Die Meister der schnellen Schläge

Bei der Budo-Gala in der Basler St. Jakobshalle gingen fernöstliche Kampfsportler zur Sache / Stargast Jean Claude Van Damme.BASEL. Am Wochenende strömten die Kampfsportfans in die Basler St. Jakobshalle. Dort fand die Budo-Gala 2010 statt, in der das ganze Spektrum fernöstlicher Kampfkunst gezeigt wurde. Star des Abends war Action-Schauspieler Jean Claude Van Damme. Und auch Bolo Yeung, sein Widersacher aus dem Film „Bloodsports“, war mit dabei.

Vor der St. Jakobshalle werden von Judokas Bewegungsabläufe präsentiert, im Foyer der Arena zottelt ein überdimensionaler Papierdrache, von mehreren Menschen an Stäben getragen, durch den Raum. Keine Frage, die atmosphärische Einstimmung auf die Budo-Gala 2010 hätte nicht stimmiger ausfallen können. Im weiten Rund der St. Jakobshalle selbst sorgen dann zahlreiche riesige Lampions und Girlanden dafür, dass die Augen der Besucher bereits vor Beginn der Show einiges in sich aufzunehmen haben. Während der Musikeinlagen werden zudem Bilder Asiens auf die Bühne projiziert, die einen Einblick in die Herkunftsländer der verschiedenen Kampfsportarten gewähren.

„Wann kommt Jean-Claude Van Damme?“ Die immer wieder zu hörende Frage macht deutlich, wer der Star des heutigen Abends ist. Der belgische Schauspieler hat sicherlich die meisten der mehr als 6000 Besucher nach Basel gelockt. Die Fans des Martial-Arts-Stars allerdings müssen sich vorerst in Geduld üben. Zum Auftakt der Gala, die erstmals in der Schweiz Station machte, sorgt Don Ferguson mit einer Taekwondo-Einlage für Begeisterung: Der Stuntman bewegt sich zu harten Technoklängen roboterhaft-abgehackt auf der Bühne und nimmt es mit einer ganzen Motorradgang auf. Dass die Kampfeinlagen ebenso sichtbar gestellt sind wie bei dem in den USA so beliebten Wrestling, mindert die Freude der Fans an den martialisch wirkenden Schaukämpfen zu keiner Sekunde.
Die Musik und auch die Stimmung ändern sich schlagartig, als die Shaolin-Mönche die in der Mitte der Halle angebrachte Bühne enterten. Die jungen Anhänger des buddhistischen Mönchsordens aus China präsentieren rasend schnelle und dabei doch synchrone Bewegungsabläufe, die spielerisch leicht wirken. Für humoristische Einlagen sorgt im Verlauf der mehr als zweistündigen Show immer wieder das Kampfsport-Akrobatik-Showteam Swisstricks, das eine Mischung aus Kampfkunst, Breakdance und Akrobatik bietet. Anklänge an die Samuraikultur gibt es beim Auftritt von Shihan Norbert W. Punzet, der seine Fertigkeit im Shin-Ken-Ryu-Do, der traditionellen japanischen Schwertkampfkunst, präsentiert. Die Besucher halten immer wieder den Atem an, um dann umso begeisterter zu applaudieren, wenn Punzet mit verbundenen Augen die Klinge führt und damit doch stets kurz vor dem Körpern seiner Bühnenpartner innehält.

Zum Auftakt der zweiten Hälfte der Show betritt dann endlich der ersehnte Headliner des Abends die Bühne. Jean-Claude Van Damme wird bei seinem Weg ins Zentrum der Halle von einem einzelnen Scheinwerfer beleuchtet. Der Hauptdarsteller aus Filmen wie „Universal Soldier“, der sich während der vergangenen Jahre meist durch eher mediokre Direct-to-DVD-Filme prügelte, gibt sich bescheiden. Bemerkenswert offen spricht er über seinen Drogenkonsum, mit dem er viele seiner Fans vergrätzt hat. „Ich habe viele der Kinder, die zu mir aufsahen, enttäuscht“, räumt er ein und sorgt damit für den emotionalen Höhepunkt des Abends. Mittlerweile, so Van Damme, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, sei er allerdings wieder in Topform. So trainiert er derzeit für einen Meisterschaftskampf, der ihn im März kommenden Jahres nach Las Vegas führt. Gemeinsam mit „zwei guten Freunden“, Bolo Yeung und John Foo, demonstriert Van Damme im Anschluss einige typische Bewegungsabläufe im Kampfsport.
Mit Bolo Yeung verbindet den Belgier zudem der Umstand, dass die beiden sich in den 80er Jahren im Film „Bloodsport“ als Gegner gegenüberstanden. Ganz anders, ungleich freundschaftlicher, ist der Umgang der beiden an diesem Abend in Basel: Van Damme freut sich sichtlich, als er Yeung sieht, und schließt ihn herzlich in die Arme. Im Anschluss an seinen gut zehnminütigen Auftritt sind dem Belgier für seine sympathische und menschliche Art Standing Ovations sicher – auch wenn die Kampfeinlage vergleichsweise kurz ausfiel und Van Damme sich körperlich nicht eben verausgabt hat.

Mit einem bunten Potpourri verschiedener Kampfkunststile wartet auch die zweite Hälfte der Show auf. Die Bandbreite reicht vom Schweizer Guido Kesseler, der als schnellster Nunchaku-Artist der Welt gilt und seine Meisterschaft im Umgang mit dieser japanischen Bauernwaffe, die in Deutschland häufig als „Würgeholz“ firmiert, demonstriert, bis hin zur Tanzgruppe Orientbeatz, die choreographisch ausgefeilte Bewegungsabläufe präsentiert und dem bisweilen naturgemäß etwas testosteronlastigen Programm eine Prise weiblichen Charme verpasst.

Zum Finale der Show darf Bolo Yeung, der bereits in den 70er Jahren mit dem legendären Eastern-Star Bruce Lee vor der Kamera stand, den Budo Award 2010 für sein Lebenswerk entgegennehmen, worüber der 71-jährige sichtlich gerührt ist. Viele der Besucher erleben diesem Moment jedoch bereits nicht mehr: Sie haben die „Welt der Magie“ bereits zuvor gegen einen kühlen Basler Abend eingetauscht, um nur ja nicht im Parkhaus zu lange warten zu müssen.
Aus:badische-zeitung.de

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