Christian Tissier, Aikido-Meister aus Frankreich, lockt 200 Sportler zum Workshop
In der Szene hat er den Status eines Rockstars. Seine Lehrgänge sind international gefragt, seine Videos verzeichnen im Internet mehrere hunderttausend Klicks. Unter den Anhängern der asiatischen Selbstverteidigungskunst Aikido ist Christian Tissier jedem ein Begriff. Am Wochenende war der Franzose für einen Workshop zu Gast in der Darmstädter Aikido-Schule (Dojo).
Das Interesse ist dem Status des Gastes entsprechend groß. Rund 200 Teilnehmer haben sich angemeldet, einige sind sogar aus Berlin, Zürich und Tschechien angereist. Sie alle tragen einen weißen Keikogi, die traditionelle Bekleidung der asiatischen Kampfsportarten. Viele der Aikidoka haben zudem den schwarzen Hosenrock Hakama angelegt, als sie barfuß die Sporthalle betreten. Während das Publikum auf dem Boden sitzt, demonstriert Christian Tissier die Würfe und Kniffe, weist auf Französisch auf Fehler hin und vermittelt die Prinzipien der Verteidigungstechniken.
Angriffsstrategien sind unbekannt, Aikido ist eine reine Selbstverteidigungskunst. „Es geht darum, nicht nur den eigenen Körper zu beherrschen, sondern auch den des Gegners“, erklärt Camilla Möbes vom Aikido Dojo. Aikidoka machen ihren Kontrahenten kampfunfähig, indem sie dessen Bewegungsenergie aufnehmen, umleiten und ihn so zu Fall bringen. Auch wenn die Bewegungen elegant wirkten, leiste die Kampfsportart in brenzligen Situationen gute Dienste, sagt Möbes: „Man kann sich mit Aikido unglaublich gut verteidigen.“
Damit die Verteidigungstechniken eingeübt werden können, läuft das Training in Form eines Rollenspiels ab. Nach den Erläuterungen Tissiers finden sich die Aikidoka in Paaren zusammen. Der eine übernimmt die Rolle des Angreifers, des Uke, der andere arbeitet als Tori, als Verteidiger an seinen Kampffähigkeiten und macht den Angreifer unschädlich. Nach vier Übungsrunden wird gewechselt.
Tissier vergleicht das Verhältnis der beiden Aktiven sogar mit einem Dialog, bei dem die Fähigkeiten beider Akteure für das Gelingen entscheidend sind. Besonders wichtig für den Angreifer ist es, die Falltechniken zu beherrschen. Ein ungeübter Akteur würde sich nach den gekonnten Hebeln und Würfen sämtliche Knochen brechen.
Einer der Teilnehmer ist Dieter Kessler. Er trainiert am Darmstädter Dojo und ist mehrmals im Jahr bei Workshops mit dem Großmeister aus Paris dabei. „Das lohnt sich, denn Tissier entwickelt sich ständig weiter und unterrichtet nie dasselbe“, erklärt er. „Wenn man ihn sieht, bekommt man eine Ahnung davon, worauf es ankommt, wie die Techniken aussehen sollen.“
Anita Köhler, Leiterin des Darmstädter Dojo, ist Schülerin Christian Tissiers und kennt den Besitzer des Titels eines siebten Dans. Sieben Jahre ist sie wöchentlich nach Paris gependelt, um bei ihm zu üben. „Man hat bei ihm stets das Gefühl, dass man etwas Neues entdecken kann. Das ist sein Talent.“
Aus:Echo-online.de
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