdem einen Ausflug, damit sie eine gute Erinnerung an ihren Urlaub mitnahmen.

Ich mag ein Zitat von Ayrton Senna „Das Leben ist zu kurz, um Feinde zu haben“ sehr. Klar ist es unmöglich, mit aller Welt gut auszukommen, aber vielleicht hilft uns unser Aiki, besser die Menschen neben uns zu verstehen, uns ihnen mit Ruhe, Mitgefühl und positiven Gedanken zu nähern. Das Lächeln, Lachen ist ansteckend, seien wir großzügig damit, es kostet nichts und verändert nicht nur unsere Stimmung, sondern beleuchtet alles um uns herum. Fliesse und Lebe, denn die Zeit ist kurz!

Carina

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