Warum stellen wir die Zeit überhaupt um? Um Strom zu sparen, hieß die Antwort der Politiker. Doch es hat sich längst herausgestellt, dass die Fakten diese Annahme nicht bestätigen. Vielleicht hatte es ja auch noch andere Gründe. Für die Gesundheit vieler Menschen, die diesen Eingriff in ihre Lebensgewohnheiten ohne Einspruchsmöglichkeit ertragen müssen, wirkt sich die Zeitumstellung jedenfalls nachteilig aus. Sogar über einen langen Zeitraum hinweg. Da die innere Uhr aus dem Rhythmus kommt, sind Schlaftstörungen und Herzinfarkte mögliche gesundheitliche Folgen.
Führende Schlafforscher kritisieren die am kommenden Sonntag bevorstehende Umstellung auf die Sommerzeit. „Ich halte sie nicht nur für überflüssig, sondern auch für schädlich“, sagte der Regensburger Psychologe Jürgen Zulley in der “Zeit”. Sein Münchner Kollege Till Roenneberg nennt die Sommerzeit einen „von oben diktierten Eingriff in unser biologisches Zeitsystem“.
Neue Untersuchungen belegen, dass sich die Zeitumstellung nicht nur kurzfristig negativ auf die Gesundheit auswirkt – etwa in Form von Schlafstörungen und vermehrten Herzinfarkten. Vielmehr störe sie sieben Monate lang bis zum Anfang der Winterzeit die innere Uhr einer Mehrheit der Bevölkerung. Das könne zu Schlafmangel führen, der
generell als ungesund gilt.
“Richtig gewöhnen wir uns daran nie“, warnte der Chronobiologe Roenneberg aus seinen Forschungen über den Schlaf-Wach-Rhythmus. Auch die österreichische Neurologin Birgit Högl sieht „einfach keinen überzeugenden Grund, die Sommerzeit zu behalten“. Schlafforscher Zulley forderte sogar die Abschaffung: „Es würde unserer Biologie eher entsprechen, in der Winterzeit zu bleiben.“
Dass nicht jeder die abrupte Umstellung problemlos verkraftet, zeigen Krankenhausdaten der DAK: Manch einer quält sich tagelang mit Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Gereiztheit – bis die innere Uhr wieder richtig tickt. Der Schlafmangel und die Änderung des Biorhythmus kann in den ersten drei Tagen nach Beginn der Sommerzeit sogar das Herzinfarktrisiko um 25 Prozent erhöhen. Besonders schwer fällt Kleinkindern die Umstellung. Jedes zweite Kind bis zu drei Jahren ist aufgrund der Zeitverschiebung müde und quengelig oder es schläft schlecht ein. „Gesünder ist es aber, die Sommerzeit langsam einzuläuten“, rät DAK-Ärztin Dr. Waltraud Pfarrer.
Und so kann der sanfte Start in die Sommerzeit gelingen:
Bereits ein paar Tage vor der Zeitumstellung immer etwas früher zu Bett gehen und auch die Mahlzeiten früher einnehmen. Den Rhythmus von Kindern im 10-Minuten-Takt anpassen.
An den ersten Tagen nach der Umstellung abends leichte Speisen essen. Keine aufputschenden Getränke vor dem Schlafengehen trinken.
Leichte Bettlektüre wählen und den Kindern eine unaufregende Gute-Nacht-Geschichte vorlesen.
Bei Einschlafproblemen können Erwachsenen autogenes Training und Dragees oder Kräutertees mit Baldrian, Hopfen, Johanniskraut oder Melisse helfen. Schlafmittel nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.
Wen tagsüber die Müdigkeit plagt, der erfrischt sich zwischendurch am besten bei einem kurzen Spaziergang.
Aus:Medizinarium.de
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