„Kampfkunst soll Spaß machen“

Auf einen Kaffee mit…Peter Feige. Er spricht über Kampfsport und die Schwierigkeit, Jugendliche für Vereine zu begeistern.Herr Feige, Judo, Taekwondo, Hapkido und Eskrima – der Judo-Sport-Verein beinhaltet längst mehr als der Name sagt.Ja, das ist richtig.
Wir haben uns im Laufe der Jahre immer wieder neu aufgestellt. Zunächst gab es nur Judo, dann kam Anfang der 80er Jahre Taekwondo dazu und seit drei Jahren bieten wir Hapkido und Eskrima an.

Sind das neue Kampfsportarten?

Das ist eher Kampfkunst. Hapkido ist eine moderne koreanische Kampfkunst, die für die Selbstverteidigung entwickelt wurde. Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt werden auch Waffentechniken gelehrt.

Eskrima ist eine philippinische Waffenkampfkunst und wird hauptsächlich mit Stöcken aus Rattan-Holz ausgeübt. Sie fördert die Koordination, Körperkraft, Ausdauer, Rhythmusgefühl und Konzentration.

Kann jeder an den angebotenen Stunden teilnehmen?

Nein. Hapkido und Eskrima bieten wir erst ab 16 Jahren an. Das wäre für Kinder viel zu gefährlich. Leider fehlt uns im Verein die Gruppe zwischen 14 und 18 Jahren komplett, so dass nur Erwachsenen diese Kampfkunst erlernen. Wir bieten an fünf Tagen die Woche die Möglichkeit zum Training.

Warum ist es so schwierig, gerade die 14- bis 18-Jährigen zu gewinnen?

Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich leider keine Antwort weiß. Es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Aber das geht nicht nur uns so. Auch andere Vereine haben mit diesem Problem zu kämpfen.
Wer als Kind bei Ihnen im Verein anfängt, verlässt diesen also nach ein paar Jahren wieder?

Ja. Menschen, die einem Verein eine langen Zeitraum treu bleiben sind die Ausnahme geworden. Die meisten Kinder verbringen zwei bis drei Jahre bei uns. Dann suchen sie nach einer neuen Herausforderung. Einerseits ist es schön, dass es in Markdorf eine große Vielzahl an Vereinen gibt. Andererseits nimmt man sich auch gegenseitig die Mitglieder weg. Wer den Verein einmal verlässt, kommt auch nicht wieder zurück.

Was lernen die Kinder in dieser Zeit bei Ihnen?

Sie lernen Disziplin, Köperbeherrschung und das Miteinander. Teakwondo ist zwar ein Einzelkampf, aber wir sind ein Team. Wie bieten das als Breitensport an. Die Kinder sollen und wollen bei uns nicht kämpfen. Es soll Spaß machen und eine gewisse Technik erlernt werden.

Und dafür sind sicherlich nur Jungs zu begeistern?

Sagen wir es mal so: Wir könnten noch weibliche Unterstützung vertragen. Auf zehn Mitglieder kommt ein weibliches Mitglied. Wir würden uns über mehr Frauen sehr freuen. Gerade haben wir einen neuen Flyer gedruckt, den wir nun in der Stadt auslegen.

Sie haben erst einen Selbstverteidigungskurs für Frauen angeboten. Wie würde dieser angenommen?

Ich bin mit der Resonanz und dem Feedback sehr zufrieden. 15 Frauen zwischen 18 und 60 Jahren haben einfache Techniken zur Befreiung aus verschiedenen Haltegriffen, sowie Schläge mit Händen und Füßen auf Pratzen geübt. Des Weiteren wurden neben den reinen Verteidigungstechniken auch in rollenspielähnlichen Sequenzen gemeinsam sinnvolle Handlungsstrategien erarbeitet und geübt. In theoretischen Einheiten wurden Tipps und Tricks zur Prävention vermittelt. Im nächsten Jahr werden wir wieder Selbstverteidigungskurse anbieten, dann über einen Zeitraum von vier Abenden.

Sie sind dem Verein seit knapp 30 Jahren treu. Das ist eher ungewöhnlich. Wie kommt’s?

Nächstes Jahr werden es 30 Jahre – das hätte ich am Anfang auch nicht gedacht. Zunächst hat es mich einfach nur interessiert, dann merkt man, dass es einem gefällt und Spaß macht. Irgendwie rutscht man in die Aufgaben rein. Mittlerweile trainiere ich schon die Kinder meiner früheren Schüler.

Sind Sie sportlich noch fit?

Ich bin mit meinen 52 Jahren jetzt fitter und sportlicher als mit Anfang 20. Man lernt auf seinen Körper zu hören. Meine Ausdauer, Kraft und Kondition sind sehr gut. Ich hoffe, dass ich noch sehr viele Jahre, mindestens bis ich die 70 Jahre erreicht habe, trainieren und unterrichten kann.

Fragen: Stefanie Nosswitz
Aus:Suedkurier.de

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