Wie werde ich so alt wie ein Japaner? 3.Teil

Geheimnis 4: Hygiene

Der Japaner nimmt es mit der Hygiene sehr genau, er fürchtet wenig so sehr wie Schweiß, Schmutz, Staub und Infektionen
»Bitte duschen Sie zweimal« (Hinweis für Touristen in einem öffentlichen Bad in Tokio) Sollten Sie mal in einem Ryokan, also einem traditionellen Landgasthof, eine Nacht verbringen, werden Sie das spätestens an der Kleiderordnung bemerken. Ihre Straßenschuhe tauschen Sie am Eingang gegen ein Paar Binsenlatschen, das Sie beim Betreten des Zimmers vor der Tür stehen lassen. Drinnen legen Sie die Straßenkleidung ab und tauschen sie gegen den Yucata, eine Art Kimono mit meterlangem Gürtel. Wollen Sie Ihr Bad vom Zimmer aus betreten, wartet ein neues Latschenpaar auf Sie.

Mit den Im-Hotel-erlaubt-Latschen dürfen Sie zum Onsen. Das sind die heißen Bäder, die Japaner so sehr lieben. Überall gibt’s diese Onsen, in denen getrennt nach Geschlechtern und nackt gebadet wird.Der Besuch beginnt mit einer ausführlichen Körperreinigung. Dazu setzt man sich auf einen bierkastenhohen Schemel, auf dem sich selbst Japaner die Ohren mit den Knien zuhalten können, und wäscht jedes Haar, jede Körperfalte, jeden Quadratzentimeter Haut mit Hilfe einer Handdusche und einem Eimerchen.

Ungewohnt ist, dass man das direkt vor den anderen Badenden tut. Öffentlicher kann man sich nicht waschen, und da jeder Reiseführer davon abrät, auch nur ein Fitzelchen Restschaum am Körper zu übersehen, auch nicht gründlicher. Dann darf man ins Wasser. Das ist heiß, oft mit deutlich über 40 Grad sogar sauheiß, und ehe der Kreislauf schlappmacht, verlässt man die Wanne am besten wieder – Schmerzunempfindliche nach 3 Minuten.

Hygienewahn mit musikalischen Toiletten: Der Besuch im Onsen ist für viele Japaner ein wichtiges Ritual, er leitet den Feierabend, das Wochenende oder die Nachtruhe ein, so dass die Bäder vieler Hotels die ganze Nacht über geöffnet sind. Das jedoch hindert keinen Japaner daran, am Morgen ein weiteres Mal zu duschen.

Und da wir schon bei den Details des japanischen Hygienewahns sind, seien hier noch die Toilettensitze erwähnt. Die meisten sind mit einer Vielzahl von Knöpfen ausgestattet, mit denen sich die Temperatur des Sitzes, unterschiedliche Duschstrahlarten und der Föhn für den Hintern regeln lassen. Der Knopf, mit dem Sie die Musik oder ein Pfeifen starten, ist für all jene gedacht, die übliche Geräusche übertönen wollen.
Geheimnis 5: Grüner Tee

Grüner Tee verspricht offenbar ein langes Leben und wird darum in Japan zu jeder Gelegenheit getrunken
»Frieden liegt in einer Tasse Tee« (buddh. Weisheit) Sie trinken ihn morgens, mittags und abends, warm und kalt, aus Porzellantassen oder Getränkedosen. Wenn Bier das Getränk der Deutschen ist, dann ist es der grüne Tee für die Japaner. Und sie verehren ihn noch mehr als die Bayern das Reinheitsgebot.

Für die meisten Japaner ist der grüne Tee die wichtigste Ursache für ihre hohe Lebenserwartung. Sie glauben, dass er sie vor Krebs, Karies, Bluthochdruck, Hirnschlag und Arteriosklerose schützt, schlank hält, den Blutzuckerspiegel kontrolliert, Kapillargefäße stärkt und bei radioaktiven Niederschlägen den Körper entgiftet. Wissenschaftlich erwiesen ist das alles nicht. Nur, dass grüner Tee vitaminreich und bekömmlich ist und Flavonoide enthält, die vor Krebs schützen sollen.Ganz besonders gut scheint er denen zu bekommen, die hauptberuflich die berühmten Teezeremonien abhalten – strenge Abfolgen von Handlungen rund um die Zubereitung und den Genuss von Tee, bei denen man deutlich mehr formale Fehler machen als Schlucke aus der Tasse nehmen kann. Den Zeremonienmeistern wird nachgesagt, sie würden alle steinalt. Kein anderer Beruf in Japan verspricht ein längeres Leben. Das ist statistisch erwiesen.

Heilige Handlung: Die Teezeremonie (Chanoyu) ist ein wichtiger Bestandteil des traditionellen Lebens. Die wichtigsten Kriterien sind die Einhaltung der Reinheit (Sei), die Ehrfurcht vor dem Leben (Kei), die Harmonie (Wa) und die Stille (Jaku). Der schlammige, pelzige, bittere Tee (Matcha) schmeckt trotzdem merkwürdig.
Autor:Jan Spielhagen
Aus:MensHealth.de

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