Seinem Griff entkommt man nicht

Münster. Wer sich die Hände von Heinz Manz ansieht, weiß gleich: die können zupacken. Als Firmengründer ist der 75-Jährige bis heute ein Macher. Als Freizeitausgleich hat er sich einen harten Sport ausgesucht: Judo.

„Der Manz“ – so nennt man im Creglinger Ortsteil Münster schlicht und stolz den dort entwickelten Profi-Backofen. Elektro-Tüftler, Unternehmensgründer und bis heute aktiver Seniorchef im mittlerweile weltweiten Backofengeschäft ist auch „der Manz“ – Heinz Manz nämlich. Nach der Arbeit pflegt der heute 75-Jährige ein für seine Altersklasse sicherlich ungewöhnliches Hobby: Er wirft seine Gegner auf die Matte. Und wen er einmal im Würgegriff hat, der entkommt ihm auch nicht mehr. Jetzt hat der begeisterte Judokämpfer die Prüfung zum Braungurt, dem höchsten Schülergrad, erfolgreich abgelegt. Und das große Finale, den Schwarzen Gürtel? „Das hab ich vor“, sagt Heinz Manz und lacht.

Für sich entdeckt hat Heinz Manz den Kampfsport schon in jungen Jahren. „Judo“ war damals noch etwas recht Fremdes – doch der Polizeisportverein Stuttgart bot schon ein regelmäßiges Training an. Allerdings in einem Kellerraum. „Ich hatte vom Judo gelesen, es hat mich einfach fasziniert“, erinnert sich Manz. Er arbeitete damals in Stuttgart – und begab sich begeistert auf den „sanften Weg“ (was Judo übersetzt bedeutet).

Seinen ersten Kampfanzug, den weißen „Judo-Gi“, bestellte Manz 1954 bei einer Legende des Kampfsports: Alfred Rhode. Der war Deutschlands erster Schwarzgurt-Träger überhaupt und ist über seine Sportartikel-Marke „Dan-Rho“ allen Kampfsportlern ein Begriff. Doch 1954 war der feste Anzugstoff gerade nicht lieferbar. Manz bekam nur eine Hose und einen Gürtel zugeschickt. Rhode entschuldigte sich persönlich in einem Begleitschreiben wegen der fehlenden Jacke vom Typ „Nippon“ – und setzte seinen schwungvollen Namenszug unter den Brief. Dieses seltene „Autogramm“ bewahrt Heinz Manz bis heute auf.

Eine Verletzung am Schlüsselbein sorgte für eine Trainingsunterbrechung. 1962 gründete Manz dann in Münster seine Backofen-Firma – und trat noch im selben Jahr „in die frisch gegründete Judoabteilung des damaligen ASV Rothenburg ein“. Mit vier Kampfgefährten aus Sechselbach strampelte Manz oft per Fahrrad hinüber und hinauf ins benachbarte Rothenburg zum Training. Zehn Jahre intensives Wettkampfjudo folgten – mit dabei auf der Matte waren auch Manz Bruder Fritz und Hans-Friedrich Hillenbrand, als Träger des zweiten Dangrads eine Judo-Größe im Oberen Bezirk.

Fast schon ein bisschen in Vergessenheit geraten ist die kurze Phase einer Judoabteilung im heimischen Creglingen. Klar: Manz war 1984 und 1985 dabei, legte die Blaugurtprüfung ab. Als die Kampfsportgruppe mangels Trainer aufgelöst wird, „habe ich das Judo auch erst einmal aufgegeben.“ Manz war als Unternehmer gefordert, und als lungenkräftiger Tubaspieler im örtlichen Musikverein.

Ein wenig Gymnastik gehörte für Manz aber immer zum Tagesprogramm. „Als dann bei meinem 70. Geburtstag drei alte Judokameraden erschienen, sagten die mir, ich soll doch mit meinen beiden Enkeln mal zum Kindertraining nach Rothenburg kommen.“ Manz kam und nahm das Training wieder auf – als echter Opa in einer Kindergruppe. „Ich habe aber bald schon parallel in der Erwachsenengruppe mittrainiert“, erzählt er stolz.

Der Wiedereinstieg war dennoch hart: „Ich musste mir viele neue Techniken aneignen, einiges wird heute ganz anders gelehrt, als früher“, erläutert Manz. „Die Kraft und das Fallen waren eigentlich kein Problem. Aber mit der Kondition hats gehapert.“

In den Schulferien fällt das Training in der Regel aus. Manz besorgte sich Trainingsmatten und hält sich mit Übungseinheiten im eigenen Keller fit. Irgendwann reifte in ihm auch der Plan, den höchstmöglichen Schülergrad zu erwerben. „Doch das war nicht nur Prüfungsehrgeiz“, sagt Manz. „Mir macht auch das Balgen Spaß“. In der Braungurtprüfung muss man anspuchsvolle und sehr hohe Würfe wie „Kata Guruma“ (Schulterrad) zeigen – und dreimal drei Minuten „balgen“. Solche Freikämpfe („Randoris“) sind immens anstrengend. „In meinem Alter darf man da auch mal ein bisschen mehr mit Kraft arbeiten, wenns mit der Schnelligkeit nicht ganz so hinhaut“, schmunzelt Manz.

Der fitte Senior aus dem Taubertal hat seine Prüfung zum „Ikkyu“, wie der Gürtelgrad auf japanisch heißt, aber mit Bravour gemeistert. Seine Familie und die Manz-Mitarbeiter sind stolz auf diese nicht alltägliche Leistung. „Egal, was man macht, es darf nicht langweilig und es muss praktisch anwendbar sein“, übersetzt Heinz Manz asiatische Judo-Philosophie ins Deutsche. Dieses Prinzip ist Manz in Fleisch und Blut übergegangen: denn auch wenn er schon tausende knallharter Fallübungen hinter sich hat – er steht immer wieder auf. „Ja“, sagt er und hält einen Moment inne, „ich kann sagen, die tun mir gut.“

Fuente:swp.de

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