Was bedeutet ein (obszöner) Nachname?

Wenn Herr Moese oder Frau Ficker ihre Namen nennen, ernten sie ungläubiges Schweigen, Hüsteln, Kichern.
Falsche Reaktion, sagt Prof. Jürgen Udolph, Namensforscher der Uni Leipzig: „Wer Witze über einen sonderbaren Namen reißt, überschreitet nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks und verletzt Gefühle, sondern ist auch dumm, weil er meist die wahre Bedeutung des Namens nicht erkennt.“ Und die ist meist ganz anders, als man denkt.

Beispiel: der Nachname Geiler
Herr und Frau Geiler hatten keineswegs sexhungrige Ahnen – der Ursprung des Namens (mittelhochdt.: geiler, giler) leitet sich vom französischen Wort guileor, guiler ab, was so viel bedeutet wie Betrüger, Gauner, Schmarotzer.Möse oder MoeseKommt aus dem Raum Sachsen und ist höchstwahrscheinlich eine Koseform des alttestamentarischen Moses und geht auf einen ägyptischen Namen mit der Bedeutung Sohn zurück. Geben Sie es zu – Sie dachten gerade etwas anderes…!

Schwanz

Hinter diesem Namen steckt das mittelhochdeutsche swanz, was früher als Bezeichnung für eine tanzende, schwenkende Bewegung war und aus dem sich daher unser heutiges Wort Tanz ableitet. swanz wurde auch benutzt, um eine Schleppe oder den Schmuck einer Damenrobe zu beschreiben.

Ficker

Der (gar nicht so seltene) Nachname Ficker kommt von dem Verb ficken, was im Mittelhochdeutschen so viel hieß wie reiben, hin- und herbewegen. Ein Ficker war ein unruhiger, aufgeregter Mensch – wir kennen das auch heute noch: Fickerig sein bedeutet im Dialekt so viel wie unruhig sein.

Kotz

Dieser Name erinnert uns vielleicht an den einen oder anderen Moment, in dem wir mal rückwärts gefrühstückt haben, kommt aber eigentlich aus dem Mittelhochdeutschen und heißt in etwa grobes, zottiges Wollzeug. Daraus wurden Übermäntel (Ponchos) oder Ärmel, meist für Jäger und Wanderer, gefertigt. Daher kommt auch beispielsweise unser umgangssprachliches Wort Kutte oder das englische Wort für Mantel: Coat.

Rescheiße

Erstmal: Nein, der Name hat nichts mit Exkrementen von Wildtieren zu tun. Er ist sehr selten, kommt nur rund fünf Mal in Deutschland vor und ist ein Name für einen Schmiedeberuf. Wenn der Schmied früher das Eisen von der Schlacke befreite, musste er es röschen. daraus wurde der begriff Röscheisen, der später zu Rescheiße wurde.

Dunkacke

Der Name bedeutet nicht das, was Sie denken mögen. Er taucht meist in Norddeutschland auf und besteht aus den Worten dun und kake bzw. kacke. Dun kommt aus dem Niederdeutschen und meint so viel wie aufgedunsen, geschwollen, kake bzw. kacke ist ebenfalls niederdeutsch und mit dem englischen Wort cheek verwandt, was so viel wie Wange, Backe heißt. Herr Dunkacke heißt also eigentlich geschwollene Backe.

Freier

Dieser Name war keineswegs für die Kunden von Prostituierten reserviert, obwohl freien schon auf etwas Zwischenmenschliches abzielt: Freien bedeutete so viel wie um die Braut werben – ein Freier war also ein Bräutigam. Und auch eine andere Deutung ist möglich: Freier als Form von frei, mit anderen Worten: nicht mehr abhängig von seinem Herrn, kein Leibeigener mehr.Die Beispiele haben Sie auf den Geschmack gebracht und jetzt wollen Sie auch wissen, woher Ihr Name kommt?
Professor Udolph (schrieb das „Buch der Namen“, Goldmann, 8,95 Euro) erklärt, wie sich jeder auf Spurensuche begeben kann.

Aus: Bild.de
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