Das Absolute berühren: Aikido versus Religion und Philosophie Teil 2

Die Shinto-Wurzeln des modernen Japan

Ich habe oben angenommen, daß die Inhalte es Kojiki den meisten heutigen Japanern unbekannt sind, aber es gibt viele deutliche Spuren des Shintoismus im modernen Japan. Jedoch haben wir das Problem, daß die einheimische japanische Religion sich mit dem Buddhismus mischte, der im 6. Jahrhundert aus China eingeführt wurde. So ist es manchmal schwer, die beiden auseinanderzuhalten. Der Prozess dieses Zusammenwachsens hat zur Folge, wie ich oben festgestellt habe, daß in den meisten japanischen Haushalten sowohl ein shintoistischer kamidana als auch ein buddhistischer butsudan vorhanden ist, und das ist durchaus nicht ungewöhnlich.(10) So spiegelt der Schwerpunkt auf den Shintoismus und das Kojiki in diesem Essay in gewisser Weise die Tatsache wieder, daß der Gründer umfassenden Gebrauch des Kojiki machte, wenn er Erklärungen über das Aikido abgab, und ist nicht ausschließend gemeint.

Ich fragte einmal die Studenten in meinem Universitäts-Seminar, wie viele Gottheiten es gäbe. Es gab eilige Beratungen, und die gesamte Klasse einigte sich auf die Antwort: es gebe acht Millionen Gottheiten. Ich widerstand der Versuchung zu fragen, wie die Person, die sie gezählt hätte, auf diese Zahl komme, denn diese Frage wäre sinnlos gewesen. Die Anzahl der Gottheiten wird für unzählbar gehalten, und die acht Millionen sind eine traditionelle Zahl.(11)

Die meisten Japaner essen während des Neujahrsfestes spezielle Speisen und versuchen, am Neujahrstag einen Shinto-Schrein aufzusuchen. In Tokyo gehen viele zum Meiji Shrine in Shinjuku, dem der Kaiser Meiji innewohnt. In anderen Worten: der Kaiser wird an diesem Schrein verehrt als eine Gottheit. Abgesehen vom Besuch am Neujahrstag wird dieser Schrein oft von Menschen besucht, die für die erfolgreiche Entbindung eines Neugeborenen oder für Erfolg in Schul- und Universitätsprüfungen beten. Daß Kaiser Meiji auf diesen zwei Gebieten spezielle Macht hat, ist wohl etwas, was die Besucher niemals aufhören werden, anzunehmen. Desgleichen wird jedes Jahr im April ein Fest am Aiki-Schrein in Iwama gehalten, wo der Gründer des Aikido ebenfalls als kami des Schreines verehrt wird.

Durch das ganze Jahr hindurch werden Feste organisiert von den örtlichen Schreinen, von denen einige ziemlich ungestüm sind. Bei einem lokalen Fest in Okayama kleiden sich Horden junger Männer in Leinen und kämpfen darum, in den Besitz eines heiligen Balles zu kommen – es geht alles in allem darum, daß das Fest die Gottheiten des Schreines unterhält, damit die ihre besonderen „Mächte“ für das Wohl der Gemeinde einsetzen. Andere solcher Feste sind explizit phallischer Natur, und für gewöhnlich werden riesige Repliken männlicher und weiblicher Genitalien in einer Parade durch die Straßen getragen. Der Kanamara-Schrein in der Nähe von Kawasaki beispielsweise ist einer von 40 Schreinen, die Geschlecht und Fruchtbarkeit geweiht sind. Die Gottheit des Schreines ist Kana-yama-biko-no-kami, der zusammen mit seinem weiblichen Partner aus dem Erbrochenen von Izanami geschaffen wurde, als sie den Feuergott gebar, und von dem Paar glaubt man traditionell, daß es sie auch wieder gesund gepflegt habe.(12) Die sexuellen Anspielungen im Kojiki werden weiter unten deutlich gemacht.Die Reis-pflanzen-Feste im Frühjahr und die Herbstfeste zur Ernte werden getrennt durch ein Mittsommerfest im August. Dieses jährliche Bon -Fest verursacht ein hochorganisiertes Chaos in den japanischen Transportsystemen, da die Menschen zu dem Heim ihrer Ahnen zurückkehren. Warum tun sie das? Sie tun es, weil ihre toten Vorfahren sich auf die Reise machen aus der Geisterwelt zu ihren „Heimen“ und von ihren lebenden Abkömmlingen unterhalten werden müssen. Also werden in den traditionelleren Gebieten Japans Laternen aufgehängt, um die Geister auf ihrem Weg zu leiten, und Bon-Feste werden organisiert, um sie zu unterhalten. Diese und andere Feste sind „hochprozentig“ und wurden in der Vergangenheit wohl oft herbeigesehnt als willkommene Entschuldigung, der Plackerei der täglichen Arbeit entgehen zu können.

