Wie uns das Klima krank machen kann

Kopfschmerzen oder Übelkeit sind nicht selten Ursache meteorologischer Einflüsse – doch das ist noch harmlos. Besonders Hitze bei Temperaturen über 30 Grad gefährdet unsere Gesundheit. Dr. med. Alfred Köstler, Betriebsarzt der Allianz Deutschland AG, klärt über weitere Risikofaktoren auf.Trifft der Klimawandel und seine Folgen auch uns?

Hitzewellen oder Überschwemmungen kannten wir in der Vergangenheit vor allem aus Nachrichtenbeiträgen über ferne Länder. Mittlerweile sind extreme Wetterereignisse in Mitteleuropa keine Seltenheit mehr. Der Klimawandel findet direkt vor unserer Haustüre statt und bringt Gesundheitsrisiken mit sich. Temperaturen von deutlich über 30 Grad werden immer seltener mit dem Prädikat „Rekord“ ausgezeichnet.

Die meteorologischen Einflüsse schlagen immer mehr Menschen auf die Gesundheit. Gehäuft auftretende Extremwetterereignisse mit Sturm, Hagel und Starkregen gefährden ganz unmittelbar Leib und Leben. Im Gegenzug fühlt sich manch bisher als exotisch angesehener Schädling und Krankheitserreger im erhitzten Europa zunehmend wohl.

Ist der Rohstoff Wasser in Gefahr?

Indirekt zu spüren bekommt der Mensch auch klimabedingte Veränderungen in den Gewässern: So begünstigen verschobene Umweltbedingungen das Algenwachstum in Flüssen und Seen sowie in der Nord- und Ostsee – die Algen wiederum bilden Giftstoffe, die über das Trinkwasser, aber ebenso bei Badenden Krankheiten verursachen können.

Treten die Gewässer dann auch noch über ihre Ufer, wie dies in letzter Zeit bei den durch Starkregen verursachten Überschwemmungen immer häufiger der Fall war, besteht nicht nur Gefahr durch die zerstörerische Kraft der Wassermassen. Ein feuchtwarmes Umfeld und schlechte hygienische Bedingungen begünstigen eine seuchenartige Vermehrung und Ausbreitung von Erregern.

Wie wirkt sich die steigende Temperatur aus?

Wie stark sich bereits geringfügige Temperatursteigerungen auswirken, zeigt z.B. die Beobachtung, dass sich die Zecken-Risikogebiete jedes Jahr einige Meter weiter in den Norden Deutschlands verschieben. Und dass die Überträger von FSME (frühsommerliche Hirnhautentzündung) und Borreliose immer länger aktiv sind. Gesellschaft bekommen sie vermutlich bald schon von ehemals nur in Afrika und Asien vorkommenden Schädlingen wie der Tigermücke, die das grippeähnliche Chikungunya-Virus bereits bis nach Oberitalien getragen hat.

Ähnliches lässt sich über Pollen und sonstige Allergene feststellen: „Je früher die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, desto länger deren Saison. Forscher prognostizieren, dass sich Neophyten, also bisher noch nicht in Deutschland heimische Pflanzen wie zum Beispiel die Ambrosia-Pflanze, hier ansiedeln und neue, heftige Allergien auslösen“, so Dr. med. Alfred Köstler, Facharzt für Allgemeinmedizin und Betriebsarzt bei der Allianz Deutschland AG in München.

Wer im Alpenraum zu Hause ist, hat sicher mit dem „Föhn“ schon einmal Bekanntschaft gemacht – diese spezielle Wetterlage mit Druckschwankungen macht sich bei vielen Menschen mit körperlichen Symptomen wie Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen oder Übelkeit bemerkbar. Unangenehm, aber eher harmlos, sagt die Medizin – ein regionales Phänomen im sonst immer noch gemäßigten Klima Deutschlands.

Wirklich gefährlich werden können allerdings langanhaltende Hochtemperaturphasen. Spitzenwerte wie im „Hitzesommer“ 2003 haben allein in Deutschland rund 7.000 Todesopfer gefordert. „Ältere Menschen mit vorgeschädigtem Herz-Kreislauf-System, aber auch Kinder sind besonders gefährdet“, erklärt Dr. Köstler.

Wie reagiert mein Körper auf die Hitze und was ist zu tun?

Unser Körper reagiert bei Hitze mit Schwitzen. Dies geschieht um einem zu hohen Anstieg der Körpertemperatur entgegen zu wirken. Denn es ist für uns Menschen lebenswichtig, die Temperatur bei etwa 37 Grad Celcius konstant zu halten.

Um den Körper fit und gesund zu halten, ist reichliches Trinken dann ganz besonders wichtig. Generell sollten mindestens 1,5 Liter getrunken werden, bei Hitze dürfen es ruhig 3 Liter und mehr sein. Zu viel geht nicht, denn ein gesunder Mensch kann nie zu viel Flüssigkeit trinken und die vom Körper nicht benötigte Menge wird einfach wieder ausgeschieden.

Geeignete Durstlöscher sind Leitungs- oder Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie Fruchtsaftschorlen. Koffein- und alkoholhaltige Getränke sind als Durstlöscher ungeeignet, da sie den Kreislauf anregen und das Schwitzen fördern.

Doch Vorsicht! Zu schnelles und zu kaltes Trinken sowie die Aufnahme von großen Mengen auf einmal können zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt führen. Lieber oft und in kleineren Mengen trinken. „Trinkmuffel“ können den Flüssigkeitsbedarf auch durch wasserreiche Lebensmittel wie z.B. Melonen, Tomaten und Gurken mit abdecken
Aus:Welt.de

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