Selbstwertgefühl geben und fördern

Hilpoltstein/Roth (HK) Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern, ist schwierig. Die Arge Roth versucht dies mit zeitlich begrenzten Beschäftigungen im Werkhof Regenbogen. Mit Erfolg: Jeder fünfte Teilnehmer bekommt danach eine Arbeit. Warum diese Menschen oft über viele Jahre keinen Job bekommen haben, ist ganz unterschiedlich: „Alkohol, Drogenkonsum, psychische Probleme oder ganz normale Erkrankungen wie mit den Bandscheiben“, zählt Elisabeth Nederkorn von der Arge Roth auf. Dazu kommen die Menschen, denen die Arge mangels freier Stellen keinen Job auf dem so genannten ersten Arbeitsmarkt vermitteln kann und bei denen bereits alle weiteren Fortbildungsmaßnahmen ausgeschöpft sind. Außerdem werden auch Alleinerziehende an den Werkhof vermittelt, die auf die Schulzeiten der Kinder achten müssen und nur an wenigen Stunden in der Woche Zeit haben. „Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen“, nennt Nederkorn die Arbeitslosen, denen eine solche Arbeitsgelegenheit vorzugsweise im Rother Werkhof Regenbogen angeboten wird. Dieser gemeinnützige Verein sieht seine vornehmliche Aufgabe darin, solche Arbeitsmöglichkeiten anzubieten. Durch den Gewinn, den der Verein beim Verkauf von gebrauchter Kleidung, Möbeln, Spielsachen und anderen Haushaltsgegenständen erzielt, schafft es der Werkhof zudem, vielen Arbeitslosen im Verein selbst eine feste Stelle anzubieten. 75 Langzeitarbeitslose hat die Arge 2008 an den Werkhof vermittelt und immerhin 21 fanden danach eine Arbeit. Noch besser war das Ergebnis im vergangenen Jahr: Hier fanden von 102 Menschen, die im Werkhof eine solche befristete Arbeitsgelegenheit bekamen, immerhin 33 einen sozialversicherungspflichtigen Job. Bei vielen Langzeitarbeitslosen, die mindestens zwei Jahre, meist aber deutlich länger keinen Job hatten, muss im Werkhof „viel Aufbauarbeit geleistet werden“, sagt Nederkorn. Dann werde versucht, sie wieder in einen geregelten Tagesablauf einzugliedern. Ihnen durch die Arbeit aber auch wieder mehr Selbstwertgefühl zu geben, das nicht selten durch Hunderte Absagen auf Bewerbungen kaum mehr vorhanden ist. Die Arge nennt es zwar nur ein Arbeitsangebot, aber beim Angebot bleibt es nicht immer. „Einigen bieten wir einen solchen Ein-Euro-Job an, weil sie etwas dazuverdienen können, anderen lassen wir nicht die Wahl und setzten die Maßnahme ganz gezielt ein“, sagt die Arge-Geschäftsführerin Christiane Steib. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Arge feststellen will, ob einige ihrer Klienten überhaupt arbeitswillig sind. „Außerdem haben wir einige Arbeitssuchende, bei denen wir, oft aber auch die Betroffenen selbst, aufgrund einer Erkrankung nicht wissen, zu welchen Tätigkeiten sie geeignet sind und ob sie einen normalen Arbeitstag durchstehen“, sagt Nederkorn. Günter Vierlinger, der Geschäftsführer des Werkhofs Regenbogen macht mit den ihm zugewiesenen Menschen ganz unterschiedliche Erfahrungen, räumt aber gleich mit einem Vorurteil auf. „Die, die gar nicht arbeiten wollen, dass sind nicht einmal fünf Prozent – bei den anderen muss man einfach sehen, für was sie geeignet sind, muss mit ihnen reden, um sie im richtigen Bereich einzusetzen.“ Dabei erlebte Vierlinger nach dem Vorstellungsgespräch so manche Überraschung: „Wir hatten einige, wo ich mir wegen Erkrankungen, einem Alkoholproblem oder wegen ihres Verhaltens Sorgen gemacht habe, ob es eine erfolgreiche Maßnahme wird“, sagt er. „Und viele davon haben eine sehr positive Entwicklung durchgemacht, sie sind kaum krank, haben kaum Fehlzeiten, engagieren sich in der Arbeit, gewinnen wieder etwas mehr Selbstsicherheit.“ „Und damit steigt natürlich auch die Chance, die Leute auf dem ersten Arbeitsmarkt vermitteln zu können“, sagt Nederkorn. Von Kai Bader Aus:donaukurier.de

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