Wanderlibelle

Die Wanderlibelle (Pantala flavescens) ist neben Pantala hymenaea (engl. „spot-winged glider“) die einzige Libellenart der Gattung Pantala aus der Unterfamilie Pantalinae. 1798 beschrieb Fabricius die Art erstmals. Sie gilt als die auf der gesamten Erde am weitesten verbreitete Libelle.

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Wanderlibellen werden bis zu 4,5 cm lang und erreichen Flügelspannweiten zwischen 7,2 cm und 8,4 cm. Die Vorderseite des Kopfes ist gelblich bis rötlich. Der Rumpf (Thorax) ist meist gelblich bis goldfarben mit einem dunklen Strich und behaart. Es wurden aber auch schon Exemplare mit bräunlichem oder olivfarbenem Thorax entdeckt. Der Hinterleib (Abdomen) weist eine ähnliche Farbcharakteristik wie der Thorax auf.

Am Hamulus, einem kleinen hakenförmigen Fortsatz am sekundären Geschlechtsorgan der Männchen, fehlt der äußere Ast oder ist vielmehr nur durch einen Wulst angedeutet. Beim Weibchen wiederum befinden sich auf dem letzten Segment der kahnförmigen Bauchplatte zwei kurze Scheidentaster.

Die Flügel sind nicht gefärbt und am Ansatz sehr breit. Auch hier wurden einzelne Exemplare mit olivfarbenen, bräunlichen und auch gelblichen Flügeln entdeckt. Auf der Osterinsel treten Wanderlibellen sogar mit schwarzen Flügeln auf.

Das Flügelmal oder Pterostigma ist wiederum gelblich. Am Flügelansatz und an der Flügelspitze kann bei den durchsichtigen Flügeln ein gelblicher Schatten auftreten. Die kastanienroten Facettenaugen nehmen, wie bei den Großlibellen (Anisoptera) üblich, einen großen Teil des Kopfes ein. Die erwähnten Farbabweichungen sind sicherlich mit eine Erklärung für die vielen wissenschaftlichen Beschreibungen unter verschiedenen Namen.

Ihre Fluggeschwindigkeit beläuft sich auf 5 m/s. Besonders im Herbst fliegt die Wanderlibelle in großen Schwärmen, wobei sie sich die Thermik zu Nutze macht. Ein Bericht spricht hier sogar von einer „Wolke“, die 34 km² umfasste.[8] Bevorzugt nutzt sie dabei feuchte Winde. Im normalen Flug halten sich Vertreter auf Inseln in Höhen von ein bis 2,5 m über dem Boden auf und unterbrechen ihren Flug bei aufziehenden Wolken. Die kontinentalen Vertreter hingegen wählen Flughöhen von drei bis vier Metern und unterbrechen ihren Flug auch bei schlechter Witterung nicht. Die Tiere auf der Osterinsel haben sich davon wegentwickelt, weit auf die offene See hinauszufliegen, da dies meist den sicheren Tod bedeutet.

Bei der Landung strebt das Tier eine vertikale Haltung an. Die Flügel stehen dabei wie bei allen Großlibellen vom Körper ab, werden also nicht angelegt.

Die Wanderlibelle hat ein extrem weites Verbreitungsgebiet, das ungefähr bis zum 40. Breitengrad bzw. zu den 20-°C-Isothermen reicht. Dabei bezeichnen die 20-°C-Isothermen jenes Gebiet, in dem die Temperatur im Jahresmittel 20 °C beträgt. Damit tritt sie sowohl in den Tropen als auch in den gemäßigten Zonen Nordamerikas auf. Aus Europa gibt es nur vereinzelte Sichtungen der Art, wobei seriöse Nachweise bislang vor allem aus der Ägäis und dem angrenzenden Festland stammen. Alle Wanderlibellen-Meldungen aus England oder Frankreich sind als äußerst zweifelhaft zu werten oder auf z. B. mit Bananenlieferungen importierte Tiere zurückzuführen. Als eine Erklärung für das Fehlen der sonst so verbreiteten Art in Europa wird die Barrierewirkung der Sahara angesehen. Diese macht mit ihren ungünstigen Winden, wie dem trockenen Scirocco, und ihrer ausgeprägten Trockenheit dem Tier die Überquerung nahezu unmöglich. Ihr Eintreffen in den Subtropen und Tropen fällt mit der tropischen Konvergenzzone zusammen. Hierin zeigt sich auch wieder ihre Vorliebe für feuchte Winde. So trifft die Wanderlibelle im südostindischen Tamil Nadu erst mit dem zweiten Monsun ein – denn erst dieser bringt in jener Region den Regen. Im restlichen Indien hingegen trifft sie bereits mit dem ersten, regenbringenden Monsun ein. Sie wurde als am höchsten fliegende bisher bekannte Libelle bei circa 6.200 m im Himalaya gesichtet. Auch war die Wanderlibelle eine der ersten Arten, die sich nach den Kernwaffentests wieder auf dem Bikini-Atoll ansiedelten. Zudem ist sie die einzige Libellenart, die auf der Osterinsel vorkommt. Die dort vertretenen Individuen scheinen sich durch ihren kleineren Genpool von den kontinentalen Individuen abzukoppeln, wodurch langsam eine neue Art entsteht (Gendrift). In kälteren Gebieten wie Südaustralien und Nordkanada kann die Wanderlibelle nicht überwintern und wird daher jedes Jahr aufs Neue durch Migranten ersetzt.

Aus und weitere Info Wikipedia

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