Wer tanzt, trainiert nicht nur den Gleichgewichtssinn, sondern auch sein Gedächtnis. Zudem lässt einen die Bewegung den Schmerz vergessen.
Ich erinnere mich an eine Nachbarin. Sie war etwa 75 Jahre alt und litt extrem unter
Arthrose. Ihre Gelenke der Hände waren betroffen, aber vor allem auch die der Knie. Es gab Tage, da tat ihr jeder Schritt weh. Sie konnte die Treppe nur rückwärts hinuntergehen, sie tat sich schwer, in den Bus einzusteigen – nur eins konnte sie immer: tanzen.
Viele halten Menschen, die trotz Schmerzen tanzen, mal für Helden, mal für Hypochonder. Doch die Erklärung ist eine andere: Tanzen lockt die Endorphine in unserem Körper hervor. Das sind die berühmten Glückshormone, die uns vergessen lassen, dass es vorne und hinten pikst.
Sofort Glückshormone
Glückshormone werden vor allem beim Sport freigesetzt. Doch während man dafür beim Joggen schon recht lange laufen muss, damit sich da etwas tut, passiert es beim Tanzen sofort. Das Geheimnis liegt in dem Mix aus Musik und Bewegung. Tanztherapeuten nutzen genau diesen Mechanismus. Wie sehr die rhythmische Bewegung hilft, den Körper geschmeidig zu halten und die Schmerzen zu vergessen, wurde mittlerweile in zahlreichen Studien nachgewiesen.
Wissenschafter des Albert Einstein College in New York untersuchten für eine Studie 468 Personen, die über 75 Jahre alt waren, über viele Jahre hinweg. Sie wollten wissen, welche Feizeitaktivitäten sie ausübten – und wie gut ihre Hirnleistung ausfiel. Ihr Ergebnis war verblüffend: Sportarten wie Jogging, Schwimmen oder Radfahren brachten, was die geistige Fitness anging, weniger Nutzen als Tanzen. Die Anstrengung der grauen Zellen beim harmonischen Gleiten übers Parkett dürfte dabei den Ausschlag geben. Körperliche Aktivitäten allein stimulieren zwar den Stoffwechsel im Gehirn, können jedoch die Beeinträchtigung der Nervenzellen nicht verhindern.
Tanzen, so fanden die Forscher heraus, wirkt vorbeugend gegen den Untergang von Nervenzellen in der Großhirnrinde, die für das menschliche Gedächtnis, Denkvermögen und Sprache verantwortlich ist. Wer Schritt-Kombis bei Musik erlernt, trainiert nicht nur das Gedächtnis intensiv, sondern auch seinen Gleichgewichts- und Orientierungssinn. Außerdem fördert Tanzen die spontane Freude – und die Kreativität.
Petra Koruhn, Heilpraktikerin
Aus:derwesten.de
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