Weißenhorn Sport aus Asien – wer denkt da nicht an Kampfsport wie Judo, Taekwondo oder Karate? Aber auch Übungen, die für die Harmonie von Seele und Geist gedacht sind – wie Yoga und Tai Chi – finden bei uns viel Anklang. Ein Mix aus beidem ist Aikido: der Weg („Do“), der die Harmonie („Ai“) der Energien („Ki“) fördert – zwischen Körper und Geist und zwischen Übendem und Umgebung. K!ar.Texterin Anna-Lisa hat eine Übungsstunde im Klarentiner Kolleg in Weißenhorn besucht.Kaum habe ich den Raum betreten, ist mir gleich aufgefallen: Die Gruppe aus 15 Personen besteht aus Erwachsenen und Kindern. Warum denn das? „Im Grund ist es bei vielen Sportarten egal, wie alt die Trainierenden sind, solange sie mit Motivation an die Sache herangehen und Spaß dabei haben. Es ist nur meistens nicht üblich“, erklärt mir Peter Ziegler, einer der „deshi“ (Schüler).
„Bei Aikido ist es besonders gut, weil man keine bestimmte Ausdauer oder Kraft, keine Vorkenntnisse braucht und man in jedem Alter leicht einsteigen kann.“ Die Stunde fängt damit an, dass alle Schüler sich in einer Reihe auf die Matten knien. Gegenüber in der Mitte ist der „sensei“ (Meister, Lehrer), der sie mit einer Verbeugung begrüßt, die sie erwidern. Zum Aufwärmen werden Übungen gemacht: Dehnen, Hampelmann, Rollen. Was mich total fasziniert, ist die konzentrierte Stille, sogar unter den Jüngsten, den Siebenjährigen.
Das ist ein Ziel von Aikido: dass die Konzentration steigt. Außerdem soll man sich entspannen und besser bewegen können. Und, wie in anderen Sportarten auch, soll die Gesundheit gefördert werden. Außerdem kann man Aikido gut zur Selbstverteidigung nutzen. Und auch da gibt es für Alt und Jung die gleichen Möglichkeiten. Warum sollte man es ihnen also nicht zusammen zeigen und dabei noch die Gemeinschaft unter den Altersklassen fördern?
Zugegeben, die nächste Trainingseinheit lässt noch nicht darauf schließen, dass man sich damit verteidigen kann. In dieser wird zuerst die Vorwärtsrolle geübt. Nein, sie ist nicht wie die bei uns. Es ist eine etwas kompliziert klingende Kombination von Schultern, Armen und Knien, bei der der Begriff „Körpergefühl“ eine ganz neue Bedeutung bekommt. Mit einer etwas anderen Technik aber gleichem Einsatz kann auch eine Rückwärtsrolle vollführt werden. Wohlgemerkt ist der Geräuschpegel die ganze Zeit über ziemlich niedrig.
Einfache Handgriffe mit großer Wirkung
Als es endlich zu den Partnerübungen geht, kann ich die ersten Anzeichen von Selbstverteidigungstechniken erkennen. Dabei geht es darum, wie man sich feste Handgriffe des Angreifers zum eigenen Vorteil macht und ihn so auf den Boden bringt. Zugegeben sieht es etwas unrealistisch aus, wenn ein halbstarkes Mädchen einen beinahe doppelt so großen Mann „besiegt“, doch beim eigenen Ausprobieren hinterher merke ich, wie viel Kraft wirklich in so einem einfachen Handgriff steckt.
„Deshalb verbieten wir es den Kindern auch, außerhalb von diesem Kurs einfach zum Spaß die Techniken anzuwenden. Wer erwischt wird, fliegt. Das klingt hart, aber wenn jemand damit überrascht wird, kann es böse enden“, erklärt mir der Lehrer. Wie man jemanden angreift, ohne dass er sich rauswinden kann, wird nicht gezeigt. „Aikido ist kein Wettkampf zwischen zwei Konkurrenten. Es ist eher ein Katz-und-Maus-Spiel, bei der die einzelnen Bewegungen und Techniken ineinander übergehen“. Sieht auch recht gut aus, finde ich, als der Lehrer drei Schüler auffordert, ihn von verschiedenen Seiten anzugreifen und er sich gegen alle drei gleichzeitig mit der zuvor geübten Technik zu verteidigen weiß.
Fasziniert und leicht amüsiert beobachte ich das doch etwas ungewöhnliche Spektakel. Wenn der Lehrer etwas Neues erklärt hat, stehen sowohl die Kleinen als auch die Großen da und üben miteinander, zeigen sich gegenseitig noch mal die einzelnen Schritte, wobei die Jüngeren ganz stolz sind, wenn sie den Erwachsenen etwas voraus sind. Ihr Selbstbewusstsein kommt dabei also keineswegs zu kurz. Viel zu schnell ist es dann so weit, dass man noch mal einige der entspannenden Übungen vom Anfang und die Verbeugung wiederholt und gemeinsam die Matten aufräumt. Und ich merke, dass ich in dieser einen Stunde nicht nur viel über Aikido erfahren habe, sondern auch einiges über etwas andere Trainingsmethoden.
Aikido Trainingsmöglichkeiten gibt es in Vöhringen, Senden, Weißenhorn und Ulm, siehe auch www.aikido-s.de
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