Eine Studie in der Amish-Gemeinschaft in den USA zeigt: Ob jemand im Alter gesund und fit ist, hängt möglicherweise von seinen Genen ab.Erfolgreiches Altern ist möglicherweise vererbbar. Darauf deutet eine Untersuchung US-amerikanischer Forscher in einer Gruppe von Amischen, Angehörigen einer relativ isoliert lebenden Glaubensgemeinschaft, im Osten der USA hin.
In dieser Gesellschaft kommen bestimmte Genvarianten überdurchschnittlich häufig bei Menschen vor, die auch mit über 80 Jahren noch körperlich und geistig fit sind. Die betreffenden Gene befinden sich im Erbgut der Mitochondrien, der winzigen Zellkraftwerke, die den Körper mit Energie versorgen und denen schon länger eine Schlüsselrolle bei verschiedenen Alterungsprozessen zugeschrieben wird.
Dass Gesundheit im hohen Alter nun ebenfalls mit einer Besonderheit im Mitochondrien-Erbgut einhergeht, untermauere diese Theorie ebenfalls, berichteten William Scott von der University of Miami in Coral Gables und seine Kollegen auf der Jahrestagung der American Society of Human Genetics in Washington.
Die Amischen sind eine christliche Glaubensgemeinschaft, die in einzelnen Gemeinden in den USA und Kanada relativ abgeschieden von der Außenwelt lebt und viele technische Fortschritte ablehnt. Familie und Gemeinschaft haben dagegen einen besonders hohen Stellenwert. In einigen Gemeinden der Amischen sind ungewöhnlich viele Menschen über 80 noch erstaunlich fit, sie werden selten krank und bringen sich auch noch im hohen Alter in die Gemeinschaft ein. Das fiel den Wissenschaftlern auf.
Um herauszufinden, welche Erbfaktoren diese Menschen derart gesund und glücklich altern lassen, untersuchten sie die Gene von 263 Amischen, die 80 Jahre oder älter waren. Etwa ein Drittel dieser Versuchsgruppe ordneten die Wissenschaftler als „erfolgreich alternd“ ein: Sie brauchten im Alltag nur wenig Hilfe, zeigten keine Symptome von Depressionen und waren sehr zufrieden mit ihrem Leben. Die restlichen zwei Drittel der Versuchsteilnehmer wurden als Kontrollgruppe benutzt.
Die Forscher suchten nach einer bestimmten Gruppe von Erbinformationen in den Mitochondrien, die mit dem erfolgreichen Altern verbunden ist. Diese sogenannte Haplogruppe wird ausschließlich von der Mutter auf die Kinder vererbt. In bestimmten Volksgruppen treten deshalb typische Haplogruppen besonders häufig auf.
Weil die Amischen von Vorfahren aus Europa abstammen, verglichen die Forscher die Genvarianten der Amischen mit den in Europa verbreiteten Haplogruppen. Eine Variante ist unter den erfolgreich alternden Amischen sehr weit verbreitet: 15 Prozent der rüstigen Senioren trugen die Haplogruppe X, aber nur zwei Prozent der Europäer und nur drei Prozent der Kontrollgruppe verfügten über dieses genetische Merkmal.
Um allerdings zu verstehen, wie diese Erbfaktoren sich auf das Altern auswirken, sei weitere Forschung nötig, betont William Scott, der Leiter der Studie.
Aus:Welt.de
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