Meister des zarten Kampfes

Aikido Nach sieben Jahren Training trägt Reinhard Mildes den Schwarzgurt

Ohne Schlaege und Tritte setzt Reinhard Mildes sich zur Wehr. Er nutzt die Kraft des Angreifers.

VON TIMO EBBERS
WILDESHAUSEN – Es sind weiche Bewegungen, mit denen sich Reinhard Mildes und Brigitte Brück in der Turnhalle an der Dr. Klingenberg Straße auf die Matte legen. Aikido heißt ihr Sport, und Mildes trägt den Schwarzgurt. Sieben Jahre hat der heute 61-Jährige dafür trainiert.

„Ai – das ist die Harmonie“, erklärt Mildes. Die Silbe „Ki“, fügt er hinzu, sei schwer zu erklären. Sie beschreibt den Willen und das Vermögen, seine Bewegungen in Harmonie zu koordinieren. „Do“, das ist der Weg, den ein Schüler des Aikido einschlägt. Wer Mildes und seiner Trainerin Brück zuschaut, glaubt weniger einen Kampfsport zu sehen. Eher wirkt das Training wie ein eleganter Tanz.

Doch Ehrgeiz schließt der harmonische Reigen nicht aus, schon gar nicht bei Reinhard Mildes. „Wir haben mit einem Training in der Woche angefangen“, erinnert sich Brück. „Dann hat er mich gedrängt, wir müssten zweimal trainieren.“ Mildes lacht und gibt zu: „Ich habe ihr gesagt: Einmal reicht nicht – nicht in meinem Alter!“

Ganz unerfahren war der Wildeshauser nicht, als er sich 2003 bei Brücks Aikido-Kurs in der Volkshochschule anmeldete. In seiner Jugend hatte er Judo trainiert, war aber später davon abgekommen. Für den Wiedereinstieg in fortgeschrittenem Alter eignete sich Aikido, da nicht Kraft und Akrobatik über den Erfolg entscheiden. „Es geht nicht darum, einen Gegner zu zerstören“, erläutert der 61-Jährige. Statt von einem Gegner spricht Mildes ohnehin lieber von einem Partner. „Es geht darum, die Energie des anderen aufzunehmen und umzulenken.“

Während er die Angriffe seiner Trainerin pariert, begleitet er seine Bewegungen oft mit einem ruhigen: „Und raus.“ Das heißt: Dem Angriff seiner Partnerin hält er keine Kraft entgegen, sondern er sucht ihrer Bewegung einen Ausweg, führt sie elegant – ja, wohin eigentlich?
Zu den Techniken des Aikido gehören Haltegriffe, mit denen sich eine Schulter durchaus schmerzhaft dehnen lässt. „Wenn einer abklatscht und aufgibt, wird der Griff sofort gelöst“, sagt Brück. Doch ihr fleißiger Schüler führt das Prinzip der Harmonie noch weiter: „So weit darf es gar nicht kommen. Das muss man vorher spüren“, führt er aus und stockt. Was er in sieben Jahren erfahren hat, ist schwer in einen Satz zu fassen. Und schließlich gibt es auch nach dem Schwarzgurt noch viel zu lernen.
Aus:nwzonline.de

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