Objektive interkulturelle Vergleiche anzustellen ist sehr schwer, doch das religiöse Gefühl der modernen Japaner beinhaltet kein festes, doktrinales Element. Auch wird keine Religion verinnerlicht auf Kosten einer anderen. Junge Japaner, die heiraten wollen, werden in der Regel eine „Wedding Hall“ nutzen, mit Zeremonie und Empfang als (ziemlich teures) Paket. Die Zeremonie kann shintoistisch, buddhistisch oder christlich sein, aber man sollte nicht davon ausgehen, daß sie tatsächlich an die Religion glauben, nach deren Riten sie ihre Eheversprechen geben. Dafür gibt es viele Gründe, aber ein wichtiger Grund ist, daß keine Weltreligion je in Japan Fuß fassen durfte. Das japanische Shogunat ist dafür bekannt, daß es die Kriegskünste zur Blüte brachte, und es war gut für die Samurai, Zen zu praktizieren, aber das Shogunat regierte nach militärischen Regeln. Es hatte große Angst vor der möglicherweise destabilisierenden Wirkung einer Religion, die von außerhalb des Landes kontrolliert wurde, und erlaubte weder dem Buddhismus noch dem Christentum, Fuß zu fassen als eine „nationale“ Religion.

Man sollte nicht denken, diese Freiheit im Glauben sei eine Art von Leichtfertigkeit. Mit dem Göttlichen umzugehen ist für Japaner und nicht-Japaner eine gleichermaßen ernsthafte Angelegenheit, und der Glaube und die religiöse Haltung eines Menschen sind kein Resultat einer eigenmächtigen Wahl. Als ich beispielsweise 41 wurde, drängte mich eine Kollegin, die eigentlich Christin ist, sehr, einen (Shinto-) Schrein zu besuchen, um yaku-doshi vorzubereiten, das traditionell unglückbringende Jahr für japanische Männer. Ich nahm ihren Rat an und vollendete, obwohl ich kein Japaner bin, das 42. Lebensjahr unversehrt.

Einige Shinto-Texte

Die meisten japanischen Aikidoka sind sich der Tatsache bewußt, daß der Gründer Shintoist war (13), aber für gewöhnlich haben sie keine Ahnung, woran er glaubte. Der Gründer betrachtete Aikido als eine Kriegskunst, die auf Liebe basierte („Liebe“ wird im Japanischen auch als „ai“ gelesen, es ist aber ein anderes Zeichen als das „ai“ in „Aikido“), und in seinen Erklärungen darüber tendierte er dazu, die frühen Teile des Kojiki heranzuziehen. Für diejenigen, die wohl niemals das Kojiki gelesen haben, hier eine kurze Zusammenfassung der einleitenden Kapitel. Unterschiedliche Gottheiten entstanden auf den „Hohen Ebenen des Himmels“, und zwei von ihnen wurden bekannt als Izanagi-no-Kami und seine Gattin Izanami-no-Kami. Die beiden Gottheiten wurden von ihren Kollegen aufgefordert, „dies treibende Land zu vervollständigen und zu trocknen“ (das Land war früher erschaffen worden, doch es trieb wie eine Qualle in einer Art öligem Meer). Sie bekamen den „himmlischen juwelenbesetzten Speer“. Sie standen auf der „himmlischen schwimmenden Brücke“ (über die göttliche Wesen zwischen Himmel und Erde reisten) und rührten das Meer und erhoben den Speer. Das Meer, das von der Speerspitze tropfte, wurde fest und wurde zu einer Insel mit dem Namen Onogoro.

