Ich war auf einer kurzen Radtour in der wunderschönen japanischen Landschaft, als ich ein Paar Krähen bemerkte, die gierig auf der Straße am Rande eines Reisfeld etwas frassen. Diese Krähen sind kleiner als die riesigen Dschungel Krähen, die die städtischen Parks und Wohngebiete terrorisieren. Sie haben auch einen dünneren Schnabel. Ihr japanischer Name hashiboso-garasu bedeutet „Engschnabel Krähe“ im Gegensatz zu den Dschungel Krähen hashibuto-Karasu oder „Dickschnabel-Krähe.“ Die Krähen sind in erster Linie Land Viecher, und ernähren sich von einer großen Vielfalt von wilden Pflanzen und kleinen Tieren .
Durch mein 8-Power Fernglas sah ich, dass die Krähen eifrig große Mengen von etwas sehr kleinem verschlangen. Meine allgemeine Politik ist die Beziehungen der Natur nicht zu stören, aber dieses Mal beschloss ich, eine Ausnahme zu machen. Angesichts der Zeit des Jahres und die Art, wie diese Krähen ihre Beute schnappten, hatte ich mehr als eine gute Vorstellung davon, was sie fraßen.
Ich jagte die Krähen weg, und überprüft die Stelle, wo sie gefressen hatten. Wie ich gedacht hatte, wimmelte der Boden von winzigen Fröschen, kaum mehr als einen Zentimeter lang. Trotz ihrer Größe erreichten die Frösche schnelle Sprünge von mehreren Dutzend Malen ihrer Länge. Sie machten einen schnellen Abstecher von den Reisfeldern in die Wälder der gegenüberliegenden Seite der Straße.
Dieses waren japanische braun Frösche (Rana japonica), hier nihon-aka-gaeru (rote japanische Frösche) genannt. Sie brüten in den Reisfeldern, ab Anfang Februar und ihre Kaulquappen verlieren jetzt gerade ihre Schwänze und machen ihre Metamorphose in Baby-Frösche. Sobald sie die Wälder erreichen bleiben die braunen Frösche dort und ernähren sich von kleinen Insekten und Krustentieren. Die japanischen braunen Frösche kommen nur in die Reisfelder zu ihrer jährlichen kurzen Brut.
Der Grund, warum ich beschloss die Krähen zu verscheuchen, war, dass der japanische braune Frosch als Kategorie-A vom Aussterben bedrohte Arten in der Präfektur Chiba eingestuft ist. Diese Kategorie ist für jene Arten, die am meisten vom Aussterben bedroht sind, vorbehalten. Während ich ein schlechtes Gefühl, hinsichtlich darüber hatte, dass ich den Krähen eine geschmackvolle Fütterungs Gelegenheit geraubt hatte, wollte ich den braunen Fröschen einen kleinen Schubs auf ihrem Weg der Besserung geben.
Eigentlich hätte eine Menge von den Fröschen die Wälder ohnehin erreicht. Fast alle Frösche in einem bestimmten Reisfeld verwandeln sich zusammen. Sie springen in so großer Zahl, dass kein Raubtier sie alle zusammen fressen könnte. Dennoch gab es zwei Krähen, sehr schnell und geschickte Vögel und hätte ich sie allein gelassen, sie hätten einen erheblichen Tribut gefordert.
Immer noch nicht ganz sicher, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte, ging ich ein paar Schritte, um die Dinge in der umfassenden Einsamkeit eines Shinto-Schrein aus der Nähe zu betrachten. Dieser besondere Schrein ist die Chinju-sha des Dorfes an dem ich vorbei fuhr, was bedeutet, dass die Kami Gottheit sich um alles und jeden in der Nachbarschaft kümmert, einschließlich Krähen, Frösche und der Besuch Naturforscher. Der Schrein steht am Rande einer Hochebene mit Blick auf die Reisfelder, und wird von einem kleinen, aber schönen heiligen Hain, umgeben.
Der Hain enthält nur etwa ein halbes Dutzend große Bäume, aber diese sind große, alte Exemplare der einheimischen Arten. In der Tat ist der Hain ein winziges Beispiel der großen unberührten immergrünen Laubwälder, die einst Japans ganzen Westen der Kanto-Region abgedeckt hatten. Zu dieser Zeit des Jahres sind die sudajii chinquapins (Castanopsis sieboldii) immer noch in voller Blüte. Die Chinquapins sind die Monarchen von Japans warmen gemäßigten Urwäldern. Sie wachsen nicht ganz so groß wie einige der Eichen, aber sie haben Stämme, die über einen Meter im Durchmesser messen, und sie breiteten ihre großen dichtbelaubten Kronen breit und hoch aus.
Die massiven Bäumen des heiligen Hains hielten ihre Blumen ein Dutzend Meter über meinem Kopf, aber zum Glück gab es einige jüngere Exemplare, die am Hang entlang wuchsen. Die Chinquapins, die formell auf Japanisch sudajii genannt werden, aber lokal als shii bekannt sind (die beliebten Shiitake-Pilze sind nach ihnen benannt worden), haben getrennte männliche und weibliche Blüten. Beide Arten kommen jedoch auf kurzen Stielen an jedem Baum vor. Die männlichen Blüten sind weit dichter als die weiblichen verpackt.
Diese Bäume werden von Insekten bestäubt, und die Blumen verströmen einen süßen Duft, der noch schwer in der Luft im Inneren des Hains hängt. Diese Bäume haben auch einen netten kleinen Trick in ihren botanischen Ärmeln. Die männlichen und weiblichen Blüten entstehen beide auf den grünen neuen Trieben, die gerade in diesem Jahr entstanden sind. Direkt unter ihnen, in den bereits grauen Trieben aus dem letzten Jahr, befinden sich Gruppen von kleinen Eicheln von nur etwa fünf Millimeter Durchmesser. Diese sind die Eicheln, die aus den letztjährigen weiblichen Blüten gebildet wurden. Sie verbringen einen Winter ruhend, dann wachsen und reifen sie im Herbst des zweiten Jahres.
Eigentlich sollte ich mich ein bisschen mehr Sorgen. Der Schrein ist ein Kumano Jinja und der familiäre Geist der Kami ist gerade, eine dreibeinige Krähe – die gleiche die man auf Japans Nationalmannschaft Fußballuniformen sieht. Ich hoffte nur, dass die Kami auch Waldfrösche mögen.
Kevin Short
Übersetzung Carina
Aus: The Japan News
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