Kategorie Erinnerungen

23 Ende

Kurt und ich gingen nach wie vor in alle Filme die gegeben wurden, leisteten uns auch schon mal in einer Kneipe ein Bier, und wenn es gab, eine Portion Kartoffelsalat dazu. Die Möglichkeiten sich zu vergnügen waren recht gering. Irgendwann Anfang 1946 wurde eine Tanzschule eröffnet, wo ich mich sofort anmeldete. Tanzlehrer Lingen spielte selbst Klavier und zählte dabei die Takte des jeweiligen Tanzes den wir gerade lernten. Nach dem ersten Anfängerkursus machte ich gleich darauf den fortgeschrittenen Kursus, und dann noch zwei weitere. Jeder Kursus dauerte 6 Monate, also insgesamt tanzte ich 2 jahre 2 Mal wöchentlich jeweils zwei Stunden, ich war Feuer und Flamme, begeistert.

Gleich am Anfang gefielen mir besonders zwei Mädel, eine Blonde und eine Dunkle...

Weiter lesen

22 Hamsterfahrt Teil 2

Als mal wieder ein Paket kam, fuhren wir beide nordwärts. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was ich zum umtauschen mit nahm, es konnte sich eigentlich nur um Sachen handeln, die ich in den Ruinen gefunden hatte und einen gewissen Wert hatten . Auch dieses Mal nahmen sie dem Kurt seinen Tee ab, aber andere Sachen brauchten sie schon nicht mehr, damals hiess es in Deutschland, den Bauern fehle nur noch der Teppich im Schweinestall.

Unsere Stimmung war auf dem Nullpunkt angekommen als wir plötzlich an eine Waldschneise kamen und einen Kartoffelacker mit vielen Kartoffeln vorfanden. Sie hatten das Feld schon abgeerntet, aber sie hatten noch Kartoffeln liegengelassen zur Nachlese. Mensch unsere Augen fielen aus den Höhlen...

Weiter lesen

21 Hamsterfahrt Teil 1

Mein Gehalt war laut Vertrag im zweiten Lehrjahr auf 35,- Mark gestiegen, und im dritten Jahr wurde es 45,-Mark. Aber seit Kriegschluss war die Mark gerade noch Wert die Dinge zu erstehen, die einem an Rationen zustanden. Es galt im Lande jetzt eine andere Währung, nämlich die Zigaretten. Es war ein Schwarzmarkt von ungeheurem Ausmass entstanden. Eine Zigarette kostete 20,-Mark, aber ein Perserteppich z.B. konnte 15 Zigaretten kosten, d.h. alles was nicht offiziell verkauft wurde hatte einen Zigarettenpreis.

Denn es begann zu der Zeit eine Umverteilung der Reichtümer, die Dinge von Wert wechselten den Besitzer...

Weiter lesen

20 Kriegsende

Am 8.März 1945 bestieg ich den Zug in Winterberg Richtung Bochum. Die ersten paar Kilometer ging es normal vorwärts, aber plötzlich blieb der Zug stehen. Schon bald hörten und sahen wir den Grund: Unser Zug wurden von feindlichen Jägern beschossen. Nichts wir raus aus dem Zug und am Bahndamm platt auf den Boden. Sie kamen ein paar Mal von beiden Seiten angeflogen und schossen ihre Bordkanonen leer. Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei und der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Zu der Zeit hatten sowohl die Züge als auch Autos und Lastwagen einen Beobachtungsposten, der ständig den Himmel nach Flugzeugen absuchte, und Alarm schlug, Bis Arnheim mussten wir noch 2 Mal in Deckung gehen, dann war unsere Fahr zu Ende...

Weiter lesen

19 Arbeitsdienst

Ende 1944 bekam ich den Gestellungsbefehl fuer den Arbeitsdienst. Der Arbeitsdienst war eine Einrichtung der National Sozialisten um billige Arbeitskraft zu haben. Männer und Frauen von 17 jahren mussten 1 Jahr Arbeitsdienst leisten, und die Männer anschliessend 2 Jahre Wehrpflicht. Das war für die Zeit des Friedens gedacht, und in den jahren 1933 bis 39 baute man in Deutschland viele Autobahnen mit der Arbeitskraft dieser jungen Menschen. heute muss ich sagen, das war eine gute Einrichtung. Man stelle sich vor, es gäbe sowas in Argentinien und man brächte die Drogenabhängige Jugend aus den Diskos und den verschmierten Universitäten aufs Land Strassen zu bauen?


Am 2. Januar 1945 musste ich zu einer bestimmten Zeit am Bochumer Hauptbahnhof sein...

