Die Bromeliengewächse

Die Weibchen des mittelamerikanischen Pfeilgiftfroschs Dendrobates pumilio transportieren ihre Larven auf dem Rücken einzeln in Bromelientrichter im Kronendach. Alle zwei bis drei Tage besucht das Weibchen die Kaulquappen und legt unbefruchtete Eier in die Bromelientrichter. Die Eier dienen den Larven als Nahrung während der ersten Entwicklungsstadien, weil es in den Bromelientrichtern zu Nahrungsmangel kommen kann.
Bromelien und der Nachwuchs der Pfeilgiftfrösche…

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Die Bromeliengewächse (Bromeliaceae), auch Ananasgewächse genannt, sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Die 58 bis 62 Gattungen und 2900 bis 3180 Arten sind in der Neotropis beheimatet. Am bekanntesten sind die Früchte der Ananas (Ananas comosus). Eine Reihe von Arten und ihre Sorten werden als Zierpflanzen verwendet.

Charles Plumier benannte die Gattung Bromelia (Plum.) nach dem schwedischen Arzt und Botaniker Olaf Bromel (1639–1705). Antoine Laurent de Jussieu (Juss.) veröffentlichte die Familie Bromeliaceae 1789. Zuerst galt das alleinige Interesse (ab etwa 1690 in Europa) den Früchten der Ananas.

Christoph Kolumbus brachte bereits 1493 die Ananas (Ananas comosus) von seiner zweiten Reise zur Neuen Welt mit nach Spanien. Aber es dauerte bis 1776, dass eine zweite Art, Guzmania lingulata, nach Europa gebracht wurde. Aechmea fasciata kam 1828 und Vriesea splendens 1840 nach Europa. Als im 19. Jahrhundert exotische Pflanzen in Mode kamen, wurde mit der Kultur von Bromelien als Zierpflanzen begonnen.

Fast alle Arten der Bromeliaceae sind immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Ausnahmen sind wenige plurienne hapaxanthe Pflanzen, diese Arten sterben nach der Blüten- und Samenbildung völlig ab: das beeindruckendste Beispiel ist Puya raimondii, sie braucht viele Jahrzehnte (50 bis 70 Jahre), um den größten Blütenstand aller Pflanzenarten zu bilden. Eine andere Ausnahme sind wenige Arten, die in der Trockenzeit laubabwerfend sind, wie zum Beispiel Pitcairnia heterophylla. Meistens besitzen Bromelien eine gestauchte Sprossachse, also eine Blattrosette als typische Wuchsform. Es gibt allerdings auch einige Arten, deren Sprossachse nicht gestaucht ist und kleine Stämmchen bilden. Viele Arten sind mehr oder weniger ausgeprägt Xerophyten, sie besitzen also unterschiedliche Möglichkeiten die Verdunstung zu verringern. Etwa zwei Drittel der Arten verfügen über CAM-Metabolismus.

Wie bei allen Monokotyledonen Pflanzen stirbt die Primärwurzel kurz nach der Keimung ab und es bilden sich Adventivwurzeln, sogenannte sprossbürtige Wurzeln. Die terrestrischen Arten besitzen oft ein wohl ausgebildetes Wurzelsystem. Die Wurzeln bei den epiphytischen Arten dienen vor allem der Befestigung des Pflanzenkörpers auf dem Untergrund. Bei wenigen Arten (beispielsweise Tillandsia usneoides) werden nach dem Absterben der Primärwurzel keine weiteren Wurzeln gebildet.

Die wechselständig und spiralig angeordneten, einfachen, parallelnervigen Laubblätter sind meist in Blattspreite und Blattscheide gegliedert; sie besitzen aber meist keinen Blattstiel (Ausnahme beispielsweise einige Pitcairnia-Arten). Ausnahme ist eine zweizeilige Anordnung der Blätter besonders in der Untergattung Diaphoranthema der Gattung Tillandsia. Die Formen der Blattspreite reichen von linealisch über zungenförmig bis breit dreieckig. Die Blattränder sind bestachelt oder unbestachelt. Bei wenigen Arten (beispielsweise Tillandsia duratii) sind die Blattspitzen eingerollt und dienen der Verankerung der Pflanzen an Zweigen.

