Nürnberg – Der SV Laufamholz ist nur einer von zwei Klubs deutschlandweit, bei denen Viet Vu Dao gelehrt wird. Der Kampfsport aus Vietnam umfasst Hand- und Fußtechniken, Würfe, Scherentechniken, aber auch die Verwendung von Waffen. Neben den kämpferischen Aspekten sollen in das Training auch traditionelle, meditative, soziale und kulturelle Aspekte aus Vietnam einfließen.
Was ein wenig wie Karate aussieht, ist eine der einfachen Quyens dieses Sports. Das sind festgelegte Bewegungsfolgen, die mit Katas aus Karate oder Judo vergleichbar sind. Diese Basis-Quyen, so der Laufamholzer Trainer Carsten Klement, zeige aber nur einen winzigen Ausschnitt der technischen Vielfalt von Viet Vu Dao: „Neben Hand- und Fußtechniken gehören auch Würfe und Scherentechniken dazu. Aber auch Waffen, wie Schwert oder Stock, kommen zum Einsatz“, so der 32-Jährige. Neben den kämpferischen Aspekten würden aber auch traditionelle, meditative, soziale und kulturelle Komponenten Vietnams einfließen.
Carsten Klement lernte Anfang der 90er Jahre die Sportart von einem Franzosen kennen, der einige Jahre in Nürnberg lebte. Er ist einer der wenigen Deutschen, die Viet Vu Dao hierzulande weitergeben. „Es handelt sich eigentlich nicht um eine Selbstverteidigungssportart, das Traditionelle steht bei uns im Vordergrund“, erklärt Klement und erzählt weiter: „Die Quyens sind die Grundlage unseres Sports. Da sind eigentlich alle Techniken drin.“ Fünf Basis-Quyens, fünf fortgeschrittene Quyens und eine unvollendete Quyen mit über 100 Techniken, die von jedem Meister weitergeführt wird, gäbe es, so der Viet Vu Dao-Trainer, der im Alltag Krankenpfleger ist. „Viet steht für die Herkunft Vietnam, Vu für die Zahl Fünf, und Dao ist schließlich der Weg“, erklärt er und betont, dass die Zahl Fünf ganz zentral sei: Fünf Meister sollen der Legende nach die Kampfsportart im 15. Jahrhundert entwickelt haben, um sich gegen die chinesischen Besatzer zu wehren. Dabei kamen nicht nur Experten für Stockkampf oder Wurftechniken zu Wort, sondern auch ein Philosoph.
In der Tradition dieses großen Denkers könnte es vielleicht auch sein, dass sich Meister beim fünften und höchsten Grad, dem Dang, statt dem üblichen schwarzen wieder einen weißen Gürtel – mit einem schmalen schwarzen Streifen — umbinden. Schülergrade wie bei Judo oder Karate gibt es nicht. Nach etwa fünf Jahren bekommt man den schwarzen Gürtel auf Probe: Ein Jahr lang muss man sich würdig erweisen, Schüler unterrichten – erst dann darf die Dang-Prüfung abgelegt werden.
Carsten Klement trägt mittlerweile den 3. Dang, sein Vereinskollege Udo Kleeberger den 2. Dang. Gemeinsam gründeten die beiden Trainer vor gut einem Jahr die Viet Vu Dao-Abteilung beim SV Laufamholz. Seitdem wird einmal in der Woche – immer donnerstags ab 18.15 Uhr trainiert. „Mitmachen kann jeder, wir bieten eine Gruppe für Sportler ab 14 Jahren an“, sagt Klement. Vorkenntnisse seien nicht erforderlich: „Es ist in relativ kurzer Zeit möglich, die Grundlagen zu erlernen“, so Klement.
Beim Besuch der NZ-Redaktion haben die Kämpfer aus Laufamholz gerade hohen Besuch: Zwei hochgraduierte Trainer aus Frankreich sind zu Gast und zeigen neue Techniken. In Südfrankreich wird die hierzulande sehr seltene Sportart häufiger praktiziert. In der Gegend um den Mittelmeer-Schmelztiegel Marseille ließen sich vor vielen Jahrzehnten Flüchtlinge aus Vietnam nieder, die auch ihre traditionellen Kampfkünste mitbrachten. Dorthin reisen auch die Trainer der beiden deutschen Viet Vu Da-Vereine in Nürnberg und Leinburg: Denn nicht nur über Gedichte, sondern auch durch Lehrgänge und Training wird die Kampfsportart heute weitergegeben.
Weitere Informationen im Internet unter: http://www.svlaufamholz.de/ oder telefonisch bei Carsten Klement unter Tel. 0911/5193347.
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