Izanagi und Izanami stiegen dann herab auf die Insel und bauten eine heilige Säule und einen Palast. Sie umkreisten die Säule in einer Art werbendem Ritual und hatten schließlich Verkehr. Beim ersten Mal war ihnen kein Erfolg beschieden (weil Izanami, die weibliche Gottheit, das Ritual begann, und nicht Izanagi), und sie mußten die Handlung wiederholen. Doch schließlich gebaren sie viele Inseln. Nach der Geburt der Inseln wurden Gottheiten der Naturphänomene ebenso geboren, einschließlich des Feuers, doch Izanami wurde krank und starb als Folge der Geburt dieser Gottheit. Izanagi tötete die Feuergottheit mit einem riesigen Schwert, und eine Vielzahl an Gottheiten entstand aus dem vergossenen Blut und aus den Überresten der Feuergottheit.

Izanagi stieg in die Unterwelt, in das Land von Yomi, und begegnete seiner Frau. Man sagte ihm, er solle sie nicht ansehen. Er tat es aber trotzdem und entweihte sich selbst. Izanagi mußte sich reinigen, indem er sorgfältig in einem Fluß badete. Viele Gottheiten wurden durch diesen Vorgang geschaffen, darunter Ama-terasu (die Sonnengöttin ) und Susa-no-wo (der Sturmgott). Diese zwei Gottheiten übernehmen nach und nach die Handlung. Susa-no-wo benahm sich auf vielerlei Arten daneben, und Ama-terasu zog sich zurück in eine Höhle. Die anderen Gottheiten veranstalteten ein Fest und nutzten einen Spiegel und einen unzüchtigen Tanz, um Ama-terasu aus der Höhle zu locken. Der in Ungnade gefallene Susa-no-wo erlöste sich, indem er einen achtschwänzigen Drachen mit einem Schwert tötete. Er zerbrach das Schwert, als er den Schwanz des Drachen durchschnitt, doch ein anderes Schwert erschien, das er Ama-terasu gab. Susa-no-wo heiratete schließlich, und seine Abkömmlinge unternahmen titanische Heldentaten an Zeugung. Einer seiner Nachkommen beispielsweise war O-kuni-no-nushi, der achtzig Brüder hatte.

Was sollen wir nun damit anfangen? Einiges ist auffällig, sowohl in dem Berichten selbst, als auch die Art, wie der Gründer sie einsetzte. Eine herausragende Eigenschaft ist der Vorgang der Schöpfung an sich. Das Buch Genesis beginnt mit der einfachen und kraftvollen Aussage: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Durch den gesamten Bericht, den die Genesis gibt, wird Gott als völlig getrennt vom Schöpfungsprozeß dargestellt. Er verursacht alles (und verbringt einen Tag damit, zu ruhen!). Die Schöpfung im Kojiki ist vom Gründer zusammengefaßt, wie John Stevens ihn interpretiert:

“Es gab keinen Himmel, keine Erde, nur den leeren Raum. In dieser riesigen Leere wurde plötzlich ein einzelner Punkt offenbar. Aus diesem Punkt strömten Dampf, Rauch und Nebel und wirbelten sich zu einer leuchtenden Kugel , und das SU des kotodama wurde geboren. Mit dem SU, das sich ausbreitete, kreisförmig, nach oben und unten, rechts und links, nahmen Natur und Atem ihren Anfang, klar und rein. Der Atem entwickelte sich zum Leben, und der Klang wurde hörbar. SU ist das “Wort”, von dem die christliche Bibel spricht.”(14)

Um jegliches Mißverständniß zu vermeiden, hier die tatsächlichen Worte, wie der Gründer sie spach (transkribiert aus dem japanischen Original):

“Kirisuto ga ‘hajme ni kotoba ariki’ to itta sono kotodama ga SU de arimasu. Sore ga kotodama no hajimari de aru.” („Im Anfang war das Wort“, gesprochen von Christus [d.h., in der christlichen Bibel] ist dies kotodama SU. Dies ist der Ursprung des kotodama.) (15)

