Vortrag: Bianca Heß referiert im Fürther Seniorenzentrum Johannes-Guyot-Haus über den Umgang mit Demenzkranken Manchmal können Enkelkinder gute Vermittler zwischen den Generationen sein. »Das ist die Oma und die ist schon älter und die darf so sein« – mit ihrer Ungezwungenheit und ihrer Lebensfreude legen sie nämlich nicht jedes Verhalten oder jedes Wort auf die Waagschale. Mit einem Lachen können sie die Großmutter an der Hand nehmen und ihr etwas zeigen, wenn sie sich nicht mehr erinnern kann oder wieder einmal etwas sucht. Für die Tochter oder den Sohn fällt es oftmals viel schwerer die Veränderungen im Alter mitzuerleben. »Die Brücke über die wir Gesunden auf den Anderen zugehen müssen, sind manchmal sehr hoch«, weiß Bianca Heß aus vielen Gesprächen mit Angehörigen von Menschen, die im Alter an einer Demenzerkrankung leiden. Die Leiterin der gerontopsychiatrischen Beratungsstelle in Heppenheim kennt die Alltagsprobleme, die die Kommunikation erschweren. Sie möchte dazu beitragen, dass die Wahrnehmung und das Verhalten des Anderen verstanden und akzeptiert werden kann. Im Seniorenzentrum Johannes-Guyot-Haus gab Bianca Heß mit ihrem Vortrag sowohl den Mitarbeitern des Betreuungsteams als auch interessierten Bürgern wichtige Informationen. »Ich möchte, dass du mich verstehst«, diese Aussage hatte sie als Überschrift gewählt, denn die Kommunikation bei Demenz ist immer auch eine Wechselbeziehung zwischen Menschen. Das Leben verglich sie mit einem großen und immer wieder einzigartigen Kuchen. Die Einschränkungen durch eine Demenzerkrankung kann mit den nacheinander aufgegessenen Kuchenstücken verglichen werden. Bisher angeeignetes Wissen oder das Kurzzeitgedächtnis gehen sukzessive verloren. Dennoch gibt es auch viele klare Momente, in denen der Erkrankte an seine Gegenwart anknüpfen kann. In ihren Erinnerungen können Demenzkranke Halt finden, wobei sie von anderen unterstützt werden können. Im Anfangsstadium der Krankheit fallen zunächst auch gewohnte Handgriffe schwer. Mit Hinweiszetteln kann sich der Erkrankte anfangs behelfen. Das ist dem Betroffenen peinlich, doch ihm fehlt der rote Faden, mit dem er die einzelnen Schritte erinnern kann. Umso mehr ist die liebevolle und wertschätzende Unterstützung von Mitmenschen gefragt. »Fragen sie sich, was kann der Andere noch alleine und fördern sie seine Selbstständigkeit«, appellierte Bianca Heß. Dem Erkrankten sollte Sicherheit vermittelt und sein Selbstwertgefühl gestärkt werden. Eine zugewandte Körperhaltung und Blickkontakt können dazu beitragen, denn gerade durch Zuwendung werde Vertrauen vermittelt. Mit einem freundlichen und bestätigenden Nicken könne gezeigt werden, dass der andere verstanden werde. Angehörigen könne in der Zeit der Begleitung des Erkrankten auch Mit und Fantasie weiterhelfen. Bianca Heß ermunterte aber auch dazu, eigene Belastungsgrenzen zu erkennen und auf die vielfältigen Hilfsangebote zurückzugreifen. Heimleiterin Andrea Schwarz stellte anschließend die Angebote des Johannes-Guyot-Hauses vor. Als erstes Beispiel führet sie den noch warmen Streuselkuchen an, der den Zuhörern serviert wurde. Gemeinsam mit den Senioren backen die Betreuungskräfte des Johannes-Guyot-Hauses nämlich gerne Kuchen. Der mobile Backofen kann im ganzen Haus eingesetzt werden. Auch ein Zuhörer hatte noch einen guten Tipp. Statt des gewohnten Gläschen Rotwein am Abend könnten Erkrankte mit einem roten Traubensaft auch tagsüber zum Trinken animiert werden, oft fehle alten Menschen das Gefühl für Durst. Auch mit einem »Prost« und dem gemeinsamen Anstoßen der Gläser könne das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt werden. Im Seniorenzentrum Johannes-Guyot-Haus soll die Vortragsreihe und das Gesprächsangebot für Betroffene im November fortgesetzt werden. Thema ist »Das tut mir weh«. Unter diesem Motto wird Anneliese Pappe-Fischer von der Hospizgruppe Odenwald über den Umgang mit Schmerz referieren. Aus:Echo-online
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