„Yoga führte mich aus der Krise“

„Ein Bandscheibenvorfall und Burnout brachten mich zum Yoga“, sagt der Patentanwalt Stephan Hofinger. Wie Yoga sein Leben veränderte, beschreibt er in einem Buch. Kein Übungsbuch, sondern ein authentisches und philosophisches. Die OÖNachrichten sprachen mit dem Autor.
Veränderung passiert meist aus einem Leidensdruck heraus. So kam auch der Innsbrucker Anwalt vor einigen Jahren zum Yoga. „Yoga ist für mich viel mehr als gesunde Gymnastik. Es hat mich verändert. Der Weg aus Krisen ist bereits in den Urtexten des Yoga enthalten“, sagt der 42-Jährige, der viel Freizeit am Attersee verbringt.

Er studierte die Urquellen der Yogaphilosophie wie etwa die Bhagavad Gita, die Bibel der Hindus. „Für viele sind die alten Lehrbücher abstrakt und wortgewaltig. Darum versuchte ich eine Quintessenz zu verfassen, klar und prägnant, als Anregung für den spirituellen Weg.“ Hofinger wurde nicht nur seine Erschöpfung los, durch Yoga fühlt er sich heute beweglicher, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. „Mit Yoga lernte ich langsam, wieder zu mir zurückzufinden.“

OÖN: Warum haben Sie mit Yoga begonnen?

Hofinger: Vor fünf Jahren, zu einem Zeitpunkt massiver Erschöpfung und als sich auch ein alter Bandscheibenvorfall wieder bemerkbar machte, begann ich zu üben. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage hat Yoga binnen Wochen bei mir Wurzeln geschlagen. Endlich konnte ich selbst etwas an meinen Schmerzen verändern, war nicht mehr nur der ärztlichen Kunst ausgeliefert. Die Kreuzschmerzen waren nach wenigen Monaten fast verschwunden, und die zunehmende Beweglichkeit lockte mich, mit den Übungen fortzusetzen. Beglückend war es, zu erleben, welch regenerative Kraft Yoga meinem ermüdeten Körper und Geist schenken kann.

OÖN: Üben Sie alleine und wann?

Hofinger: Yoga hat für mich viel mit Eigenzeit und Eingehen auf den eigenen Rhythmus und die Tagesverfassung zu tun. Die abendliche Praxis nach der Kanzlei bringt mich regelmäßig ins innere Gleichgewicht zurück, das mir in der Hektik des beruflichen Alltags noch immer viel zu leicht verloren geht. Im Sommer übe ich auch gerne in der Früh draußen. Ich absolviere eine Yoga-Ausbildung und ein Fernstudium zu Yoga und Ayurveda. Danach möchte ich Kurse anbieten.

OÖN: Wie kann der Leser von Ihrem Buch profitieren?

Hofinger: Mein Buch will dazu motivieren, Yoga in seiner ganzen Fülle zu entdecken. Es will inspirieren, Yoga als ganzheitliches Lebenskonzept zu ergründen. Dazu muss man kein Hindu sein. Mein Buch ist so angelegt, dass hoffentlich jeder etwas damit anfangen kann. Psychosomatik, Unterstützung, Haltungen, Atmung, Beharrlichkeit, Loslassen, Hindernisse, Innerer Wesenskern, Meditation und Transzendenz, so heißen einige Kapitel. Ich habe in letzter Zeit auch meine alte Liebe zum Fotografieren wiederentdeckt. Yoga und Fotografie im Buch zu verbinden, war mir eine große Freude.

OÖN: Welche Einstellung muss jemand mitbringen, der Yoga beginnen will?

Hofinger: Offenheit und Vertrauen. Und dann soll man nach einer Phase des Kennenlernens einfach in sich hineinspüren. Wenn Yoga der richtige Weg ist, dann spürt man das. So war es zumindest bei mir.

OÖN: Dass Yoga geschmeidig macht und kräftigt, ist bekannt, welche Veränderung ist in Ihrem Inneren passiert?

Hofinger: Ich lerne durch Yoga, immer besser auf mich zu schauen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und möglichst wenig unnötige Informationen auf mich einwirken zu lassen. Den Fernseher könnte ich eigentlich verschenken. Ich führe heute lieber ein langes, inniges Gespräch als drei oberflächliche. Das Geführt-Sein ist für mich in Zusammenhang mit Yoga eine immer wiederkehrende tiefe Erfahrung. Ich möchte das so erklären: Seit ich den Yoga-Weg gehe, tauchen immer wieder Menschen auf, die mich zum richtigen Zeitpunkt einen Schritt weiterführen. Vielleicht war das schon immer so, aber Yoga schärft meine Wahrnehmung dafür. Andererseits wird mit zunehmender Offenheit, Bewusstheit und Empfindsamkeit das Leben in mancher Hinsicht – zumindest vorübergehend – auch schwieriger. Die Masken, die wir so oft tragen, sind ja auch ein Schutz.

Aus: Nachrichten.at

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