Kenji Shimizu – Der letzte Schüler von O Sensei Ueshiba 2.Teil

In einem Interview auf der Aikidojournal-Webseite erzählen Sie, dass O Sensei während einer Unterrichtsstunde wütend hereinplatzte und dabei sagte, was die Leute betreiben würden, wäre kein Aikido.

K.S.: Ja, er war sehr streng bei den technischen Details. Er sagte immer: „Dieses Aikido übe ich nicht!“

Die heute im Budokan stattfindenden Vorführungen verliefen damals in Hibiya. Wir konnten aber O Sensei nicht im Voraus dahin fahren: Wenn er jemanden beim Aikido üben zusah, sagte er: „Was macht er! Das ist kein Aikido!“

Der Saal war voll und es gab ungefähr 2000 Zuschauer. Solche Ereignisse waren sehr peinlich, deswegen mussten wir O Sensei erst zu Beginn seiner Vorführung mitnehmen. O Sensei wartete im Dojo und fragte mich: „Es hat schon begonnen, oder? Um wie viel Uhr soll ich dahin?“ Und andererseits sagte man mir: „Shimizu, du darfst O Sensei nicht vor dieser Uhrzeit hinbringen!“ (Lacht)

O Sensei drückte sich unglaublich aufrichtig aus. Er konnte nicht schmeicheln und war sehr streng.

Wenn O Sensei  eine Vorführung machte, zeigte er das Gleiche wie im Dojo?

K.S.: Um die Wahrheit zu sagen, habe ich immer das Gefühl gehabt, dass O Sensei beim alltäglichen Unterricht nie das ganze Ausmaß seiner Fähigkeiten zeigte. Nicht bei großen öffentlichen, sondern bei privaten Vorführungen oder im Einzelunterricht zeigte er Techniken, die man normalerweise nicht sah. Beim Zuschauen sagte ich mir: „Ach ja, natürlich, das kann man auch so machen“ oder „Dies ist also das echte Bujutsu.“

Manchmal gab es auch Momente, in denen ich mir beim Zuschauen gewisser Techniken sagte, dass allein O Sensei sie ausführen konnte. Und dieses Gefühl war bei den Sempai verbreitet. O Sensei alleine ist zu so etwas fähig…

O Sensei war eins dieser Individuen, die es als solche in der Welt der Bujutsu nur alle fünfzig oder hundert Jahre gibt. Er war ein Genie.

Ähnelten diese Techniken dem Daito Ryu?
K.S.: Hm, sicherlich. Aber O Sensei hatte zahlreiche Schulen gelernt, deswegen konnten es genauso Techniken aus der einen oder der anderen Schule sein wie eine Sache, die er selber geschaffen hat. Ich habe nur bei ihm gelernt, deswegen kann ich es nicht genau sagen.

Was unterscheidet Aikido von den anderen Budo-Arten?

K.S.: Die Essenz liegt, denke ich, in der äußersten Tiefe seiner Philosophie. Je mehr man Aikido übt, desto schwerer fällt es einem, es zu lernen. Aber wenn man auch älter wird, kann man dabei Fortschritte machen.

Nimmt man Judo oder Karate als Beispiel, erreicht man bei diesen Kampfkünsten das höchste Niveau generell in der Jugend. Je besser unsere körperliche Fähigkeiten sind, desto stärker ist man. Im Aikido kommt unsre Stärke nicht aus unseren körperlichen Eigenschaften sondern aus der Harmonie zwischen Körper und Geist. Dies führt in paradoxer Weise dazu, dass man immer effektiver wird, obwohl man älter wird.

Indem man Aikido länger übt, werden Geist und Körper nur noch eins, und je mehr die Zeit vergeht, desto wirksamer wird man.

Sind also die körperlichen Fähigkeiten nur von zweitrangiger Bedeutung?

K.S.: Es gibt Leute, die in perfekter körperlicher Verfassung sind und bei den ersten Krankheitssymptomen plötzlich sterben, während manche kränkliche Leute sehr lang leben. Dann fragt man sich, was die Stärke eines Menschen ausmacht. Besteht es darin, während einer Lebensphase stark zu sein, wenn man jung ist, oder sein Leben bis zum letzten Augenblick auszuleben?

