Werden Menschen durch Kampfsport Schmerzresistenter?
Wer es nach den unzähligen Aufführung der unbeschreiblichen Kunststücke von Shaolin-Mönchen und anderen Kampfkünstlern noch nicht ahnte, dem sei an dieser Stelle gesagt: Kampfsport reduziert das Schmerzempfinden. Das haben Mediziner vom Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum herausgefunden und ihre Studienergebnisse jetzt im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses in Mannheim (6 bis 9 Oktober 2010) vorgestellt.
Indianer kennen keinen Schmerz – Kampfsportler anscheinend auch nicht
Forscher vom Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum haben mit Hilfe von Hirnstrommessungen das Phänomen der Abhärtung gegenüber Schmerzen bei Kampfsportlern genauer untersucht und festgestellt, dass diese weniger empfindlich auf Schmerzen reagieren. Mittels Elektroden wurden die Hirnströme der Sportler erfasst, während diese leichten Schmerzreizen ausgesetzt waren, um so die unbewusste Reaktion auf die Schmerzen zu erfassen. Zudem wurden die Testpersonen nach ihrem persönlichen Schmerzempfinden befragt. Die Veränderung ihrer Hirnströme sowie ihre subjektive gefühlsmäßige bzw. affektive Schmerzwahrnehmung zeige, dass Kampfsportler weniger schmerzempfindlich sind, so die Aussage der Wissenschaftler. „Kampfkünstler gehen viel gelassener mit Schmerzen um und scheinen auch weniger empfindlich zu sein“, betonte Studienleiterin Monika Dirkwinkel von der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Bergmannsheil Bochum.
Abhärtung durch Training – nicht der Körper ist entscheidend sondern der Geist
In den meisten Kampfsportarten ist die Abhärtung gegenüber Schmerzen ein wesentlicher Bestandteil des Trainings. Dabei wird durch die gezielte Simulation von Treffersituationen oder durch eine dauerhafte Belastung bestimmter Körperteile, das Schmerzempfinden reduziert, um im Kampf keinen Nachteil durch entsprechende Treffer oder Verletzungen zu haben. Die erhöhte Schmerzresistenz ist dabei nicht auf die gut trainierte Muskulatur und den Bewegungsapparat der Probanden zurückzuführen, sondern auf die Verarbeitung von Schmerzreizen im Gehirn, erklärten die Forscher. „Wir konnten keine körperlichen Veränderungen bei Kampfsportlern feststellen, die die verminderte Wahrnehmung von Schmerzen erklären würden“, so Monika Dirkwinkel. Vielmehr ließen die Studienergebnisse vermuten, dass die psychische Akzeptanz von Schmerzen bei den Sportlern anders ausfällt. Denn während „die meisten Menschen (…) über Kopfschmerzen (klagen) und versuchen sie etwa durch Medikamente zu behandeln“, ist „für Kampfsportler (…) das Schmerzgefühl nicht negativ behaftet, sondern selbstverständlicher Teil des Trainings“, erläuterte die Studienleiterin Dirkwinkel weiter.
Neue Behandlungsansätze denkbar
„Wenn es (…) gelingt, die Mechanismen, die bei der verminderten Schmerzwahrnehmung von Kampfkünstlern auftreten, noch besser zu verstehen“, lassen sich anhand der gewonnen Ergebnisse auch neue Ansatzpunkte zur Behandlung krankhafter Schmerzen finden, so die Hoffnung der Neurologin Monika Dirkwinkel. Direkt aus den jetzigen Erkenntnissen, lässt sich jedoch keine neue Therapiemethode ableiten, sondern sie dienen eher dem generellen Verständnis des Schmerzempfindens.
Aus: heilpraxisnet.de
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