Kleines Dorf mit schlagkräftiger Feuerwehrtruppe

Die Kameraden der Feuerwehr Oberstadt haben sich bereits bundesweiteinen guten Namen gemacht im Feuerwehr-Kampfsport.
Von Theo SchwabeOberstadt – Die Geschichte des Löschwesens in der Feldsteingemeinde Oberstadt war schon immer von sehr engagiert wirkenden Ortsbrandmeistern geprägt und lässt sich bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück verfolgen. Nach dem momentanen Erkenntnisstand hätte die Oberstädter Feuerwehr bereits 2008 ihr „125. Jubiläum“ feiern können.

In seinen Heimatgeschichten zitiert des Oberstädter Lehrer M. Kleinteich Protokollauszüge des Schultheissen Christian Pohley vom 2. Mai 1835, in denen vermerkt wurde, dass er bei seinen Brandschutzkontrollen Bauern mit brennenden Tabakspfeifen in Ställen und Scheunen angetroffen habe. Daraufhin wies er seinen Sergeanten Schmidt an, solch ein gefährliches Verhalten streng zu verbieten und die Leute auf die Folgen hinzuweisen.
Intaktes Löschwesen

Am 13. August 1835 wies Schultheiß Polley seinen Feldjäger Schmidt an, dass jeder ein Gefäß mit Wasser gefüllt bei seinem Haus hinstellen müsse, um bei einer ausbrechenden Feuersbrunst gleich mit der „Tilgung“ beginnen könne.

Am 30. Oktober 1838 wurde in seiner Anwesenheit die angekaufte Spritze ausprobiert und als gut befunden. Dabei wurde festgestellt, dass bei der Feuerleiter mehrere Sprossen fehlten. Diese historischen Aufzeichnungen sagen aber noch nichts darüber aus, dass es zu dieser Zeit in Oberstadt bereits eine Feuerwehr gab. Beim Umgang mit solchen historischen Überlieferungen müsse man wohl davon ausgehen, dass es sich wie in so vielen anderen Orten um ein organisiertes Pflichtlöschwesen mit der erforderlicher Technik, wie Handdruckspritzen, Feuereimer, Leitern, Einreißhaken und so weiter handelte.

Erst mit dem gesetzlichen Erlass vom 7. Januar 1879 durch das Herzogtum Sachsen-Meiningen betreffs des Feuerlöschwesens wurde auch in Oberstadt eine Pflichtfeuerwehr ins Leben gerufen. Da die Gemeinde damals keine Förderbeiträge zur Anschaffung von Feuerlöschtechnik in Anspruch nahm ist davon auszugehen, dass Dank des großen Engagement Christian Pohleys bereits eine gut ausgerüstete und funktionierende Pflichtlöschmannschaft aufgebaut worden war.

Seit 1993 auch Jugendwehr

Somit kann für Oberstadt das Jahr 1883 vorläufig als Gründungsjahr der Feuerwehr gelten, obwohl es laut Eintrag im Vereinsregister Themar erst seit dem 13. August 1936 eine Freiwillige Feuerwehr gibt. Nach dem 1. Kommandanten Christian Pohley fungierten dann Alfred Pommer und später August Schüler als Wehrleiter. Stets waren die Ortsbrandmeister bemüht, möglichst viele Bürger, ob Alt oder Jung, für den vorbeugenden Brandschutz sowie für die aktive Mitarbeit in der Feuerwehr zu begeistern.

So wurde unter Ortsbrandmeister Edmund Triebel 1965 sogar die erste weibliche Feuerlöschgruppe ins Leben gerufen. Der Dienstausweis der heute 82-jährigen Kameradin Waltraud Marx ist ein beredender Beweis dafür, wie vor 45 Jahren auch Frauen engagierte Feuerwehrarbeit leisteten.
Diese Tradition setzte Ortsbrandmeister Gerald Köhler Mitte der 80iger Jahre erfolgreich fort und gründete die Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“. „Diese damals geleistete Arbeit von Gerald Köhler kann nicht hoch genug gewürdigt werden“, sagt der jetzige Ortsbrandmeister Norbert Schneider, „wurden doch fast alle Brandschutzhelfer auch aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr (FFw).“

Auf dieser soliden Basis baute Ortsbrandmeister Norbert Schneider leistungsstarke und schlagkräftige Mannschaften sowohl bei den Jungen als auch Mädchen für den sportlichen Löschangriff auf. 1998 wurde zum ersten Mal der Feldstein-Pokal und die Kreismeisterschaften im sportlichen Löschangriff gewonnen. Beim Südthüringen-Pokal erkämpften die Oberstädter den 2. Platz.