Weiter lesen

18 Der Krieg war verloren

Im Laufe des Jahres 1944 wurde es den meisten Landleuten klar, dass der Krieg verloren war. Es wurde zwar von Geheimwaffen geredet, die auch dann Mitte des Jahres angewedet wurden. Es waren die fliegenden Bomben, raketenbeförderte Sprengkörper mit denen hauptsächlich London und Südengland angegriffen wurden. Die Abschussrampen waren im Sauerland aufgebaut worden, wir konnten diese V-1 und später V-2 über unsere Köpfe pfeifen hören. Für die Leute in England wurde es brenzlich wenn der Pfeifton ausblieb, dann kamen sie runter.

Inzwischen hatten aber die Allierten praktisch den deutschen Luftraum beherrscht, Nachts kamen nach wie vor die „fliegenden Festungen“ und bei Tage die Jadbomber...

Weiter lesen

17 Marineschule

Ich hatte oben schon erwähnt, dass die kleinen Jungen ins „Jungvolk“ kamen und ab 12 jahren in die „Hitlerjugend“(HJ). Ich wählte die Marine HJ. Oktober 1943 schickte man mich für einen Monat ins Marinelager in Prieros. Ich bekam die Fahrkarte zugeschickt und musste zu einer bestimmten Zeit dort sein. Ich fuhr also nach Berlin Zoo, stieg in die Stadtbahn um nach Grünau, von dort weiter nach Königswusterhausen. Von dort aus hatte ich 15 km zu laufen. Die Landschaft um Berlin ist wunderschön, viele Seen und viel Wald. Der Ort Prieros ist ein ganz kleines Nest, die Marineschule lag direkt an einem See.

Für mich war dieser Monat direkt ein Urlaub, konnte man doch hier die Nächte durchschlafen. Wir bekamen eine kleine militärische Ausbildung...

Weiter lesen

16 Erste Arbeit

Kurz nachdem ich wieder zu Hause war- September 1942 – hiess es in Bochum die Engländer hätten Essen bombardiert. Alle Welt eilte nach Essen um sich das anzusehen. Es war der erste Angriff auf eine deutsche Stadt wobei Zivilisten umkamen. Es waren allerdings sehr wenige Flugzeuge eingesetzt worden und der Schaden war gering. Aber man hatte die Warnung verstanden und baute sehr schnell verschiedene Bunker, teils unterirdisch, teils Hochbunker.

Genau vor unserem Haus auf dem Westfalenplatz bauten man in Affengeschwindigkeit einen Tiefbunker. Aber es dauerte noch ein paar Monate ehe die Allierten dazu übergingen, systematisch die deutschen Städte zu zerstören. Am Anfang suchten sie sich noch militärische Ziele und Produktionsstätte aus...

Weiter lesen

15 Zweites Lager

Ich hatte mich vor allen Dingen mit dem Kurt angefreundet, sodass wir von nun an jede freie Zeit zusammen waren. Er war bei mir zu Hause wie ein Bruder und ich bei ihm wie ein Enkel. Oma S. hatte ein kleines Häuschen am Wagnerplatz, nicht sehr weit von uns entfernt. Kurts Vater war Anfang der 30. Jahre nach Argentinien gegangen, hatte die Frau und seinen Jungen in Bochum bei der Oma gelassen. Er hatte in Paris seine Geliebte und spätere Frau Hella S. kennengelernt und nach Argentinien mitgenommen.

Aber ausser Kurt hatte die Oma noch einen Enkel im Haus, ein Sohn ihres Sohnen der schon viel früher nach Argentinien ausgewandert war, dort eine Einheimische „Negrita“ geheiratet hatte aus deren Ehe Heinz entspross...

Weiter lesen

14 Lager im Schwarzwald

Ende 1940 brachte die Regierung unter dem Namen „Kinderlandverschickung“ einen Plan heraus, um die männlichen Jugendlichen aus den Revierstädten für eine Zeit aufs Land zu schicken, um sie in Lagern aufzuziehen und zu unterrrichten. Mir ist nicht bekannt geworden, dass auch Mädel verschickt wurden, ebensowenig, dass das Programm auf andere Städte ausgedehnt wurde. Trotzdem zu der Zeit die Ruhrstädte noch nicht von feindlichen Flugzeugen bedroht waren, ahnte man damals sicher schon von den späteren Bedrohungen. Das Unternehmen war freiwillig, wir wurden also nicht gezwungen mitzumachen. Die Regierung verfolgte natürlich damit erstens: die späteren Soldanten den evtl. Bombenangriffen fernzuhalten und zweitens Ideologie zu schulen.

Ich war gleich Feuer und Flamme, war einfach begeist...

Weiter lesen