Welche Diät macht wirklich Sinn?

Essen. In der warmen Jahreszeit lockt sie überall: die angeblich perfekte Abnehmkur. Die Ernährungsexpertin Antje Gahl nimmt drei der beliebtesten Diäten unter die Lupe und verrät, welche beim Abspecken wirklich hilft.Zu keiner anderen Jahreszeit sind Körper und Figur so wichtig wie im Sommer. Ob am Strand oder beim Sonnen im Park: Problemzonen lassen sich jetzt schlecht verstecken. Auch deshalb versuchen zu dieser Zeit viele Menschen lästige Pölsterchen loszuwerden. Doch was ist dran an den Diät-Versprechungen, welche ist wirklich sinnvoll und welche sogar schädlich?

Bei der Trennkost kommt es oft zu Calcium-Mangel

Die Trennkost ist schon über einhundert Jahre alt und damit ein Diät-Klassiker. „Grundprinzip ist, Eiweiß und Kohlenhydrate getrennt voneinander zu essen“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Nach der Trennkost-Philosophie, können diese nicht gleichzeitig verdaut werden.“ Auf dem Speiseplan stehen etwa zwanzig Prozent Fisch, Fleisch, Käse, Fette sowie 80 Prozent Obst, Gemüse und Salat. Zucker, weißes Mehl und Milch sind dagegen tabu.

Weniger Fleisch, viel Obst und Gemüse – das klingt doch gesund, oder? „Vorsicht-die Lebensmittelauswahl ist unausgewogen“, warnt die Ernährungsexpertin. „Der Fettanteil ist mit 50 Prozent zu hoch, der Kohlenhydratanteil mit 30 Prozent zu gering. Außerdem enthält diese Diät wenig Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier und Getreideprodukte. Zwar werden durch den hohen Anteil an Obst und Gemüse viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe aufgenommen, es fehlt aber an Calcium und B-Vitaminen.

Außerdem enthalten viele Nahrungsmittel sowohl Eiweiß als auch Kohlenhydrate, was eine Trennung schwierig macht. Auch wissenschaftlich lässt sich der Ansatz nicht begründen“, sagt Gahl. „Die Verdauung beider Nährstoffe findet gemeinsam im Magen statt. Da sich mit der Trennkost eine optimale Nährstoffversorgung kaum realisieren lässt, ist sie Abnehmwilligen nicht zu empfehlen.“

Schlank im Schlaf

Im Schlaf die Kilos purzeln lassen: Das klingt zu schön um wahr zu sein. Die sogenannte Schlaf-Dich-Schlank- oder Insulin-Diät zielt darauf ab, dass bestimmte Nahrungsmittel zu einer genau festgelegten Zeit gegessen werden. Hintergrund: Die Bauchspeicheldrüse produziert Insulin sobald wir Lebensmittel essen, die Kohlenhydrate enthalten. Das Hormon hemmt jedoch die nächtliche Fettverbrennung. Deshalb sollten Kohlenhydrate abends nicht gegessen werden, damit der Körper nachts Fett verbrennen kann. „Und da ist der Haken. Sicher wird bei ausbleibender Kohlenhydrat-Mahlzeit am Abend weniger Insulin ausgeschüttet, aber es wird bei der Diät insgesamt weniger Energie zugeführt und eine vollwertige Ernährung sowie Bewegung empfohlen“, sagt Gahl. „Der Körper verwendet die Energie nicht nach der Uhrzeit. Bewiesen ist, dass Gewichtsabnahme eine Frage der Energiebilanz ist.

Auch könne Insulin nicht als Dickmacher verantwortlich gemacht werden. Den Erfolg der Diät machen viel mehr zusätzliche Empfehlungen aus: sagt Gahl. „Denn wie bei den meisten Diäten wird zu Sport und zur Reduktion von Kalorien geraten.“

Mehr Fleisch gleich weniger Pfunde?
Es klingt paradox: kein Brot, dafür ein großes Stück Schweinenackensteak. Und davon soll man abnehmen? Kein Wunder, dass die sogenannte Atkins-Diät immer beliebter wird. „Was verführerisch klingt, ist jedoch schwer durchzuhalten“, sagt Gahl. „Wer möchte schon das Marmeladenbrötchen zum Frühstück gegen eine Portion Fisch oder Fleisch tauschen?“

Grundlage der Diät ist, Kohlenhydrate auf ein Minimum zu reduzieren. Also keine Süßigkeiten, aber auch keine Nudeln, Kartoffeln oder Brot. Stattdessen kommen Fleisch, Fisch und Salat auf den Tisch. „Eiweiß hat einen guten Sättigungseffekt und viele Menschen nehmen durch die Umstellung ab“, sagt Gahl. Dauerhaft hat damit aber kaum jemand Erfolg: „Der hohe Verzehr an Fleisch, Eiern und anderen tierischen Lebensmitteln ist einseitig. Vor allem wird viel Cholesterin aufgenommen“. Das erhöht das Risiko für bereits bestehenden Erkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen oder Gicht. „Welche Spätfolgen das haben kann, ist bisher noch nicht erforscht“, sagt Gahl.

Ernährungsumstellung statt Diät

Die Expertin empfiehlt: Ernährungsumstellung statt Diät. Denn die Entstehung von Übergewicht sei eigentlich einfach: Wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht, speichert der Körper es in Form von Fett an Bauch, Hüfte und Co.

„Um erfolgreich abzunehmen, können Diäten ein Einstieg sein, weil man durch die ersten verlorenen Kilo motivierter ist“, sagt Gahl. „Danach sollte die Ernährung aber dauerhaft umgestellt werden.“ Und das ist der Expertin zufolge ganz leicht: Die aufgenommenen Kalorien müssen verbrannt werden. Und dabei muss es nicht immer schweißtreibendes Jogging sein. Meist hilft schon anstatt den Aufzug, die Treppe nutzen, das Auto öfter mal stehen lassen und statt fernzusehen abends eine halbe Stunde spazieren gehen.

Wer sich dazu noch ausgewogen ernährt, verliert auch überschüssige Pfunde. Die Basis einer gesunden Ernährung sollten Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sein. Ergänzt wird dies durch fettarmes Fleisch, Fisch und Milchprodukte. „Einige Diät-Formen nutzen diesen Ansatz wie die Brigitte-Diät“, so Gahl. „Wer besser unter persönlicher Anleitung und in der Gruppe abnehmen kann, für den ist Weight-Watchers geeignet.“ Denn diese Programme seien eine dauerhafte Ernährungsumstellung, bei der auch kleine Sünden wie ein Stück Schokolade oder Pizza erlaubt sind.

Aus:derwesten.de

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