4 Erste Kindheit

Aber nun zurück zu den Eltern. Am 26. Juli 1928 wurde ich geboren. Meine Mutter bekam mich im Elisabeth Hospital in Bochum, viel habe ich da nicht mehr in Erinnerung, nur das die verschiedenen Tanten mich am Nachmittag besuchten und alle ausriefen was ich für ein hübscher Knabe wäre. Aber Spass beiseite, meine ersten Erinnerungen sind, dass ich neben meinem singenden Vater auf einer Fussbank sass und ihm bei Kartoffelschälen beobachtete, Vater war wie viele Millionen Deutsche mit ihm, arbeitslos. Vater sang gerne, vor allen Dingen alte deutsche Volkslieder. Und dann hatte er 2 Songs aus der englischen Kriegsgefangenschaft mitgebracht, die er bei allen Festen vorsingen musste. Was er auch gerne tat war spazierengehen.

In Bochum gibt es einen schönen Stadtpark, das Wiesental und weiter draussen das Ruhrtal. Das ganze Ruhrgebiet ist viel grüner als die Leute sonst annehmen. Dann gibt es noch das Sauerland und viele andere hübsche grüne Flecken. Wenn wir also spazieren gingen, an sämtlichen Sonn-und Feiertagen erklärte Vater mir die Namen der Bäume, Sträucher und Blumen, die Namen der Vögel. Leider ist bei mir davon nicht viel hängen geblieben, zum Leidwesen meiner Frau.

An Vergnügungen gab es für uns arme Leute nicht viel, vielleicht gab es mal ein Eis für 5 Pfennig, oder einen Dauerlutscher für ein paar Pfennige, Vater trank mal ein Bier und spendierte Mutter ein Malzbier und uns eine Limonade, das war aber dann schon das höchste der Gefühle. Meine Kleidung bestand aus abgelegten Sachen von Verwandten oder aus der Wohlfahrt. Abends sassen wir sehr oft im Dunkeln um Strom zu sparen.

Zu meiner Geburt wohnten wir auf der Yorkstrasse 43, oben im 4. Stock Natürlich gab es keine Aufzüge, und wenn ich Abends in den Keller musste um vielleicht ein Einweckglas mit Obst oder Gemüse holen sollte, dann war das für mich das Greulichste, wenn zwischen den einzelnen Stockwerken das Licht ausging. Die Toilette war eine Treppe tiefer für zwei Familien, gebadet wurde in einer Zickbadewanne in der Wohnung.

Das Wäschewaschen war für Mutter eine harte Tagesarbeit. Unten im Keller war die Waschküche und ganz oben auf dem Boden wurde die Wäsche aufgehängt. Das Waschen und Trocknen ging genau nach Hausordnung, etwa alle 4 Wochen waren wir dran.

Neben unserem Haus gab es eine Bäckerei, dort putzte Mutter jeden Tag ein paar Stunden für ein paar Pfenninge und Brötchen und sonstige Leckereien.

Ab 1933 bekam Vater wieder Arbeit.Am 30. Januar dieses Jahres bekam Hitler vom Präsidenten Hindenburg den Auftrag eine neue Regierung zu bilden. Bei der Wahl kurz vorher hatte Hitlers Nationalsozialistische Arbeiterpartei die Mehrheit erreicht.

In seinen späteren Reden fing Hitler jedesmal an:“Als ich 1933 die Macht übernahm, fand ich 7 Millionen Erwerbslose vor“. Ja, das stimmte, und bald nach Hitlers Machtübernahme hatten wieder alle Arbeit. Aber bald darauf starb Hindenburg, Hitler löste den Reichstag auf, liess seine Gegner verschwinden und errichtete eine Diktatur. Aber nicht alle waren Nazis wie man oft heute sagt. In meiner zahlreichen Verwandtschaft gab es lediglich einen Nazi, nämlich Onkel Willy.B. Opa B. sagte damals gleich zu Anfang „Hitler bedeutet Krieg“. Vielleicht war er einer der Wenigen die Hitlers“Mein Kampf“ gelesen hatten.

Share

Hinterlass eine Antwort