Über 50 Pokale erkämpft

Als 1993 die Jugendfeuerwehr gegründet wurde, engagierten sich in den folgenden Jahren bis zu 30 Mädchen und Jungen in der Feuerwehr. Schneider, der 1992 die Geschicke der Freiwilligen Feuerwehr übernahm, setzte von Anfang an mit gezielter Nachhaltigkeit auf den Nachwuchs. Von den zehn jungen Frauen, die 2003 nur ganz knapp die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft verpassten, haben heute bereits sieben Kinder geboren. Und wer einmal Feuerwehrmann-(frau) war, bleibt immer Feuerwehrmann, ist sich der 55-jährige Ortsbrandmeister sicher.

Für feuerwehrsportliche Furore sorgten David Reichhardt, Marko Brand, Mario Friedrich und Ricardo Jobst bei den Deutschen Meisterschaften in Halle/Saale im Team mit den Schwarzbacher Floriansjüngern, als sie den 9. Platz in der 4 x 100-Meter-Staffel belegten. 2008 hatten sich neben Marko Brand mit Rebecca Jobst, Sarah Ruck, Monique Kummer, Anne Schade und Susen Wilhelm auch fünf Mädchen für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Seit 1997 erkämpften die Oberstädter bei den verschiedensten Leistungsvergleichen auf Kreis-, Regional- und Landes ebene weit über 50 Pokale.

Natürlich lasse sich aus beruflichen und ausbildungsmäßigen Gründen auch bei der Oberstädter Feuerwehr die Fluktuation nicht aufhalten. „Doch mit einer breiten, inhaltlich fundierten Begeisterung für die Arbeit der Feuerwehr sorgen wir letztendlich selbst für unseren eigenen Nachwuchs“, sagen die Oberstädter Kameraden. Und da der 55-jährige Ortsbrandmeister auch in die Jahre gekommen ist hofft er, dass bald jüngere Kameraden die Verantwortung übernehmen.

Wenn zeitweise jeder sechste Einwohner des kleinen Ortes Mitglied der Feuerwehr war, zeugt das vom großen Image der Floriansjünger in der Kommune. Verzichtete die Gemeinde schon im 19. Jahrhundert auf Fördermittel zur Anschaffung der erforderlichen Technik, finanzierte die Kommune 2004 auch das neue Löschfahrzeug mit einem Fassungsvermögen von 750 Liter Wasser aus eigener Kraft. 2000 Stunden an Eigenleistungen brachten die Kameraden zur Schaffung der erforderlichen Stellflächen auf.

Feuerwehrverein seit 1994

Auf die Kameradinnen und Kameraden der Oberstädter Feuerwehr müsse schon wegen der zahlreichen Gewerbeobjekte und öffentlichen Einrichtungen Verlass sein, betonte Schneider. Feuersbrünste gab es in den zurückliegenden Jahren genügend, wie den Wohnhaus- und Scheunenbrand 1964, die Dachstuhlbrände 1984 und 1993 und nicht zuletzt den im Vorjahr ausgebrochenen Schornsteinbrand.

Noch heute sind die Kameraden vom tödlichen Verkehrsunfall 2002 am Ortsausgang in Richtung Grub geschockt und schlussfolgern, wie wichtig eine qualifizierte Arbeit auch bei der FFw ist. Deshalb drängt Schneider auf qualifizierte Führungskader.

So haben jüngst acht Kameraden an Ausbildungslehrgängen an der Landesfeuerwehrschule in Bad Köstritz teilgenommen. „Doch Theorie und Praxis sind zwei Paar unterschiedliche Schuhe“, sagt Schneider. Deshalb hofft der Ortsbrandmeister, dass noch in seiner Amtszeit im ehemaligen Kellerhaus ein ordnungsgemäßer Schulungsraum entsteht.

Eine echte Bereicherung für die Feuerwehrarbeit war der 1994 von Klaus Thorwirt gegründete Feuerwehrverein. Der Verein hat immer die Feuerwehr unterstützt und mit seinen Aktivitäten zur Bereicherung des gesellschaftlich-kulturellen Lebens in der Gemeinde beigetragen. An dieser engen Zusammenarbeit werde die Feuerwehr auch in Zukunft festhalten, so die Kameraden.
Aus:freies-wort.de

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