Gesundheit beginnt im Mund

Zahnerkrankungen können Folgen für den ganzen Körper haben – wie etwa Diabetes oder sogar einen Herzinfarkt.

Berlin. Früher ging man zum Zahnarzt, weil man Zahnschmerzen hatte. Heute geht man zum Zahnarzt, bevor man Zahnschmerzen hat. Aber nicht nur, um Karies zu vermeiden, sondern vielleicht sogar einen Herzinfarkt. Denn Zahngesundheit und allgemeine Gesundheit hängen stark zusammen.
Was Forscher schon lange untersuchen, soll nun den Patienten nahe gebracht werden: Der „Tag der Zahngesundheit“ am Freitag, 25.September, trägt deshalb das Motto „Gesund beginnt im Mund – krank sein oftmals auch.
Zweimal täglich sollten die Zähne geputzt werden, eine Zahnzwischenraumreinigung (mit Zahnseide oder Bürstchen) sollte einmal täglich auf dem Programm stehen. Empfohlen wird außerdem zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung, die jedoch nicht von der Kasse übernommen wird und zwischen 50 und 100 Euro kostet.Man sollte nicht rauchen, gesund und bewusst essen sowie Übergewicht vermeiden. Falls Parodontitis auftritt, muss sie schnell behandelt werden.Der Zahnarzt sollte über Allgemeinerkrankungen informiert werden. Ebenso sollten Haus- und Fachärzten Zahnerkrankungen mitgeteilt werden.

Bei Diabetes und Parodontitis besteht ein Zusammenhang

Diabetes und Parodontitis sind ein gut erforschtes Beispiel für den Zusammenhang zwischen Zahnbetterkrankungen und Allgemeinerkrankungen. Weil die Zähne heute länger halten – ein Erfolg der Prävention – nimmt nun die Häufigkeit der Parodontitis zu.
Die Hälfte aller Erwachsenen hat bereits eine leichte Form dieser chronischen Entzündung, bei der nicht nur das Zahnfleisch, sondern der gesamte „Zahnhalteapparat“ betroffen ist.
„Diabetiker haben bei schlechter Blutzucker-Einstellung ein dreifach höheres Risiko für die Entstehung einer Parodontitis“, sagt Prof. James Deschner von der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde der Universität Bonn.
Im Vergleich zu Nicht-Diabetikern haben Diabetiker laut Deschner tiefere Zahnfleischtaschen und weniger zahnumgebenden Knochen, die Parodontitis schreitet schneller voran, und eine Behandlung ist weniger erfolgreich.
Grund: Der hohe Blutzuckerspiegel kann zu einer Veränderung bestimmter Proteine führen, die sich vermehrt im Gewebe ablagern, auch im Zahnhalteapparat. „Da diese Moleküle meist entzündungsfördernd sind, wird die Parodontitis verstärkt und es kommt zu einem beschleunigten Abbau des Zahnhalteapparats, unter Umständen bis hin zu Zahnausfall“, erklärt Deschner.
Der Parodontologe leitet seit 2008 die erste interdisziplinäre, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Klinische Forschergruppe in der Zahnmedizin, die unter anderem die Verbindung zwischen Parodontitis, Herzinfarkt und Schlaganfall untersucht.
Denn seit Medizinern bewusst ist, dass Infektionen und Entzündungen im Mund allgemeine, systemische Erkrankungen verstärken oder sogar auslösen können und umgekehrt auch Allgemeinerkrankungen Einfluss auf die Mundgesundheit haben, ergibt sich eine neue Chance für effektive Vorbeugung.
Risiko einer Fehlgeburt wird durch Parodontitis erhöhtDie richtige Einstellung des Blutzuckerspiegels etwa ist für Diabetiker auch ein Aspekt der Mundhygiene. Zahnmediziner Deschner: „Gut eingestellte Diabetiker sprechen genauso gut auf eine Parodontitis-Therapie an wie Nicht-Diabetiker.“ Zudem könne durch die Behandlung einer Parodontitis der Blutzuckerspiegel gesenkt werden.
Parodontitis erhöht auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Wie bei der Diabetes werden Moleküle als Ursache angenommen, die über den Mund in die Blutgefäße gelangen. Sie schädigen die Blutgefäße und fördern Atherosklerose, also die Verengung der Blutgefäße. Erste Studien haben laut Deschner gezeigt, dass die Gefäßfunktion durch die Behandlung einer Parodontitis wieder verbessert werden kann.
„Ob durch eine Parodontitis-Therapie auch der Entstehung von Herzinfarkt und Schlaganfall vorgebeugt werden kann, müssen zukünftige Studien noch zeigen.“
Parodontitisbakterien dringen sogar bis in die Fruchtblase vor: Bei Schwangeren können sie das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Auch Zusammenhänge der Mundgesundheit mit Rheuma, chronischen Atemwegserkrankungen, Magen-Darm-Krankheiten sowie mit Problemen im Halte- und Stützapparat werden derzeit erforscht.
Aus:http://www.wz-newsline.de/index.php?redid=634964
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