Die echte Natur der menschlichen Stärke gehört zu den Sachen, deren man sich beim längeren Üben des Aikido bewusst wird. Wenn man altert, ändert sich der Körper.  Wenn man jung ist, funktionieren die Innereien ganz gut und man ist fit. Mit zunehmendem Alter schwächt zwar der Körper, aber der Geist wird stärker: Das ist unser „Kimochi“, das die Muskelschwäche lenkt und ausgleicht und uns es ermöglicht, sich bis zum letzten Atemzug auszuleben. Dies findet einen konkreten Ausdruck in der Technik, in der man den Partner aufnimmt und seine Kraft ausnutzt.

von links nach rechts Saotome Mitsugi, Ueshiba Morihei, Shimizu Kenji und Ueshiba Kisshomaru

Wie definieren Sie das Ki?

K.S.: Im Aikido spricht man oft vom Ki, aber es ist ein abstrakter Begriff, der schwer zu verstehen ist.

Spricht man vom Ki, kommt vor allem das Kimochi, die Arbeit des Herzens in Betracht. Daraus ergibt sich die Kraft und Energie. Dieses Grundprinzip ist viel wichtiger als die Muskelkraft. Die Leistungsfähigkeit kommt von der geistigen Kraft her.

Hört man die Erzählungen der Kriegsüberlebenden, versteht man, dass man beim schwach werdenden Ki unwiderruflich zu Tode kommt. Ohne Nahrung oder Hoffnung auf den folgenden Tag ermöglicht nur die geistige Kraft (Kiryoku) das Überleben. Verliert man die Hoffnung, stirbt man. Das Ki lenkt und führt den Menschen.

Das Ki ist mehr als eine körperliche Energie, also eine geistige Kraft?
K.S.: Die Seele ist die Quelle des Ki.

Ich möchte zwar nicht, dass die Leute sich in meiner darauf folgenden Behauptung irren, aber ich glaube nicht, dass man unterrichten kann, was Ki ist. Es ist etwas, das man durch Übung selber erfahren und verstehen muss.

Manche Personen sind nur an der Technik interessiert und möchten stärker werden, indem sie darauf fokussieren. Aber auch wenn man eine solide Technik erlernt, ist die Technik alleine nutzlos. Ist der Geist nicht stark, wenn man dem Gegner gegenüberstehen muss, wird das Herz trotz des starken Körpers weichen. In den älteren Zeiten verwendete man beim Budotraining den Körper zur Stärkung des Geistes bei der Übung. Shin shin tanren, den Körper und den Geist schmieden. Aikido ist genau das, es dient zur einheitlichen Stärkung von Körper und Geist. Das fällt dem Menschen sehr schwer.

Man darf sich nicht auf das Lernen der technischen Formen beschränken. Man fängt mit der Übung der Formen, der Kata an, dann vergisst man sie, um sich in die Technik richtig hineinzuversetzen. Die bloße Wiederholung der Form erstarrt uns und blockiert unsere Entwicklung.

Die Übung der Form ist also nur der erste Schritt?

K.S.: Ja, wenn man anfängt, ist es wichtig, die korrekte Form genau zu lernen. Es ist das Kihon, die Basis. Bleibt man aber auf die Übung der Kihon fixiert, kann man nicht mehr fortschreiten.

Unterrichten Sie die Techniken, indem sie die Bewegung zerlegen oder stufenlos durchführen?

K.S.: Ich persönlich zerlege im Unterricht die Technik nie. Ich zerlege sie wirklich nur gelegentlich, um den Anfängern ein Detail zu erklären, aber auch wenn beim normalen Training die Technik nicht völlig richtig ist, glättet sich die Form durch die praktische Erfahrung.

Die Wiederholung der Technik allein genügt nicht. Wichtig ist, seinen Geist in die Übung einzuschließen.

Sie unterrichten in zahlreichen fremden Ländern. Ändern Sie Ihre Art zu unterrichten?

K.S.: Nein, ich unterrichte einfach, was ich verstanden habe, alles, was ich weiß. Die Person, die früher für mich übersetzt hat, hat mich eines Tages gefragt: „Sensei, kann man das alles wirklich unterrichten?“ Selbstverständlich! Die Leute bemühen sich, fahren Strecken und zahlen, um zu üben, es gibt zu dem, was man zeigt, keine Grenze, alles muss unterrichtet werden! (Lacht)

Sehen Sie Unterschiede in der Art und Weise, wie die Leute das Aikido üben oder wahrnehmen?

