Solandra

Sie zeigt der Göttin den mit Nektar gefüllten Goldkelch.
Neueste Weltkunde von H.Malten


Düfte sind die Gefühle der Blumen.
Heinrich Heine

Solandra von Carina
 

Solandra (deutsch: Goldkelch) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Die zehn Arten kommen in Mittel- und Südamerika sowie auf den westindischen Inseln vor.

Solandra sind verholzende Pflanzen, die meist als Strauch oder Liane wachsen oder gelegentlich auch epiphytisch auftreten. An großen Bäumen können lianenförmige Pflanzen eine Gesamtlänge von 7 bis 30 m erreichen. Es gibt sowohl unbehaarte als auch behaarte Vertreter, meist sind dann die Laubblätter und der Kelch behaart. Die Trichome sind einreihig, vielzellig, einfach oder verzweigt, gelegentlich sind sie drüsig, ihre Länge variiert zwischen 60 und 500 µm. Die Sprossachse besitzt eine stark gerunzelte Rinde, die gelegentlich mit vielen auffälligen Korkwarzen versehen ist. Das Mark ist stark ausgeprägt.

Die Laubblätter sind lederig oder beinahe lederig und glänzend. Sie sind elliptisch, langgestreckt-elliptisch, eiförmig-elliptisch oder beinahe rund geformt. Die Länge der Blattspreite beträgt meist 7,5 bis 17,5 cm, in Einzelfällen auch nur 4 cm, die Breite liegt meist zwischen 4 und 11 cm, in Einzelfällen sind die Blätter nur 2 cm breit. Nach vorn hin sind die Blätter spitz oder zugespitzt. Die Blattstiele sind meist 3 bis 5, selten auch 1 bis 6 cm lang.

Die auffallenden und duftenden Blüten stehen endständig an 5 bis 17 mm langen, dicken Blütenstielen. Der Kelch ist röhrenförmig-glockenförmig, hat eine Länge von 2,5 bis 11 cm und ist unregelmäßig zwei- oder fünfgelappt. Die einzelnen Lappen sind spitz und langgestreckt. Die leicht zygomorphe Krone ist trichterförmig oder kelchförmig, sie ist meist 13,5 bis 37 cm (selten auch nur 10 cm) lang und 4 bis 14 cm breit. Sie ist entweder weiß, gelb oder grün gefärbt und weist fünf bis zehn Längsstreifen auf, oder sie ist violett-blau oder gelblich-weiß mit einer violetten Mellierung. Die Kronlappen sind kurz, breit und etwas zurückgebogen, ihr Rand ist meist gewellt und unregelmäßig gekerbt-ausgefranst.

Die Staubblätter können über die Krone hinausstehen oder sich innerhalb der Krone befinden. Am Ansatzpunkt der Staubfäden in der Krone sind diese mit einfachen, einreihigen Trichomen behaart. Die Staubbeutel sind 6 bis 13 mm lang. Gelegentlich weisen sie eine nahezu dreieckige Form auf und haben dann zum Zeitpunkt des Aufspringens eine Breite von etwa 2 bis 3 mm, ansonsten sind sie elliptisch und 4 bis 5 mm breit. Die Pollenkörner sind trizonocolporat und mit 17 bis 23 µm relativ klein. Die Pollenaußenwand (Exine) hat eine Stärke von etwa 1,5 µm, in den Bereichen der Pollenpole ist sie netzartig, zum Pollenäquator hin streifig. Die Narbe ist scheibenförmig-köpfchenförmig, eingedrückt und nur sehr leicht zweilappig.

Die Früchte sind eingedrückt kugelförmige, konische, birnenförmige oder abgerundet-eiförmige Beeren. Sie sind lederig, gelegentlich weißlich, süßlich, essbar und 4 bis 6 × 5 bis 6 cm lang. Der Kelch bleibt an der Frucht bestehen, springt jedoch auf. Die Samen haben eine Länge von 4 bis 6,5 und eine Breite von 2,5 bis 4 mm.

Die phytochemische Zusammensetzung ähnelt stark derer der Stechäpfel (Datura) und Duboisia. In allen Pflanzenteilen kommen diverse Tropanalkaloide vor, die zum Teil stark halluzinogene Wirkung haben.
Der Alkaloidgehalt beträgt etwa 0.15 %, die höchste Konzentration wurde mit 0.64 % in der Wurzel von Solandra grandiflora gefunden. Im Gegensatz dazu wurde bei Solandra maxima die höchste Alkaloidkonzentration in den Früchten gefunden
Aufgrund des Alkaloidgehaltes wurden die Pflanzen bereits in Vor-kolumbianischer Zeit als Betäubungsmittel und magische Pflanze eingesetzt. Auch in heutiger Zeit werden die Pflanzen von einigen indigenen Bewohnern Mexikos als Halluzinogen eingesetzt.

Ethnographische Berichte über die Verwendung des Goldkelchs sind rar, weil Solandra nur selten als schamanische Trancedroge verwendet werden. Am besten ist die Verwendung der „Götterpflanze“ kiéli oder kiéri bei den Huicholindianer bekannt. Diese Ureinwohner im heutigen mexikanischen Bundesstaat Jalisco verwenden zumindest eine Art (Solandra brevicalyx) nachweislich.

Bei den Huichol dreht sich ein ganzer Mythenzyklus um die Pflanze. So sei Solandra ursprünglich ein Gott namens „Kiéli Tewiali“, zu deutsch Gott des Windes und der Zauberei. Nach diesem Glauben ging er zu Anbeginn der Zeit aus der Vereinigung der kosmischen Schlange mit dem Regen hervor. Später verwandelte er sich – zum Nutzen und Segen der Menschheit – in die Pflanze mit dem betörenden Duft, dem „Baum des Windes“. Da die „Götterpflanze“ als sehr kraftvoll gilt, wird sie gerade auch für dunkle Zwecke (Schadzauber, Todeszauber) verwendet. So darf die Pflanze auch nicht gestört oder beleidigt werden; sonst drohen als Strafe Wahnsinn oder gar Tod. Der Pflanze werden auch Opfer dargebracht: unter anderem Zeremonialpfeifen, Maisfladen, Tequila, Münzen, Wollgarnbilder und Schmuck. Die Pflanze wird nur sehr selten als Halluzinogen eingenommen. Bevorzugt werden dazu die Blätter, als potenter gelten aber Früchte und Wurzel.

In der Volksmedizin Mexikos werden Solandra vor allem als Liebestrank und Aphrodisiakum angewendet. Ein Tee aus der Blüte wird auch gegen Husten getrunken.

Carina

Aus Wikipedia

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