Körper und Geist im Einklang

Anna Ernst (DJK TuS Ruhrtal) nimmt zum zweiten Mal am nationalen Turnier in der Husemann-Sporthalle teil

Na gut, ein „gewisses Interesse an Kampfsportarten” hat Anna Ernst schon immer gehabt. Dass die Wittenerin dann allerdings mal beim Kendo landen und mit dieser ur-japanischen Sportart ziemlich erfolgreich sein würde, das hätte sie als Heranwachsende wohl auch nicht auf Anhieb geglaubt. Am kommenden Samstag, 13. März (ab 11.30 Uhr), gehört die 20-Jährige allerdings zum NRW-Aufgebot bei den Deutschen Einzelmeisterschaften im Kendo, die nun schon zum dritten Mal in der Fritz-Husemann-Sporthalle ausgetragen werden.

„Ich bin damals eher durch Zufall an Kendo geraten”, berichtet Anna Ernst, „meine Eltern hatten mir zuvor von Kickboxen abgeraten.” Ein wirklicher Begriff sei Kendo für sie seinerzeit – das ist jetzt rund sechs Jahre her – nicht gewesen. Als sie dann mal ganz neugierig bei der DJK TuS Ruhrtal vorbeischaute, packte sie schon bald die Faszination des rustikal wirkenden Kendo, das in seiner japansichen Heimat von rund zwei Millionen Menschen ausgeübt wird und das in seinen Grundlagen schon seit weit über 400 Jahren existiert.

Dass zum Kendo, das längst nicht so verbreitet ist wie Judo oder vergleichbare asiatische Kampfsportarten, auch eine ganze Menge mehr gehört als Ausrüstung und richtige Technik, das bekam Anna Ernst nicht allein bei der DJK TuS Ruhrtal vermittelt, sondern zuletzt auch in ihrem Studiengang der Japanologie an der Bochumer Ruhr-Universität. „Erstmal musste ich vorab natürlich die ganzen Fachbegriffe lernen und einiges über die Etikette”, berichtet die 20-Jährige. „Ich fand das sehr spannend damals – immerhin lernt man dabei auch vieles Neue aus einem ganz anderen Kulturkreis kennen.”

Und über ihren Kendo-Sport fand sie schließlich den Zugang zum weiten Feld der japanischen Geschichte. „Okay, am Anfang war das schon ein wenig freakig – doch mittlerweile macht es mir wirklich viel Spaß.” Auch, weil Anna Ernst inzwischen schon Japan bereist hat. „Und da gehen die Menschen wirklich noch vor der Arbeit mal in ein Dojo und machen Kendo” – zum Abreagieren und für das seelische Gleichgewicht.

„Im Kampfsport lernt man nie aus“
„In einem Kampfsport”, sagt Anna Ernst, „hat man nie ausgelernt. Eigentlich bin ich immer noch Anfänger. Dass ich jetzt bei der DM für NRW antreten darf, macht mich stolz.” Neben der Kölnerin Katharina Kraus ist sie dabei die einzige Frau im Aufgebot des Gastgeber-Bundeslandes. Bei der Teammeisterschaft der Landesverbände war Anna Ernst 2007 Dritte mit den NRW-Kämpfern. Ihrer Ruhrtaler Trainer Sigrun Caspary, die schon mehrfach an DM-Turnieren teilgenommen hat, derzeit aber eine Baby-Pause einlegt, hat sie einiges abgeschaut. „Aber Kendo ist nicht alleine nur der Sport an sich – vielmehr wird das auch als Philosophie wahrgenommen. Es heißt ja, den Geist und den Körper zu trainieren.”

Im Kendo geht es bei Wettbewerben darum, auf einer begrenzten Kampffläche (ca. zehn mal zehn Meter) im direkten Duell als erster Aktiver zwei Punkte zu ergattern. Allerdings gibt es volle Punkte nur dann, wenn die Angriffsaktionen korrekt und dem Regelwerk entsprechend ausgeführt werden. „Dabei muss man einiges beachten”, weiß Anna Ernst. Gekämpft wird mit einem ca. 500 Gramm schweren Schwert („Shinai”) aus vier gleich langen Bambusleisten, die u. a. von einer Griffhülle, einer Kappe und einem Bändchen aus Leder zusammengehalten werden. Was Kendo optisch so spektakulär macht, ist die gut vier Kilo schwere Rüstung („Bogu”). Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind die Kampfschreie, die jedoch unablässig sind und ebenfalls in die Treffer-Wertung einfließen. „Bei meiner ersten DM-Teilnahme”, erinnert sich Anna Ernst, „bin ich früh ‚rausgeflogen. Diesmal möchte ich zumindest einen Kampf gewinnen.” Der Heimvorteil sollte ihr dabei helfen.
Aus:derwesten.de

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