Zahnschutz? Ist drin. Kopf-, und Tiefschutz? Fuß-, und Schienbeinschützer? Handschuhe? Beim letzten Check vor dem Kampf muss der alles sitzen. Denn anders, als viele Leute denken, ist das Ziel beim Semikontakt-Kickboxen nicht, dem Gegner möglichst wehzutun. Auch für Wettkämpfer Armen Yeritsyan geht es bei diesem Sport primär um etwas ganz anderes: „Kampfsport ist absolut mein Ding. Ich bin fitter geworden, kann an meine Grenzen gehen und habe meinen Körper besser kennen gelernt.“ Der 17-jährige Schüler des Gymnasiums Rodenkirchen fühle sich dank des Sports außerdem viel selbstbewusster.
Mit elf Jahren begann Armen die Kampfsportarten Karate und Kickboxen zu trainieren. Seine Mutter habe ihn dazu überredet, sagt der gebürtige Armenier. Seither ging es steil bergauf. Durch seinen Bruder entdeckte er den TSV Rodenkirchen und Trainer Marc Hetges, mit dessen Hilfe er sich bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im Semi-Kickboxen dieses Jahres auf den ersten Treppchenplatz kämpfte.
Semikontakt-Kickboxen ist ähnlich kompliziert wie Fechten. Es werden zwei mal zwei Minuten gekämpft. In dieser Zeit hat jeder Kämpfer die Chance, den Gegner „auszupunkten“. Beim Semikontakt wird nach jedem Treffer am gegnerischen Körper der Kampf kurzzeitig unterbrochen und beide Kämpfer positionieren sich wieder in ihre Ausgangsstellung. Jeder Treffer wird von drei Wettkampfrichtern bewertet, sodass letztlich derjenige mit den meisten Punkten und der besten Technik gewinnt.
Der Erfolg kommt natürlich nicht von selbst, Armen trainiert viermal die Woche, wenn es die Schule zeitlich erlaubt. Zusätzlich geht er zweimal in der Woche laufen. Für das Training nimmt er regelmäßig eine halbe Stunde Fahrt in Kauf. In der Turnhalle des Rodenkirchener Gymnasiums angekommen wärmt er sich mit seiner 20-köpfigen Trainingsgruppe auf, danach beginnen die Technik-Übungen. Insgesamt dauert eine Trainingseinheit 90 Minuten. „Ich finde es gut, dass die Altersstruktur von 14- bis 45-Jährigen reicht. Außerdem ist das Training strukturiert und ich habe Spaß, dabei zu sein.“ Trainier Marc lobt seinen Schützling: „Armen ist sehr diszipliniert, pünktlich und ehrgeizig.“
Kickboxen leidet noch immer unter einem vergleichsweise schlechten Ruf. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Unkenntnis der Regeln. Vielen Kritikern ist nicht bewusst, dass diverse Schutzvorrichtungen die Gesundheit der Kämpfer sicherstellen. Oftmals werden fälschlicherweise K1-Kämpfe, mit dem Kickbox-Sport gleichgesetzt. Diese extreme Form, die viele aus dem Fernsehen kennen, wirft ein falsches Licht auf andere Kampfsportarten. Noch immer lässt das Förderungskonzept beim Boxen zu wünschen übrig. Wettkampfsportler müssen ihre Ausrüstung, Versorgung und die Unterkünfte bei Meisterschaften selbst finanzieren. Deshalb möchte sich Armen auch erstrangig auf einen Beruf als Informatiker und nicht als Profisportler konzentrieren. „Ich wäre später allerdings gerne einmal selbst Trainer“, sagt er. Ein besonderes Ziel hat Armen trotzdem: Irgendwann möchte er schwarze Gürtel in möglichst vielen verschiedenen Kampfsportarten erlangen.
Fuente:ksta.de
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