Sandy Krohn ist gerade mal 15 Jahre alt und wird sich bei ihrem ersten bedeutenden internationalen Auftritt mit zwei und drei Jahre älteren Gegnerinnen abmühen müssen. Denn sie kämpft für Deutschland in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm und in der Altersklasse U 18.
Sandy Krohn (auch kleines Foto) hat in diesem Kampf im wahrsten Sinne des Wortes alles im Griff – auch bei der WM?Foto: Privat
Verunsichert oder gar verängstigt ist das blonde Mädchen nicht, weil sie in der griechischen Hauptstadt eine der Jüngsten im Kampf sein wird. „Bei den German Open in Hanau bin ich auch schon gegen diese älteren Gegnerinnen angetreten“, begründet sie ihre Zuversicht. „Und da bin ich auch Zweite geworden.“
Genauso wie im Sommer bei den deutschen Ju-Jutsu-Meisterschaften. Da unterlag das Quickborner Talent erst im Finale und das sozusagen nur mit einem Arm. Der andere war von ihrer Gegnerin „überhebelt“ worden, wie es in diesem Kampfsport heißt, der sozusagen eine Mischung aus Karate, Judo und Aikido ist. Sandy Krohn: „In dem Arm hatte ich einen Bluterguss und wirkliche Schmerzen.“
Die sind ohnehin beim Ju-Jutsu nicht immer zu vermeiden. Wenn die Quickbornerin da an ihren ersten Auftritt vor drei Jahren bei den German Open denkt . . . „Da hatte ich mir einen Faustschlag gegen den Kiefer eingefangen“, erzählt sie. „Hinterher bin ich zwar noch mit unserer Gruppe zu McDonald gegangen, aber ich bekam meinen Mund schon nicht mehr auf. Im Krankenhaus wurde festgestellt, das mein Kiefer ausgerenkt war.“
Selbst so richtig zuzuschlagen und zu treten, war übrigens das Schwierigste, was die eher zurückhaltende und scheue Sandy in ihrem Sport lernen musste. „Wenn ich in meinen ersten Kämpfen angegriffen wurde“, erzählt die deutsche Vizemeisterin, „hatte ich einen richtigen Blackout. Ich hatte alle Techniken vergessen, wusste einfach nicht, wie ich mich wehren sollte.“
Das ist längst überwunden. Gerade die Schlag- und Fußtechniken, die in der ersten Phase eines Ju-Jutsu-Kampfes ausgeführt werden müssen, sind heute ihre Stärke. Im Part zwei wird der Zweikampf durch Wurfgriffe bestimmt. Um hier vor der Weltmeisterschaft ihre Schwächen auszumerzen, trainiert Sandy zur Zeit auch mit den starken Judokas von TuRa Harksheide. „In meinem Sport habe ich gelernt, dass man kämpfen muss“, sagt Sandy. „Ich weiß aber auch, dass ich mir etwas zutrauen kann.“ Längst nimmt die 15-Jährige es gelassen hin, wenn sie nach Wettkämpfen montags in ihre Klasse der Gesamtschule Kisdorf kommt und einer ruft: „Na, hast du am Wochenende wieder Leute verprügelt?“
Vater Volker, selbst einmal Judoka, und Mutter Sandra sind immer dabei, wenn die Tochter zum Kampf antritt. „Hoffentlich kriege ich das Kind hinterher wieder heil runter“, gesteht die Mama. „Aber längst haben wir erfahren, wie vorteilhaft dieser Sport für unsere Tochter ist. Zurückhaltend ist Sandy noch immer. Aber sie steht gerade im Leben, kann frei reden, für sich eintreten und in der Schule wurden ihre Noten viel besser.“
Auch deshalb, weil sie in ihrem Sport gelernt hat, ihre Lehrmeister zu respektieren. Mutter Sandra: „Beim Ju-Jutsu verneigt sich der Sportler, wenn er die Kampfstätte betritt und verneigt sich, wenn er sie verlässt. Diese Einstellung fehlt heute doch immer mehr in unserem Leben.“
Aus:Abendblatt.de
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