Die Kampfkunst als Lebensphilosophie

Christian Péclard erhielt Auszeichnung als Kampfkunst-Instruktor
Im Juni werden jeweils in London Oscars in Kampfkunst und Kampfsport vergeben. Der Illnauer Christian Péclard hat dieses Jahr eine Auszeichnung als Instruktor des Jahrs erhalten.
Nicht nur in der Welt des Films werden Oscars verliehen, sondern auch in jener der Kampfkunst. Die «International Hall of Fame» heisst das Pendant zur glamourösen Filmpreisverleihung und ist in seiner Branche ebenso weltbekannt wie das Original. Im Juni fand die diesjährige Veranstaltung in London statt. Einer der Preisträger war der Illnauer Christian Péclard. Er ist ein «Guro», was soviel wie Instruktor bedeutet. In London nahm der 32-Jährige einen von dreizehn Schweizer Kampfkunst-Oscars entgegen, und zwar als «Instruktor des Jahres» in der philippinischen Kombatan-Technik.
Kampfkunst als Lebensphilosophie
«Kampfkunst», sagt Péclard, «ist im Gegensatz zum Kampfsport ganzheitlich zu betrachten.» Während beim Kampfsport der sportliche Aspekt im Vordergrund stehe, verstehe er die Kampfkunst als Lebensphilosophie. «Als Kampfkunst bezeichnet man jedes System, das Fertigkeiten und Techniken der körperlichen Auseinandersetzung mit einem Gegner formalisiert», ist im Lexikon zu lesen. Die Inhalte umfassen teilweise weitere Aspekte wie Philosophie, Kultur, religiöse Elemente, Denkweise, Alltagsleben und Gesundheit.
Auf den Spuren der «Blitzfaust»
Drängt sich die Frage auf, inwieweit diese nahezu fünf Jahrtausende alte Tradition mit glamourösen Preisverleihungen – weltweit wurden laut Péclard 108 Oscars vergeben – vereinbar ist. Christian Péclard gibt sich gelassen: Seine Lebensphilosophie kenne keine Dogmen und schliesse nichts aus. «Man muss ja schliesslich auch von etwas leben», meint er pragmatisch. Sein Lehrer etwa, der einzige Schweizer Dan-Grossmeister Jürg Ziegler aus Wil (SG), erhielt in London einen Top-Oscar und gleichzeitig den Zuschlag, um als Bösewicht in einem Hollywoodstreifen mitwirken zu dürfen.
Anfänglich schmerzhaft
Ziegler – in der internationalen Szene «Blitzfaust» genannt – war es auch, der Péclard vor zwölf Jahren in die Materie der Kampfkunst eingeführt hat. Ausschlaggebend war ein wenig erfreuliches Ereignis. Mit 17 sei er im Zürcher Niederdorf von 15 Neonazis spitalreif geschlagen worden, erzählt Péclard. Mit drei Bandscheibenvorfällen verflüchtigte sich daraufhin sein Traum, als frisch ausgebildeter Koch auf einem Luxusliner Erfahrungen zu sammeln. Statt dessen verbrachte er drei Jahre mit Physiotherapie, deren Wirkung auf sich warten liess. Obwohl ihm die Ärzte davon abrieten, begann er daraufhin, Kampfkunst auszuüben. «Nach anfänglich schmerzhaften Trainings war ich fünf Jahren später beschwerdefrei», berichtet Péclard.
Traum von einer eigenen Schule
Rückblickend sei er dankbar für diesen Schicksalsschlag, sinniert er. «Die Kampfkunst ist zu meinem Lebensinhalt geworden, ich habe deren Philosophie verinnerlicht.» Darum verwundert es nicht, dass er diese auch in sein Berufsleben integrieren möchte. Inzwischen hat Christian Péclard die Handelsschule absolviert. Ein vormals festes Engagement als Koch hat er zu Gunsten seiner Tätigkeit als Instruktor und Seminarleiter in Jürg Zieglers Winterthurer Kampfsportschule aufgegeben. Sein mittelfristiges Ziel ist es, eine eigene Schule zu eröffnen. Péclard hat selbst erhelbt, wie die Kampfkunst sein Selbstvertrauen gestärkt hat. Und dieses Gefühl möchte er weitervermitteln.
Aus:zo-online.ch

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