K.S.: Ja, es gibt viele davon. Im Ausland sprechen die Leute vielmehr auf den Unterricht an, sie üben ernsthafter. In Japan üben die Leute Aikido wie einen Zeitvertreib oder eine Gesundheitsmaßnahme. Und das stört mich nicht. Für die Europäer hingegen geht die Übung des Aikidos oft über den Zeitvertreib hinweg. Um ein Beispiel zu nennen, sind heute mindestens sieben oder acht Personen aus Europa gekommen, um zu üben. In Japan gibt es Leute, die sich anmelden und abbrechen, obwohl sie fast nie geübt haben. Weil sie es nicht schaffen, ihre eigene Verpflichtung einzuhalten, oder sie nicht wie gewünscht fortschreiten. Dann sagen sie, dass sie dazu nicht fähig sind, und hören auf. Im Ausland üben die Leute mehr aus Leidenschaft, sodass die Anzahl der Weitertrainierenden höher ist. Seit etwa dreißig Jahren fahre ich nach Deutschland, und über hundert Schüler üben von Beginn an bei mir. Das erfüllt mich mit Freude. Indem die Schüler so lange üben, verstehen sie natürlich, was Aikido ist.

Warum sind Ihrer Meinung nach die Budo-Arten in Japan nicht beliebt?

K.S.: Japan ist eine materiell reiche Nation geworden, dies ist aber nicht der eigentliche Reichtum… Die Leute haben ihre Orientierungspunkte verloren und glauben an nichts mehr. Heute sucht sich Japan und fragt sich, welche Werte es annehmen soll. Das ist aber eine Frage, die die ganze Welt erschüttern wird…

Sie werden einen Lehrgang in Frankreich leiten. Geben Sie dort zum ersten Mal Unterricht?

K.S.: Nein, bereits vor langer Zeit war ich von Noro Sensei eingeladen worden. Es ist eine ziemlich witzige Geschichte. Eines Tages kam einer der englischen Schüler von Noro Sensei zum  Aikikai. Er war so kräftig, so muskulös, dass er wie ein Pferd aussah! Er war körperlich unheimlich stark und die Yudansha, die sich greifen ließen, konnten ihre Techniken nicht ausführen. Der Meister, der den Unterricht gab, ist dann angekommen und sagte ihm: „Greif mich an!“ Selbstverständlich blockierte ihn normalerweise niemand, und jedermann wurde geworfen. Der Engländer blieb aber stehen.

Ich war im Büro, der Sensei erschien außer Atem vor mir und sagte mir: „Shimizu, komm mal her.“ Ich fragte mich, was da los war und dachte, dass er sich unwohl fühlte. Auf dem Tatami sagte er mir: “Dieser Schüler leistet Widerstand, geht mit ihm üben.“

Bei seinem Angriff habe ich gespürt, wie unglaublich stark er war, und dass ich keine Chance hätte, ihn werfen zu können. Ich war aber ehemaliger Judoka, sodass ich ihn bei der Durchführung der Technik gesichelt habe. Er flog empor, bis er dumpf herunterstürzte. (Lacht)
Als er dann wieder aufstand, um mich anzugreifen, passte er auch auf seine Beine auf, und ich konnte ihn normal werfen.

Als er nach England zurückgekehrt ist, hat er anscheinend Meister Noro von dieser Geschichte erzählt und gesagt, es würde einen beeindruckenden Uchi-Deshi namens Shimizu geben. Als Noro nach Japan wiederkam, besuchte er mich und wir  aßen zusammen. Später lud er mich anlässlich einer Reise nach Deutschland in sein Dojo zum Unterrichten ein. Er war eine wirklich lustige Persönlichkeit. In Paris ist er sehr nett zu mir gewesen und er hat mich in wirklich ausgezeichnete Restaurants mitgenommen!

Seitdem bin ich zwar nicht wieder in Frankreich gewesen, aber ich habe jetzt einen sehr fleißigen Schüler, Pascal Olivier, der in der Pariser Umgebung unterrichtet und mich gebeten hat, zu kommen. Er hat hier in Japan lange gelernt und ich glaube, dass Christian Tissier ihn auf mich aufmerksam gemacht hat.