Ein charakteristisches Merkmal ist der Besitz von Schuppenhaaren (Saugschuppen, Trichome) auf den Blättern, mit denen diese Pflanzen den Niederschlag und Nährstoffe direkt, ohne Umweg über die Wurzeln, aufnehmen. Die Saugschuppen sitzen entweder sichtbar auf der Blattoberfläche – dann sieht das Blatt mehr oder weniger grau aus – oder innerhalb der Blatttrichter im Wasservorrat. Die Struktur der Saugschuppen kann mehr oder weniger kompliziert sein – je fortschrittlicher (Evolution) die Art ist, desto komplizierter der Aufbau (bei Pitcairnioideae und Bromelioideae einfacher als bei Tillandsioideae und auch innerhalb der Unterfamilien und Gattung lässt sich eine solche Progressionreihe nachweisen). Die Saugschuppen bestehen immer aus dem sogenannten Schild oder Trichomdeckel und den Wasseraufnahmezellen. Das Schild besteht aus vier Zentralzellen, die von acht Zellen und die wiederum von 16 Zellen umgeben sind. Bei fortschrittlichen Taxa werden diese Ringe von Zellen noch von einem „Flügel“ aus 64 Zellen umgeben. Alle Schildzellen sind abgestorben und besitzen dicke Wände. Ihnen schadet also ein Austrocknen nicht und sie sind hygroskopisch; wenn sie trocken sind dann sind sie oft gefaltet. Bei Trockenheit ist Luft in den Zellen eingeschlossen und sie wirken dadurch grau, silbrig bis weiß, während die Zellen wenn sie feucht sind viel grüner wirken. Die Wasseraufnahmezellen im Zentrum der Saugschuppe sind untereinander in einer Reihe angegeordnet und sind in der Epidermis eingesenkt; es sind lebende Zellen. Die Wasseraufnahmezellen stellen die Verbindung mit dem Blattgewebe her. Die Schuppenhaare dienen auch als Verdunstungs- und Einstrahlungsschutz.

Die Blüten und Früchte stehen meist in sehr unterschiedlich gestalteten, einfachen oder zusammengesetzten, traubigen oder rispigen Blütenständen (Infloreszenzen) zusammen. Die meist sehr dekorativen Hochblätter (Brakteen) und Tragblätter der Blütenstände dienen der Anlockung der Bestäuber (neben tag- oder nachtaktiven Insekten auch Vögel und Fledertiere). Bei wenigen Arten ist nur eine Blüte vorhanden (beispielsweise Tillandsia usneoides).

Wichtiges Kennzeichen ist die mit den übrigen Einkeimblättrigen gemeinsame Dreizähligkeit der Blüten. Die meist zwittrigen und oft radiärsymmetrischen, seltener zygomorphen Blüten besitzen ein doppeltes Perianth. Nur bei einer kleinen Zahl von Arten sind die Blüten eingeschlechtig oder funktionell eingeschlechtig. Dann können die Arten einhäusig oder zweihäusig getrenntgeschlechtig sein; Beispiele: die Gattungen Androlepis, Hechtia und einige Arten in Catopsis und Dyckia. Die drei Kelchblätter sind frei oder verwachsen. Die drei Kronblätter sind meist frei; nur bei den Arten der Gattungen Cryptanthus, Greigia, Guzmania, Mezobromelia, Navia, Neoregelia und Nidularium sind sie untereinander verwachsen. Bei einigen Gattungen sind an der Basis der Kronblätter zwei kleine Schuppen (Ligulae) vorhanden; das Fehlen oder Vorhandensein ist oft ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Es sind zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden. Pitcairnioideae und Tillandsioideae bilden monocolpate Pollen mit einer langgestreckten Apertur und Bromelioideae bilden oft porate Pollen mit runden Aperturen. Drei Fruchtblätter sind zu einem ober- bis unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel ist zylindrisch und meist gerade oder manchmal gebogen. Die Narbe besitzt drei freie oder verwachsene Narbenlappen. Es sind Scheidewand-Nektarien vorhanden.

Aus Wikipedia

Share

Hinterlass eine Antwort