Die Berichte im Kojiki lassen sich vergleichen mit anderen mythologischen Schöpfungsberichten, und sind nur in dem Sinne primitiv, als daß viele der Gottheiten göttliche Personifizierungen von natürlichen Objekten und Phänomenen sind. Izanagi und Izanami stehen für das Männliche bzw. das Weibliche und führen buchstäblich den Schöpfungs-Akt aus, im Sinne der Zeugung. Zum Vergleich: In der Genesis sind Adam und Eva vollständig überschattet von der Andersartigkeit Jahwes, und ihrer Zeugung der menschlichen Art wird nicht viel Gewicht beigemessen. Von den Nachkommen, die sie gebären, macht einer, Kain, seine Sache gar nicht gut. Eine andere nennenswerte Eigenschaft des Kojiki ist der Gebraucht von Waffen wie dem Speer und dem Schwert, die deutlich eine primitive Kriegskultur widerspiegeln, die aber auch gelegentlich eine phallische Symbolik erhalten. Wie die frühen Bücher der Bibel sind diese Berichte aufgeschriebene Erzählungen, die aus einer viel älteren Erzähltradition stammen und geformt wurden, um Erklärungen zu bestimmten entscheidenden Ereignissen zu geben, mit Ausdrücken, die die zeitgenössischen Leser verstehen konnten. Sie haben auch einen „politischen“ Beigeschmack. Beispielsweise wurde Susa-no-wo für die Gottheit des Izumo-Clanes gehalten, und für gewöhnlich benimmt er sich nur schlecht in Gegenwart von Yamato-Gottheiten. Wenn er allein ist, ist er in der Regel mutig und freundlich. Es gibt noch drei andere Vergleichspunkte zwischen diesen frühen Teilen des Kojiki und Texten wie z.B. der Bibel, und sie sind für das Aikido von Bedeutung. Erstens sind es heilige Texte und wurden gelernt als Basis für eine persönliche Religion. Das Kojiki wurde viel beachtet von Gelehrten wie Motoori Norinaga, aber ich denke, der Gründer nutzte diese Erzählungen eher als Meditationstexte, so wie ein praktizierender Christ vielleicht das Johannes-Evangelium gebraucht. Ich denke auch, er nahm die Geschichte durchaus wörtlich. Die Sammlung von doka, bekannt als ‘Lieder des Weges’ sind eine persönliche Meditation über Lehren, die der Gründer aus dem Kojiki zog. Beispielsweise erklärte er für gewöhnlich, die Juwelen am Speer symbolisierten Liebe und Barmherzigkeit. Und obwohl die Gottheiten den Speer benutzten, ein Instrument der Kontrolle, wurde die Kontrolle durchgeführt im Sinne von Liebe und Barmherzigkeit. Der Gründer glaubte auch, selbst die ‘himmlische schwimmende Brücke’ zu sein und die „göttlichen“ Techniken des Aikido zu übertragen. Er dachte auch, wir sollten seinem Beispiel folgen.

Der zweite Vergleichspunkt ist, daß die kami des Kojiki moralisch neutral sind. Als der Gründer also erklärte, daß das Aikido eine Kampfkunst sei, die auf Liebe basiert, und als er auf das Kojiki verwies, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, gab er damit seine eigene Interpretation an. Christen betrachten ihren Gott normalerweise als den Gott der Liebe, und es gibt eine Vielzahl theologischer Schriften, die anführen, daß die Gott gleichzusetzen ist mit Güte und Wahrheit. Nichts davon ist augenscheinlich im Kojiki, zum Beispiel. Kami können sich offenbaren als segnend oder zerstörend, je nachdem, wie sie behandelt werden.

“Behandle ihn recht mit der richtigen Verehrung und kultischer Aufmerksamkeit und den angemessenen Gaben, und man kann vom kami erwarten, daß er das Dorf segnet, es beschützt und ihm beisteht, daß man sehen kann, wie die Ernte reift, daß er Fluten und Dürre abwehrt, Feuer und Pest vereitelt. Kränke ihn dagegen, entweder durch Nachlässigkeit oder indem du ihn Blut und Tod aussetzest, und sogleich wird sein Wohlwollen umschlagen in Wut, die durch Feuer, Unfruchtbarkeit und Krankheit vernichtet. “(16)

Der dritte Vergleichspunkt ist, daß Teile des Kojiki geschrieben wurden in einem bestimmten Sprachtypus, und die Interpretation dieser Sprache, bekannt als kotodama, war eine Kunst an sich. Wenn kotodama diskutiert wird, werden oft Vergleiche hergestellt zu westlichen Texten wie den ‘logos’-Passagen zu Beginn des Johannes-Evangeliums. Ich glaube nicht, daß dieser Vergleich vollständig brauchbar ist, aus Gründen, auf die ich später eingehen werde.
Fußnoten
10. Tatsächlich wurde der butsudan zum gängigen Artikel im japanischen Haushalt, weil eine Order des Tokugawa shogunate verlangte, alle Personen sollten sich bei einem örtlichen buddhistischen Tempel einschreiben lassen. Die Order war ein Versuch, das Christentum auszurotten.

