Der Fluss

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Tormes von carina

Es war einmal ein Fluss. Er floss den Berg hinunter und träumte bereits vom Meer. Eines Tages bemerkte er die Wolken über ihm. Sie waren schön und eigensinnig. Der Fluss wollte eine für sich allein haben. Aber die Wolken wichen aus. Plötzlich blies der Wind und fegte alle Wolken weg. Der verliebte Fluss hatte keine Lebenslust mehr. Er wollte
sterben. Warum sollte er leben, wenn es keine Wolken mehr gab?

In dieser Nacht jedoch, wandte sich der Fluss in sich selbst. Nie hatte er sein Inneres gesehen. Und er hörte sich weinen. Und er entdeckte etwas sehr Wichtiges. Er erkannte, dass die Wolken einfach nur Wasser waren. Und dass er selbst Wasser war.

Am nächsten Tag sah er den blauen Himmel zum ersten Mal in seinem Leben. Ich hatte ihn nie bemerkt. In der Nacht bekam er in seinem Flussherz das Bild des Vollmondes. Er konnte sich soviel Schönheit nicht vorstellen. Später kamen die Wolken wieder, aber er wollte keine mehr haben. Er erkannte, dass er nicht hinter ihnen her laufen sollte, dass er selber sein konnte und ihre Schönheit genießen konnte.

Thich Nhat Hanh
Übersetzung Carina

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