Wenn der Uke nicht in der Lage war zu folgen wurde O Sensei ungemütlich

Kennen Sie Christian Tissier?

K.S.: Nicht wirklich. Vor einigen Jahren hat er hier bei einer Unterrichtstunde zugeschaut. Ich habe ihm angeboten, sich bequem zu setzen, er hat aber die ganze Stunde in Seiza gesessen. Danach haben wir uns lange unterhalten. Da er vom Aikikai kam, habe ich mich gewundert, dass er mich kannte.

Die Franzosen mögen wirklich die Kampfkünste. Ich glaube, in Frankreich wird am meisten praktiziert. Auch Tamura Sensei ist in Frankreich, oder?
Ja.

K.S.: Tamura Sensei ist wirklich ein gütiger Mensch. Im Hombu-Dojo war er sehr nett zu mir. Er war zu jedermann nett und blieb gleichzeitig sehr aufrichtig, ohne sich jemals gehen zu lassen. Er hat bei O Sensei die Kihon sehr fleißig geübt. Personen wie Tamura Sensei können das Ken wirklich bedienen. Wir hingegen griffen O Sensei mit dem Schwert an, und er stach uns buchstäblich durch! (Lacht)

Ich hatte eine sehr geteilte Meinung zu den Leuten, die ich damals mochte oder nicht mochte. Unter den Sempai gab es Personen, die im Unterricht nicht aufrichtig geübt haben.

Ich war frisch angekommen und wenn einer von ihnen bei mir war, blockierte er mich so stark wie er konnte, um mir seine Überlegenheit zu zeigen. Sie wussten auch, dass ich vom Judo kam und dies hier keine Wirkung hatte. Dann warf ich sie gewaltsam, indem ich besonders am Anfang Judo verwendete. Sagen wir eher, da sie oft in einer „lasterhaften“ Art Widerstand leisteten, indem Sie eine Technik verhinderten oder nicht richtig angriffen, warf ich sie schließlich anhand einer Judotechnik. Wie oft hat mich O Sensei verbessert und mir gesagt, wir seien nicht in einem Judo-Dojo. (Lacht)

Er sagte: „Du hast schon wieder eine Judo-Technik benutzt.“ Und ich antwortete: „Hm… mein Partner griff wirklich stakt an, und es kam von selbst.“ Damals warf ich alle bis zum 4. Dan-Graduierten nach meiner Art.

Ab welchem Alter werden Kinder zum Tendokan zugelassen?
K.S.: Ab fünf Jahren. Sie lernen Etikette, wie sie sich bewegen und fallen sollen. Dann fangen sie ab dem Gymnasium mit dem Erwachsenentraining an. Aber beim Aikido darf man sich nicht beeilen. Im Gegensatz zum Sport, wo man die Jugend auf die Olympischen Spiele vorbereiten muss, haben wir das Glück, keine Fristen zu haben.

Ist es wichtig, beim Aikido die Waffen zu üben?
K.S.: Ich glaube nicht. Heutzutage unterrichten mehr und mehr Lehrer das Ken, aber früher wurde O Sensei sauer, wenn wir das Schwert übten. Er sagte: „Aikido ist Taijutsu, dann übt fleißig Taijutsu.“ Beim Training ist es gut, die Angriffssituationen zu variieren, und in diesem Sinne ist es nützlich, gegen Ken-, Jo- oder Tanto-Angriffe zu üben. Aber die Übung mit beiden Schwertern halte ich nicht für nötig. Die Leute, die das üben wollen, können Kendo üben.

Heute sprechen die Leute von Aikiken, Aikijo, daher herrscht große Verwirrung über die Bedeutung des Aikido. Die Essenz des Aikido ist das Taijutsu, das muss man bedenken. Aber man benutzt das Schwert, um das Riai, die Prinzipien zu lernen.

Körperlich gesehen ist es oft bequemer, das Ken oder das Schwert zu üben. Man wird am Ende weder geworfen noch immobilisiert. (Lacht)

Benutzte O Sensei Begriffe wie Aikiken oder Aikijo?

K.S.: Von O Sensei selber habe ich sie nicht gehört, aber im Dojo benutzten wir sie häufig unter uns.

