Kann Lachen Kranke heilen?

Humor tut gut. Sogar ein eigener Weltlachtag sorgt am ersten Sonntag im Mai weltweit für große Lacher. Wie der Humor den Körper beeinflusst, wird derzeit von Wissenschaftlern erforscht. Mit erstaunlichen Ergebnissen.Lachclubs, Lachyoga, Lachtherapien – und sogar ein Weltlachtag: Jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai brechen weltweit Zehntausende Menschen um 14 Uhr für drei Minuten in kollektives Gelächter aus. Die organisierte Heiterkeit soll nicht nur die Laune heben, das Gemeinschaftsgefühl stärken und den Weltfrieden ein Stück näher rücken, sondern auch die körperliche Gesundheit bessern. Lachen ist gesund, weiß der Volksmund. Aber Mediziner tun sich erstaunlich schwer damit, diese Behauptung wissenschaftlich zu untermauern.
An Versuchen mangelt es nicht: Schon in den 60er Jahren begründete der Psychiater William Fry an der kalifornischen Stanford-Universität die Gelotologie, also die Lehre von den Auswirkungen der Heiterkeit auf Körper und Seele – teilweise im Selbstversuch: Beim Betrachten von Slapstick-Komödien zapfte er sich selbst Blut ab, das er anschließend analysieren ließ. Dabei fand Fry heraus, dass Lachen das Immunsystem anregt. Derartige Resultate nahm die Fachwelt zunächst eher belustigt zur Kenntnis. Fast fünf Jahrzehnte später ist die wissenschaftliche Datendecke für eine gesundheitsfördernde Wirkung des Lachens noch immer recht dünn, obwohl inzwischen Biologen, Immunologen, Endokrinologen oder Psychologen der Heiterkeit ernsthaft nachspüren. Zwar belegen viele kleine Untersuchungen, dass Lachen etwa den Blutfluss anregt oder Stresshormone abbaut, aber der schlüssige Nachweis für einen langfristigen therapeutischen Nutzen der Heiterkeit steht noch immer aus. Am meisten Aufsehen erregte eine Studie der kalifornischen Universität Loma Linda an 20 Menschen mit Diabetes vom Typ 2. Dazu verordnete der Psychoimmunologe Lee Berk den Patienten, die auch an Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten litten, zusätzlich zu ihren Medikamenten täglich eine halbstündige Komödie anzuschauen. In den folgenden Monaten sanken im Blut dieser Probanden die Werte verschiedener Stresshormone und Entzündungsproteine stärker als in der medikamentös, aber humorlos behandelten Kontrollgruppe. Gleichzeitig stieg die Konzentration des „guten“ HDL-Cholesterins.

„Als alleinige Therapie reicht Lachen nicht aus“

Dass Humor Diabetes 2 lindern kann, glaubt auch Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). „Als alleinige Therapie reicht das natürlich nicht aus, als Zusatzmaßnahme schon“, betont der Bochumer Mediziner.

Dennoch: Selbst Michael Titze, Begründer der Humortherapie in Deutschland, räumt ein, dass die medizinischen Befunde, so plausibel sie auch klingen mögen, bislang auf wackligen Beinen stehen. „Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber nicht hundertprozentig abgesichert“, sagt der Psychologe aus Tuttlingen. Die wohltuenden Folgen der Heiterkeit für die Seele sind dagegen unbestritten. „Lachen wirkt angstlösend, verhilft zu Entspannung und beeinflusst den Gefühlshaushalt positiv“, sagt die Psychiaterin Petra Garlipp von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Das hilft zwar nicht gegen eine Depression, hat aber bei Alltagstraurigkeit durchaus eine Schutzwirkung. Dinge, die man sonst als problematisch bewertet, sieht man beim Lachen mit anderen Augen.“

Konsequenterweise nutzen Mediziner Humor, um Patienten in Krankenhäusern von ihrem Leid abzulenken – etwa in Form der Klinikclowns, die bundesweit regelmäßig Kinderstationen besuchen. „Die sollen die kleinen Patienten zum Lachen bringen und damit für den Moment entlasten“, sagt Garlipp. „Damit hat man sehr gute Erfahrungen gemacht.“

Ob die Menschen heute heiterer sind als in früheren Zeiten, wissen Forscher nicht. Und die vielzitierten „wissenschaftlichen Studien“, denen zufolge Kinder 400 Mal lachen, Erwachsene dagegen nur magere 15 Mal, verweist Humorforscher Titze ins Reiche der Legende. „Die ursprüngliche Quelle dieser Zahlen habe ich nie finden können“, sagt der Psychologe. „Da schreibt einer vom anderen ab.“

Aus:Rundschau-online.de

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