Die Natur für unser Aikido

Schau tief in die Natur, und du wirst alles besser verstehen!
Albert Einstein

Die Natur geht ihren eigenen Weg und alles, was uns als Ausnahme erscheint, ist die Folge von Ordnung.
Johann Wolfgang von Goethe

Es gibt immer ein offenes Buch für alle Augen: die Natur
Jean-Jacques Rousseaus Social

Die Natur hat uns die Samen des Wissen gegeben, nicht das Wissen selber.
Lucio Anneo Séneca

Im Sommer mache ich normalerweise meine Spaziergänge am Strand. Mir ist aufgefallen, dass man die Bewegung der Wellen mit den Ukemis im Aikidounterricht vergleichen kann, vielleicht können wir uns genügend entspannen und uns geistig beim Fallen in die Wellen verwandeln, wenn wir dabei an die See denken. Während wir das frische Meer geniessen können wir eine weitere Übung machen, je nach Größe der Welle unterzutauchen oder über sie zu springen. Es ist eine instinktive Entscheidung und so sollten wir auch handeln, wenn wir uns dem Partner im Dojo entgegenstellen.

bei Flut von Carina

Wenn Flut ist, bleibt manchmal keine andere Wahl, als an einigen Stellen über die Steine zu gehen, da kam mir der Gedanke, dass wir, wenn wir das Dojo zum ersten Mal betreten wie ein Fels sind, der gerade von einer Klippe abgebrochen und ins Meer gefallen ist. Das Meer bewegt ihn dauernd hin und her viele Jahre lang, dabei wird er gegen andere Steine gestossen, er wird vom Sand, Wasser und anderen Felsen immer wieder gerieben und langsam poliert, die Spitzen die er hatte, sind runder geworden, das dauert viele Jahre lang, wie auch wir durch Jahre und Jahre des Trainings, Bewegung, Fallen und Schweiß poliert werden, bis wir wie einer dieser gerundeten, glatten Steine werden.

Als Kind fand ich im Sand beim Muscheln sammeln manchmal einen farbigen Stein, meistens flaschengrün, und ich dachte es wäre ein Edelstein, aber es waren einfache Glasscherben, die durch die Erosion des Meeres abgerundet worden waren, das Meer nahm ihnen die Spitzen, so dass sie die Leute, die barfuß im Sand gehen, nicht mehr schneiden konnten. Vielleicht kann das Training auch unsere Ecken und Kanten feilen.
Ich machte einen Spaziergang um eines dieser Edelsteine ​​zu finden und ein Foto für diesen Artikel zu machen, aber zum Glück habe ich keinen gefunden, ich denke es ist ein gutes Zeichen.

Bei Sonnenuntergang an der Küste habe ich oft die Seeregenpfeifer, kleine Vögel beobachtet, die, jedes Mal wenn das Meer zurück ging, ihr Abendessen gerade im nassen Sand suchten, sobald die Welle wieder kam, wichen sie schnell aus, um ungestört weiterzusuchen, wenn das Wasser wieder runterging. Wenn wir angegriffen werden ist das Wichtigste seitwärts oder rückwärts auszuweichen, um sofort anzugreifen sobald der Schlag vorbei ist. Was wir von den Vögelchen lernen können, ist die Ruhe zu behalten, genau wie diese Tiere, den Schlag nehmen wie eine Welle die vorbei geht, uns nicht ablenken oder provozieren zu lassen oder nervös zu werden.

Der Kugelfisch bläht sich auf, wenn er sich in einer unmittelbaren Gefahr befindet, ein Detail, auf das uns unser Lehrer in einer besonders, spassigen Klasse über Selbstverteidigung aufmerksam gemacht hat. Wenn wir von hinten oder vorn mit einer Umarmung angegriffen werden, müssen wir uns sofort aufblasen, bevor die Umarmung geschlossen ist und so mit einem Sankyo oder was uns gerade einfällt herauskommen.

Im Winter oder Frühjahr führt mich mein Weg von zu Hause zum Leuchtturm von Maspalomas. Ich genieße sehr die Beobachtung kleiner Details, die sich von Tag zu Tag auf meinem Weg ändern, eine Blume, die gestern noch eine Blüte war und sich gerade geöffnet hat, eine Familie mit Entenbabies im Park, eine Frucht, die täglich wächst. Bei der Suche nach Informationen, habe ich den Begriff Bionik gefunden, was von der Natur zu lernen bedeutet.