Schlug O Sensei die Waffen gegeneinander, wenn er eine Technik vorführte?

K.S.: Nein. Dies geschah dank seiner Bewegung. Wir schafften es aber nicht einmal anzugreifen! Und wenn wir angriffen, wurden wir automatisch geschnitten oder geworfen. (Lacht)

Er sah unsere Absicht voraus. Kann man sie voraussehen, ist der Kampf im Voraus beendet. Er hatte durch viel Training eine Art Hellsichtigkeit erlernt. Er beherrschte das Dokushinjutsu, die Kunst, im Herzen des anderen vorauszusehen.

O Sensei war eine unglaublich weise Persönlichkeit. In die Welt der Bujutsu hat er eine unermessliche Weisheit gebracht. Niemand war mit ihm vergleichbar.

Was für ein Bokuto benutzte O Sensei?

K.S.: Ein klassisches Bokken. In seiner jüngeren Zeit benutzte er auch manchmal einen dickeren, um Makiwara zu schlagen. Zu meiner Zeit war es aber nicht der Fall, und das weiß ich ganz genau, da ich seine Waffen trug und sie ihm gab.

Er hatte auch ein dünnes, das er besonders bei seinen Gebeten benutzte.

Übte oder lehrte O Sensei Katas mit den Waffen?

K.S.: Das glaube ich nicht. Obwohl ich sein Haupt-Uke war, war ich nicht ständig bei ihm, deshalb kann ich nicht behaupten, dass es nie vorgekommen ist. Allerdings habe ich ihn solches nie unterrichten sehen.

O Sensei mochte es nicht besonders, dass man das Ken übt. Er sagt immer: „Übt intensiv Taijutsu!“

Ist das Üben auf den Knien wichtig?

K.S.: in letzter Zeit zeige ich nicht mehr viel Suwari Waza. Wie man diese Technik auch ins Auge fassen mag, sind das keine natürlichen Bewegungen, und das beschädigt die Kniegelenke sehr stark.

Auf den Knien allein gehen ist gut für die Stärkung der Beine und Hüften. Wenn man aber zu zweit übt, fängt man generell an, sich anzustrengen. Diese Art Übung ist eine erhebliche zusätzliche Belastung für die Knie, was oft zu einer Verletzung führt.

In der Vergangenheit war solche Technik unentbehrlich, weil man auf den Knien gelebt hat. Heutzutage ist es nicht mehr der Fall, und das Verletzungsrisiko ist meiner Meinung nach zu hoch, als dass diese Art Übung unentbehrlich ist.

Bei den meisten körperlichen Aktivitäten verletzt man sich die Knie sehr viel. Ist man einmal verletzt, ist es schwierig, sich davon zu erholen, deshalb ist es wichtig zu üben, indem man sie schont.

Meister Ueshiba war für seine außergewöhnliche Kraft berühmt. Sind Sie Zeuge besonderer Ereignisse gewesen?
K.S.: Ja, O Sensei war von Jugend an für seine Kraft berühmt. Ich kann mich einmal erinnern, als er nach mir für eine Massage rief. Er saß, einen Kimono tragend, und sagte mir, „Shimizu, massiere mir mal den Rücken.“ Ich habe gedacht, ich sollte ihn nicht zu stark massieren, also bin ich sanft vorgegangen. Dann hat er mir gesagt: „ Bist du gerade am Massieren? Du hast wirklich keine Kraft.“ (Lacht)

Ich war jung und ich habe mir gesagt, „OK, wenn etwas passiert, bin ich nicht daran schuld.“ Und dann habe ich angefangen, ihn mit all meinen Kräften zu massieren. Er hat sich nicht um ein Millimeter gerührt. Ich war verblüfft. Es war unglaublich.

Bei solchen Momenten, vielmehr als Vorführungen reiner Kraft, sah ich die wahrhafte Stärke von O Sensei. Sein Geist bewohnte seinen Körper und sein Zentrum war fest. Ich fragte mich, wie er so stark geworden war. Es war unvorstellbar, zumal er damals bereits 80 Jahre alt war.

Mit freundlicher Genehmigung von Léo Tamaki. Herzlichen Dank.
Blog Budo no Nayami von  Léo Tamaki

Übersetzung: Gaëlle Hemkemeier
Aus: Tendoryu-Aikido

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