Wie der Sport zur Entscheidungsfindung beiträgt.
Doch selbst der Gummimann mit den Nehmerqualitäten bietet einen Lerneffekt: Eine Minute ohne Unterlass in schneller Folge boxen, zehrt bei Ungeübten ganz schnell an Kraft und Kondition. Deshalb heißt es, Kräfte einteilen – wie auch im Geschäftsleben: Wer ohne nachzudenken mit Riesenpower loslegt, bricht auf längere Distanz ein, hat sicher jeder schon erfahren.
Aufstehen und weiter!Obwohl: Verlieren ist keine Schande, lehren die Weiterbildungen. Egal, ob man beim Stockkampf oder beim Ringen am Boden unterliegt, auch hier bekommen die Manager ihre Lektion aufgetischt: Sie müssen einstecken lernen. „Keiner kann nur austeilen. Mancher Manager wird beim Sport im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nase fallen. Und dann wieder aufstehen. Denn nach dem Kampf ist vor dem Kampf“, vermittelt Gehlen. „Aber möglicherweise hat der erste Vorstoß bereits Respekt eingebracht.“
Management-Coach Kai Hoffmann setzt zudem auf das Lernen durch Beobachten. „Man kann sich im sportlichen Wettstreit nicht verstellen. Wie jemand im Ring oder auf der Matte auftritt, so agiert er oft auch in Konfliktsituationen. Da gibt es starke Parallelen, weil die emotionale Herausforderung fundamentale Charakterstrukturen aktiviert. Wer kämpft, lügt nicht. Und wir kämpfen meist so, wie wir psychisch gestrickt sind. Es lohnt sich also, das Gegenüber zu beobachten. Aber auch an sich selbst kann man in kämpferischen Grenzsituationen typische Verhaltensmuster feststellen. Wer daran arbeitet, kann daraus neue Wege des Denkens, Fühlens und Handelns entwickeln“, sagt der Boxexperte, der auch in Philosophie und Psychoanalyse promoviert hat.
Trainer als Entscheidungshelfer
Die Coaching-Experten sehen sich oft auch als Helfer bei der Entscheidungsfindung. „Nicht alles im Beruf ist ein Angriff. Anders als im Kampfsport läuft nicht jede Entwicklung auf einen Kampf hinaus. Dennoch muss ich analog vorgehen: Situationsanalyse, Ausweg finden und ihn letztlich konsequent angehen. Tritt an irgendeiner Stelle eine Änderung ein, muss ich wieder neu analysieren“, erklärt Kampfsport-Großmeister Alfred Gehlen. „Wichtig dabei ist, ehrlich zu sein. Wer schon bei der Bewertung der aktuellen Lage mogelt, wird keine adäquate Lösung finden, geschweige denn sie durchsetzen können.“
Allen Experten gemein ist die Überzeugung, dass Manager ihre Erfahrungswelten durch die Beschäftigung mit fernöstlichen Sportarten und deren Philosphien ändern können. Der Anstoß – im wahrsten Sinne des Wortes – aus dem Kampfsport werde neue Inspiration geben für den Führungsalltag. Das Denken werde in neue Bahnen gelenkt. Schwarzgurt und Kampfanzüge werden dennoch in den Chefetagen sicher auch in Zukunft eher nicht das Standard-Business-Outfit. Doch das Business-Repertoire von Schlips- oder Pumpsträgern wird ganz sicher bereichert.
Aus:ftd.de
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