Im Taekwondo war Jeton Berisha als Europa- und Asienmeister einer der Besten der Welt. Für seine Familie trat er vom Kampfsport zurück. Heute liebäugelt er mit einer Stuntman-Karriere. Andy FreiWer einen ehemaligen Kampfsportmeister trifft, erwartet automatisch ein Tier von einem Mann. Einen Hünen, dessen Pranken Backsteine zerschlagen, eine Art Terminator. Der Embracher Jeton Berisha ist aber ein eher unscheinbarer Typ. Mit einer Körpergrösse von 1.68 m gehört er überraschenderweise sogar zu den kleineren Männern. Kann ein relativ kleiner Kampfsportler überhaupt Meisterschaften gewinnen? «Meine Grösse ist sicher kein Nachteil», erklärt Berisha. «Längere Beine wären für die Kicks zwar gut, dafür bin ich schnell und wendig.» Seine Vorbilder sind nur unwesentlich grösser als er. Dazu gehören die Kampf- und Hollywood-Stars Bruce Lee, Jackie Chan, Jet Li und Jean-Claude van Damme, alle zwischen 1.70 und 1.73 m gross. Letzteren, den Karate-Tiger van Damme wird Berisha dieses Wochenende in Basel treffen. Anlässlich der Budo-Gala, der, nach Angaben der Veranstalter, grössten Kampfkunst-Show der Welt, hofft der Embracher auf ein Duell mit van Damme. Ob es so weit kommt, wird erst vor Ort entschieden. «Ich würde auch absichtlich verlieren, wenn der Star dies so will», schmunzelt Berisha. Klar ist, dass van Damme gegen Bolo Yeung antreten wird, seinen legendären Gegner aus dem Film «Bloodsport», mit dem der Belgier weltberühmt wurde.
Der Traum vom Filmstar
Etwas Ruhm wünscht sich auch Jeton Berisha. Der 35-Jährige hat zusammen mit Guido Kessler einen Kurzfilm für die Budo-Gala gedreht und hofft, in Basel in den Fokus der zahlreich anwesenden Regisseure zu rücken. «Eine Karriere als Stuntman oder Schauspieler ist schon ein Traum von mir.» Zu alt ist er dafür noch lange nicht. Jackie Chan schaffte seinen Durchbruch, als er schon über 40 Jahre alt war. Bis es soweit ist, bleibt Berisha aber auf dem Embracher Boden. Dort wohnt er seit 1997. Aufgewachsen ist der Kosovare im deutschen Osnabrück. «Meine Eltern sind dann zurück in ihre Heimat, ich habe meine hier im Unterland gefunden», sagt der Embracher in einem Mix aus Schweizer- und Norddeutsch.
Zum Taekwondo fand er schon als kleiner Junge. «Ich habe immer Bruce Lee-Filme geschaut und bin dann wie er durch die Wohnung gesprungen», erinnert sich Berisha. «Mit 15 ging ich dann zu einem Grossmeister in die Ausbildung.» Danach wurde er fünfmal Deutscher Meister und errang 1996 sogar den Europa-Meistertitel. 2005 wurde er von einem Koreaner herausgefordert und besiegte diesen trotz einer üblen Verletzung am Auge, die er sich in der ersten Runde zuzog. Somit nahm er ihm den Asien Meistertitel ab. «Meine Tochter Honeta war damals 3 Monate alt und ich erkannte, dass ich das Risiko des Kampfsportes nicht länger auf mich nehmen wollte», erzählt der 35-Jährige. Da sein Rivale keine Revanche forderte, trat er 2005 zurück, wobei er die Meistertitel noch bis 2007 behalten konnte.
Der Kampfsport ist und bleibt aber sein Leben. «Ohne ihn kann ich gar nicht leben, das versteht und akzeptiert auch meine Frau», weiss Berisha.
Seit 2002 führt er in Bülach eine Taekwondo-Schule und unterrichtet auch Judo. Für Frauen bietet er zudem Kurse in Selbstverteidigung an. «Taekwondo ist auch ein Verteidigungssport», erklärt der Meister. «Es geht um die Abwehr von Angriffen. Der Gegenangriff ist nur eine letzte Option.»
Der Ausweis imponiert
Diese musste Berisha selbst erst einmal anwenden. «Im Bülacher Pizza Corner griffen mich zwei Betrunkene an und ich warf sie zu Boden», erzählt er. «Normalerweise genügt es, wenn ich meinen internationalen Taekwondo-Ausweis zeige und die Leute haben plötzlich keine Probleme mehr», schmunzelt der Embracher.
Nicht nur für seine eigene, sondern für die Sicherheit der Anderen sorgt sich Berisha ausserdem mit seiner eigenen Firma KS-Security. «Alle meine Mitarbeiter sind in Selbstverteidigung ausgebildet», sagt der Unternehmer. «Momentan haben wir nur einzelne Aufträge, aber ich hoffe, dass ich meine Firma mit der Zeit ausbauen kann.» Mit seinem Job, der Taekwondo-Schule und der Sicherheitsfirma ist Berisha voll ausgelastet. «In den Ausgang gehe ich nicht, diese Zeiten sind vorbei», lacht der 35-Jährige.
Bevor Berisha mit Kampfsport begann, spielte er in Osnabrück Fussball. Und auch in der Schweiz spielte er zwei Saisons beim FC Glattfelden mit. Wäre er in der Schweiz aufgewachsen, hätte ihn auch der Skisport gereizt. «Ich wäre gerne Abfahrer geworden», verrät er. «Ich hoffe, ich kann das Skifahren bald einmal erlernen, als Hobby.»
Bis dahin kümmert er sich um seine Familie mit mittlerweile drei Kindern. Langweilig wird ihm sicher nicht.
Zur Person
Geburtsdatum: 23. Mai 1975
Wohnort: Embrach
Zivilstand: Verheiratet mit Ardiane (28). Töchter Honeta (5) und Honilda (2 Monate). Sohn Hasan (4).
Beruf: Lagerist. Selbständiger Betreiber der KS-Security.
Sportlicher Werdegang: Fussball-Junior in Osnabrück (D), Taekwondo seit 1989. Zwei Saisons beim FC Glattfelden (2005/2006).
Sportliche Erfolge: 5-facher deutscher Taekwondo-Meister. Taekwondo-Europameister 1996 – 2007. Taekwondo-Asienmeister 2005 – 2007.
Aus:Zuonline.ch
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