Dieser Artikel erschien am 10. April 1975 in der Zeitschrift “Aikido”, dem monatlichen Nachrichtenblatt des Aikikai Hombu-Dojo in Tokyo. Aus dem Japanischen ins Englische übersetzt von Stanley A. Pranin und Katsuaki Terasawa.
Die roten Pflaumen in unserem Hof stehen nun in voller Blüte. Ihr sattes Rot fällt uns auf. Während des ganzen Jahreslaufes gibt es im Hof blühende Pflanzen. Alleine im März und April blühen dort Seidelbast, Forsythien, Kamelien, japanische Quitten und Flieder. Darüberhinaus hört man den wohlgefälligen Klang der Nachtigall im Zusammenspiel mit den anderen Vögeln.
Nach dem morgendlichen Training, wenn ich mit rund hundert Schülern sitzend meditiere, dann macht uns dieser Gesang der Nachtigall vergessen, dass wir uns inmitten einer Stadt befinden. Solche Reinheit und Klarheit ist wundervoll.
Der Gründer liebte schöne und reine Dinge. Aus diesem Grund stellte er wo er auch lebte eine Verbindung mit den “Kami” (Gottheiten) her und versuchte Schönheit als Element in seine Ehrehrbietung einzubeziehen. Somit ist es verständlich, dass “Aiki” (vereinigte Energie) zu “Aiki” (Liebe) und “Daiwa” (universelle Harmonie) und wiederum zu “Daiai” (universelle Liebe) wird, mit dem höchsten Ziel einer Hymne an die der Menschheit innewohnenden Schönheit.
Selbst wenn der Gründer nur einen Hof von der Größe der Stirn einer Katze gehabt hätte, so hätte er doch Pflanzen und Blumen gesät und die Blüten gepflegt und die Schönheit der Natur kultiviert. Diese Tradition führen wir in unserem Hof fort.
Die Aktivität der Aikidowelt nimmt stetig zu. Im April kommen Schülergruppen von Firmen und aus Schulen, um zu schauen, ob Aikido ein geeigneter Weg für sie ist. Auch Menschen, die keiner besonderen Gruppe angehören, beginnen das Aikido-Training und beginnen so etwas Neues. Wenn ich im Hombu-Dojo mit diesen Menschen zusammentreffe, dann bin ich versucht hervorzuheben, wie Aikido sein und sein Kern verstanden werden sollte. Es ist sinnlos, denen lauthals Aikido-Theorie zu predigen, die von sich aus den Weg des Aikido verfolgen.
von Kisshomaru Ueshiba
Aiki News #13 (June 1975)
Übersetzt von Stefan Schröder
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