Der Ast eines Baumes wird durch das Gewicht von Schnee oder vom Wind gebogen, aber wenn der Schnee schmilzt oder der Wind aufhört zu wehen, geht er wieder an seinen Platz zurück, wir lernen daraus uns Angesicht von Widrigkeiten zu beugen, sie weitergehen oder schmelzen zu lassen und uns zu erheben sobald sie vorbei sind. Wie im Kokyunage, wenn wir uns nur ducken und der Partner durch Eigendynamik fällt.

Manche Bäume wie der Nussbaum schaffen es, für eine gleichmäßige Verteilung der Spannungen auf ihrer Oberfläche zu sorgen. Wenn es zu lokalen Überbeanspruchungen kommt, steuern sie mit einem „lastangepassten“ Wachstum dagegen. Dann legen sie an den gefährdeten Stellen zu, es bilden sich Rippen, Wülste oder Wurzelanläufe, die wie in den Boden vorgetriebene Schwerter aussehen.

Wir sollten versuchen, uns auf dem Boden verwurzeln wie die Bäume, das Gewicht nach unten halten und uns nicht aus der Balance bringen zu lassen.

Die Mimose reagiert bei der Berührung, ihre Blätter ziehen sich zusammen, als ob sie sich einschliessen würden, um sich vom schlechtem Wetter  oder vor Raubtieren zu schützen, davon können wir lernen, keine Öffnung zu lassen, unseren Raum zu schließen wie diese interessante Pflanze.

Von den Katzen können wir Flexibilität lernen und von den Tieren im allgemeinen die Techniken nur mit dem Körper zu machen, ein Tier denkt nicht: es handelt. Wenn wir trainieren, sollten wir nicht denken, wir sollten fühlen und handeln. Ein Tier erinnert sich nicht an die Vergangenheit, noch fürchtet es die Zukunft, es lebt in der Gegenwart, was ihm hilft, sind einige Erfahrungen die seinen Körper führen können, sie handeln durch ihren Instinkt. Während wir den Kopf benutzen, bremsen uns die Gedanken auf der Matte, während wir entscheiden, was zu tun ist, hat man uns schon ausser gefecht gesetzt.

Selbst das einfachste Insekt ist dagegen imstande gleichzeitig Bilder und Geräusche aufzunehmen und zu interpretieren, in Sekundenbruchteilen über Flucht oder Annäherung zu entscheiden und falls nötig, daraufhin die komplizierteste Flugmanöver durchzuführen.

Die kleinen Hunde bellen normalerweise am Meisten, sie benutzen ihre Stimme, um sich zu verteidigen, da ihre Größe nichts ausmacht, während große Hunde, das nicht nötig haben, ihre Präsenz allein weist Respekt vor. Insofern können wir von beiden lernen, manchmal lenkt ein Kiai ein unerwarteter Schrei den Angreifer lange genug ab, um ein Vorteil zu bekommen, insbesondere wenn wir nicht sehr groß sind.

Wir können auch von der Atmung der Tiere lernen, z. B. diejenigen, die schneller und aufgeregter atmen, wie der Hund leben weniger Jahre, als diejenigen die langsam und ruhig atmen wie die Schildkröte. Versuche eine tiefe Atmung zum Beispiel, beim meditieren, Dir vorzustellen, dass die Luft beim Einatmen in den Magen gelangt und dann die Luft sehr langsam auszuatmen, versuche die doppelte Zeit beim Ausatmen zu brauchen als beim Einatmen.

Müßiggang ist nur ein grober Namen für meine unendliche Kapazität für das Leben in der Gegenwart„sagt der englische Schriftsteller Cyril Connolly und gibt damit der Faulheit ihre Berechtigung.

Faultiere sind die Entdecker der Langsamkeit. Ganz nach dem Motto: Wer zuerst zuckt, verliert. Also lass uns abwarten was passiert, wie das Faultier, meistens ist dann alles vorüber, bevor es anfängt.

Carina

Der Originalpost in Spanisch in Entrenando Aikido

und die Übersetzung in Englisch in Aikido Academy USA

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