Interview mit Nakayama Noriyuki – Go Spiel

Wann und wie haben Sie mit Go angefangen?

Das erste Mal kam ich im Alter von 5 Jahren mit dem Spiel in Berührung. Bei meinem Großvater mütterlicherseits im Haus war der lokale Treff der Go Spieler, dort habe ich den Erwachsenen immer beim Spiel zugeschaut. Mit einer Stärke von 5 kyu war er damals der schlechteste Spieler im Dorf. Wenn es geregnet hat, habe ich ihn immer besucht und dort bei den Spielen zugeschaut. Eines Tages, ich war 16 Jahre alt und die Sommerferien hatten gerade begonnen, war bei starkem Regen kein anderer Spieler anwesend. Mein Großvater fragte mich ob ich spielen wollte und ich sagte „ja“. Er gab mit 9 Vorgabe, wir haben 10 Spiele hintereinander gespielt, das Letzte davon habe ich gewonnen. Mein Großvater war sehr beeindruckt und hat sich gefreut. Am nächsten Tag haben wir wieder gespielt, diesmal mit 8 Vorgabesteinen. Die nächsten Tage wurde die Vorgabe immer weiter reduziert und am Ende der Sommerferien spielten wir gleichauf, ich hatte weiß. Diese Spiele waren die letzten in meinem Leben, bei denen ich eine Vorgabe bekommen habe.

Ein Jahr später mit 17 war ich der stärkste Spieler in der Nagano Präfektur. Nach drei Jahren spielen dachte ich „Das ist sehr einfach“ und hatte schon das Gefühl, bald so stark zu sein wie Go Seigen. Ich habe damals nicht geahnt, daß es noch 12 Jahre dauern sollte, bis ich auch nur Profi Shodan werden sollten.

Nakayama Senseis Gedicht für Nishimura San

Wann haben Sie sich entschieden, Pro zu werden?

Das Alterslimit für die Profi Prüfung war für die Insei damals 18 Jahre. Nicht Insei bestanden die Prüfung nur selten, das absolute Alterslimit für diese Gruppe war 30 Jahre. Ich war damals 29 Jahre alt, als ich sie bestand. Insgesamt habe ich die Prüfung 9 mal probiert, bis es endlich geklappt hat. Damals habe ich bei Profi Spielen für die Nihon Kiin immer als Spielschreiber die Kifu geschrieben, da ich darin recht gut war hatten sie wohl viel Geduld mit mir. (Er berichtet darüber in seinem Buch „The Treasure Chest Enigma“) Mein erstes Profi Spiel war gegen Takenaka Kotaro 4 dan. Nach dem Nigiri erhielt ich weiß und habe das Spiel gewonnen.

Wer waren Ihre Lehrer?

Das war Suzuki Goro (damals 5 dan), der posthum zum 9 dan ernannt wurde. Im System der Nihon kiin wird ein Spieler nach der Beendigung seiner offiziellen Pro Karriere um 1 dan befördert, dann noch einmal nach seinem Tod um 1 dan. Ich war zu meiner aktiven Zeit 5 dan, nun bin ich 6 dan. Wenn ihr also einmal lest „Nakayama Noriyuki 7 dan“, dann bin ich gestorben. (lacht)

Was war das aufregendstes Erlebnis in Ihrer Karriere bisher?

Das war mein Bestehen der Profi Prüfung und dann wieder die Ernennung zum 5 dan. Ab 5 dan gehört man zur Oberliga der Spieler, man kann sich Gegner aussuchen. Das Vergnügen Go zu spielen ist aber immer dasselbe geblieben. Nicht selten habe ich bei anstrengenden Profi Spielen 2 Kilo abgenommen. Ich war so aufgeregt, daß ich nichts mehr essen konnte. Man kann also sagen, daß das Vergnügen bei Amateur spielen größer ist. Wenn man ein wichtiges Promotionsspiel verliert, war die ganze Mühe bisher oft umsonst.

Was würden Sie Amateurspielern als Rat mitgeben, um stärker zu werden?

Ein stärkerer Spieler als Lehrer ist sehr wichtig. Wenn man nur für 10 Spiele am Tag Zeit hat, sollte man lieber nur fünf spielen und diese dann hinterher besprechen. Viele Amateur Spieler mögen Tsumego nicht, obwohl diese sehr wichtig sind. Zur Technik der Tsumego kann man sagen: Lieber viele einfachere Probleme lösen als wenige sehr schwere. Für einen Shodan würde ich Probleme so um den 5 Kyu Level empfehlen. Diese sollte er problemlos und fast schon automatisch im Kopf lösen können und dieses Wissen in Spielen anwenden können. Hier sollte man den Sinn der Züge verstehen und nicht einfach nur Sequenzen auswendig abspielen lernen. Auch Bücher können sehr nützlich beim Lernen sein.

Wie steht Ihre Familie zum Go?

Meine Mutter hat das Go Spiel immer gehaßt und mochte die Idee das ich Profispieler werden wollte absolut nicht. Sie hielt Go für ein Glücksspiel und konnte sich nicht vorstellen, daß man damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Ich hingegen halte Go für eine Form der Kunst. Als ich mein erstes Buch veröffentlicht hatte war meine Mutter dann sehr stolz, unter dem Beruf des Autors konnte sie sich etwas vorstellen und sie war damit einverstanden.

Nakayama Sensei, vielen Dank für das Interview.

Aus: senseis.xmp.net

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