Die Zukunft des Lichts kommt aus Japan

Glühbirnen und Neonröhren waren gestern: Die neue Art der Beleuchtung stammt aus Japan und kommt in Form von intelligenten Leuchtdioden.Die Erleuchtung im Lampengeschäft kommt aus Japan und sieht aus wie eine fliegende Untertasse. Nur 43 Millimeter ist die 60 Zentimeter Scheibe an der dicksten Stelle dick, die der japanische Elektronikkonzern Sharp seit Mitte September in Japan als Deckenleuchte verkauft. Und sie beherrscht Tricks, die bisherige Lampen alt aussehen lassen.

Per Fernbedienung lässt sich nicht nur die Helligkeit verändern, sondern gleichzeitig der Farbton des Lichts an die eigene Stimmung anpassen. Hell und weiß zum Studieren, dunkel und rötlich zum Rotwein-Dinner, kein Problem. Überdies passt die Lampe Lichtton wie Helligkeit automatisch an das Umgebungslicht an und dimmt das Licht augenschonend sachte ein und aus. Wie aufmerksam!
Verantwortlich für diese Art Spielchen sind extrem sparsame wie haltbare Lampen aus Leuchtdioden (LED), die auch in Deutschland langsam beliebter werden. Statt Glühfaden oder Leuchtstoff lässt ein Halbleiter die Lampe leuchten. Der wandelt Strom so effizient in Licht um, dass kaum Energie in Form von Wärme verloren geht und die Lampen immer kühl bleiben.
Richtig frohlocken die Lichtdesigner. Denn durch die winzigen, in allen Farben erhältlichen Dioden werden alle Grenzen des bisherigen Lampendesigns gesprengt. „Wir können unglaubliche Lampen produzieren“, sagt Noboru Fujimoto, der für den Bereich Gesundheit und LEDs zuständige Sharp-Vorstand. „Die LEDs werden die Leuchtenindustrie radikal verändern.“

In Autos hat es schon lange begonnen. Hochhäuser, Brücken und Fernsehtürme werden in Japan stromsparend in Leuchtskulpturen verwandelt. Toshiba stattet den Pariser Louvre mit LED-Lichtlösungen aus. Und der neueste Schrei in Tokio ist, unter LEDs Gemüse zu ziehen.
Nicht zufällig ist das Spielen mit der lichten Zukunft in Japan am weitesten vorangeschritten. „Im Mai machte der Umsatz von LED-Lampen 62 Prozent des japanischen Lampenmarkts aus“, erzählt Fujimoto. In Deutschland sind es noch geschätzte wenige Prozent. Neben Sharp sind auch die Elektronikgiganten Panasonic, Toshiba, NEC sowie ein paar kleinere Firmen in den Markt gestürmt, weil sie ein Riesengeschäft wittern.

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Lichttrends aus Japan auch in Europas Stuben ausstrahlen. Sharp exportiert bereits LED-Lampen in die USA. Demnächst dürften die Japaner es mit Osram und Philips direkt aufnehmen, die als Platzhirsche der europäischen LED-Lampenindustrie den Japanern technisch noch das Wasser reichen können.

Interessant genug ist der LED-Lampenmarkt im Abendland allemal. Im Gegensatz zum technikverliebten Asien muss die Industrie allerdings mehr Aufklärungsarbeit am Kunden leisten – „wie schon bei der Energiesparlampe“, sagt Till Moor, Pressesprecher von Osram in Deutschland. Statt über Watt redet man jetzt mehr über Lichtfarben und vor allem die „Lebenszykluskosten“
Herkömmliche Energiesparlampen zu ersetzen macht bei Preisen von 30 bis 50 Euro für die Chipslampen noch wenig Sinn. Die sind über den Lebenszyklus (Osram rechnet mit 25.000 Stunden für eine LED-Lampe) nahezu gleich teuer. Verglichen mit Glühlampen, dauert es zwar Jahre länger, bis sich die Investition rechnet. Aber dafür währt die Freude lang, weil Zeit der beste Freund der LEDs ist. Qualitätslampen halten 40.000 Stunden, rund 40-mal so lang wie Glühlampen. Das wären fast 14 Jahre, wenn man das Licht täglich acht Stunden lang brennen ließe.

Der größte Vorbehalt ist das Licht. Glühlampen würden schöneres, wärmeres Licht geben, wenden Kritiker ein. LEDs leuchten als kleine Punkte. Selbst wenn sie genauso hell sind wie eine normale Lampe, fühlen sich Menschen leichter geblendet. Und im Gegensatz zu den Rivalen strahlt das Licht nur in eine Richtung und nicht rundherum. Auch sehen laut Panasonic alle Farben unter Glüh- und Leuchtstofflampen besser aus als unter LED-Licht.
Ein anderes Manko ist, dass sich Lichtfarbe und -helligkeit im Laufe der Zeit stark verändern können, ein Alptraum für Leuchtdesigner. Die Lichtqualität hängt daher sehr stark davon ab, wie rigoros der Lampenhersteller bei der Auslese ist. Wer billige LED-Lampen kauft, läuft eher Gefahr, enttäuscht zu werden. Aber die Entwickler arbeiten mit Hochdruck daran, den LEDs die Kinderkrankheiten auszutreiben.

Die Fortschritte sind bemerkenswert. Durch Licht brechende Beschichtungen auf dem Lampenglas leuchten die LED-Lampen schon fast so gleichmäßig wie bisherige Lampen, nur eben nicht rundherum, sondern meist nur nach unten und zur Seite. Doch es kommt noch besser, meint Sharp-Vorstand Fujimoto. „Meine Idee ist Licht plus Alpha“, sagte er, also Licht mit Zusatznutzen. Wie die Dimmer-Deckenleuchte. Oder die Datenlampe: Durch nicht sichtbare Modulationen der elektronisch gesteuerten LEDs lassen sich Daten schnurlos per Licht an Computer übertragen. Fujimotos nächster Traum ist ökologisch bodenständig: Eine Lampe, die sich automatisch ausschaltet, wenn niemand im Raum ist. Dann muss niemand mehr sagen: „Der Letzte macht das Licht aus.“
Aus:Welt.de

Share

2 Kommentare zu Die Zukunft des Lichts kommt aus Japan

Hinterlass eine Antwort