11. Die Zahl erscheint in einem Zitat des Gründers, angegeben auf S. 13 von John Stevens’ Buch „The Essence of Aikido“. Unglücklicherweise nennt Stevens nicht die Quelle dieses und anderer Zitate des Gründers.

12. Tatsächlich lautet der offizielle Name des Schreines Kanayama-Schrein, und die Gottheiten wurden früher von den örtlichen Grobschmieden verehrt, die bis zur Edo-Zeit Schwerter schmiedeten. Es ist eigenartig, daß die Gottheiten dieses Schreines auch als Fruchtbarkeitsgötter gesehen wurden und legt nahe, daß schon recht früh eine enge Beziehung zwischen dem Schwert und dem Phallus in der allgemeinen Vorstellung angenommen wurde. Kapitel 6 in Nicholas Bornoffs Pink Samurai, veröffentlicht bei Harper-Collins im Jahr 1991, enthält eine detaillierte Aufzählung japanischer Fruchtbarkeitsfeste.

13. Seit dem 2. Weltkrieg hatte der Shintoismus, mit seinem dem Bushido, dem Weg des Kriegers, verwandten Konzept einen schlechten Ruf. An manchen Punkten der japanischen Geschichte wurde die Sammlung von Mythen und Volksglauben, die als „Shinto“ bekannt waren, auch mißbraucht und zu einer Staatsdoktrin gemacht, die die Wichtigkeit eines „Japantums“ betonte: Yamato-damashi. Die Worte haben sich etwas geändert, doch die Sorge bleibt bei älteren Politikern und verursacht viel Irritation bei den asiatischen Nachbarn Japans. Es ist wahr, daß das Kojiki zusammengestellt wurde auf Befehl des Yamato-Clans, um dessen Rechtmäßigkeit über andere Clans zu rechtfertigen, doch einige Teile der Bibel hatten diese Funktion ebenfalls. Ich will in diesem Essay klarstellen, daß ich den Shintoismus nicht als politisches Instrument des Staates betrachte, aber ich glaube, daß der Gründer den Shintoismus als eine Bestätigung des Yamato-damashi ansah.

14. Die Aussage, ohne Quellenangabe, taucht auf S. 17 in John Steven’s The Secrets of Aikido auf. Der biblische Schöpfungsbericht steht in den Kapiteln 1 – 3 der Genesis, wo zwei separate Schöfpungsberichte ineinandergewoben sind zu einem eleganten Ganzen. Der Gründer bezieht sich klar auf den Beginn des Johannes-Evangeliums.

15. Diese zitierten japanischen Worte stehen auf S. 86 in Takemusu-Aiki: Aikido-Kaiso-Ueshiba-Morihei-Sensei-Kojutsu, herausgegeben von Hideo Takahashi, erstmals veröffentlicht im Jahr 1976. Die englische Übersetzung ist meine eigene. Natürlich will ich nicht Stevens Material oder seinen guten Willen bestreiten. Es wurden allerdings so viele Aussagen zu verschiedenen Gelegenheiten von unterschiedlichen Leuten dem Gründer „direkt“ zugeschrieben, daß ich der Meinung bin, in Lehrwerken wie in seinem, die ein großes Publikum erreichen, ist es nötig, die eigenen Worte des Gründers zu zitieren und die Quelle, aus der sie stammen.

Ich sollte ergänzen, daß einiges aus dem Takemusu Aiki von Sonoko Tanaka ins Englische übersetzt und veröffentlicht wurde im Aikido Journal (#116 – #119). Für diejenigen, die kein Japanisch können sind diese Ausschnitte eine wertvolle Quelle. Fr. Tanaka hat sich viel Mühe gegeben, die Worte der Gründers in gutes Englisch zu übersetzen, aber es gibt so viele Anspielungen auf das Kojiki, daß es für einen ernsthaften Studenten der religiösen Ansichten des Gründers und des kotodama sinnvoll wäre, diesen Text zuerst durchzuarbeiten. Ich denke auch, daß das ein Grund dafür ist, warum jemand, der sich ernsthaft mit dem Aikido auseinandersetzen will, Japanisch lernen muß.

16. Carmen Blacker, The Catalpa Bow: A Study of Shamanistic Practices in Japan, London, Allen & Unwin, 2. Auflage, 1986), S. 41.
von Peter Goldsbury
Übersetzt von Christiane Schiemann
Aus: Aikidojournal.com

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